Freitag, 6. Juli 2018

Die weiblichen Eindringlinge Kapitel 52 - Alinas Prinz


„Und sie guckt mich manchmal so finster an, wenn ich nur in die Richtung ihrer Brüder gucke. Findest du das nicht auch übertrieben. Halloween ist seit Ewigkeiten vorbei und Gaby reitet immer noch darauf herum. Würdest du es so schlimm finden, wenn ich mit Leon schlafen würde? Naja, er ist ja nicht dein richtiger Bruder aber…. Äh Alina? Hörst du mir überhaupt zu?“

Michelle, ein kleines zierliches Mädchen mit braunblonden Haaren und braunen Augen, sah ihre Freundin ärgerlich an. „Alina?“ fragte sie wieder. Doch Alina reagierte nicht. Ihre blauen Augen starrten auf die Essenausgabe der Schulkantine. Sie schien sich in einer ganz anderen Welt zu befinden. Und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Was gibt es denn da zu gucken?“ fragte Michelle und drehte sich um. Doch alles was sie sah waren Schüler, die sich ihr Essen auf ihre Metalltablets legten. „Alina, jetzt rede mit mir.“ maulte Michelle und verschränkte die Arme. „Oh.“ machte Alina plötzlich und wirkte so angespannt, als ob sie sich einen Krimi angucken würde.

„Sie haben ihn geschubst. Einfach so und jetzt lachen sie auch noch.“ Alina schien mit sich selbst zu sprechen und während sie das tat, sah Michelle, wie sich die Muskeln in ihrem Körper spannten.

Alina war nur ein wenig größer als Michelle, hatte blonde Haare und tief blaue Augen. Mit ihrem herzförmigen Gesicht, den hohen Wangenknochen der kleinen Stupsnase und den vollen Lippen, hatte sie ein äußerst schönes Gesicht. Und ihre glatte Pfirsichhaut schien absolut perfekt. Für ihre Größe hatte sie ein auffällig breites Kreuz aber was noch viel mehr auffiel waren ihre Muskeln. Und diese hatte sie überall. Sie hatte einen kräftigen V-Rücken und dicke Muskeln im Nacken. Muskelrundungen an den Schultern, Armen und Beinen. Wobei ihre Oberschenkel von richtigen Muskelsträngen geziert wurden und ihre Oberarme schienen fast ihr rosa Shirt zu sprengten.

„Hörst du mich überhaupt?“ murmelte Michelle und stocherte missmutig in ihrem Mittagessen herum. Alina reagierte nicht, sie saß weiterhin da und starrte in die Menge der Schüler. „Oh, wer sagst denn.“ sagte Alina auf einmal, „Der Oberschubser kommt vorbei, na warte.“

Michelle dreht sich um und sah, wie ein großer Junge mit schwarzen Haaren die Tischreihen entlang ging. Als er gerade ihren Tisch passieren wollte, streckte Alina schnell ihr Bein aus und der Junge ging mit lauten Geschepper zu Boden. Allgemeines Gelächter ertönte von den anderen Tischen. Wütend blickte der Junge auf. „Du blöde….“ er hatte sich wieder halb aufgerichtet und wollte gerade seiner Wut freien Lauf lassen, als er merkte, wer ihm ein Bein gestellt hatte.

Alina war aufgrund ihres muskulösen Körperbaus in der Schule bekannt. Genauso wie ihre anderen Freundinnen. Niemand wagte es, sich mit ihnen anzulegen. Sobald der Junge Alina erkannte, war sein Ärger plötzlich verflogen. „Oh Alina du bist es.“ sagte er kleinlaut. Das hinderte Alina aber nicht daran wütend seinen Arm zu ergreifen und so zusammenzudrücken, das der Junge mit einem Aufschrei vor ihr in die Knie ging.

 „Jetzt hör mir genau zu!“ fauchte Alina böse. „Wenn ich noch einmal sehe, wie du den Jungen da hinten schubst, mache ich das mit dir.“ Alina hatte den Arm des Jungen während des Redens losgelassen und sich ihr leeres Eisentablet genommen. Diese Tablet waren extrem Stabil und waren aus irgendeiner Stahl-Eisen Mischung. Alina packte es mit beiden Händen und bog es vor den Augen des Junges, als ob sie ein Stück Papier zusammenfalten würde. Doch damit nicht genug, sobald sie fertig war, faltete sie das Tablet erneut. Dabei schwoll ihr Bizeps an, der abstrakt hoch war, wie eine Dose die man auf Alinas Arm gestellt hatte. Der Junge kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Scheinbar hatte er Alinas Muskeln noch nie im Einsatz gesehen. Und nicht nur er glotzte, sondern auch alle Schüler an den Nachbartischen starrten Alinas Arme an.
„Siehst du?“ fragte Alina. „Ich werde dich so falten, dass du bei deiner Mama in die Handtasche passt. Und jetzt verschwinde!“

Der Junge nickte mit bleichem Gesicht und versuchte sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen. Dabei rutschte er auf seinen, am Boden liegenden, Mittagessen aus und fiel noch einmal lang hin, bevor er hastig weiter taumelte.

„Was war das denn?“ fragte Michelle die dem Jungen irritiert nachsah. „Nichts.“ meine Alina als ob nichts passiert wäre. „Sag schon, welchen Jungen soll er nicht schubsen?“
„Sage ich nicht.“ sagte Alina, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wie aber warum nicht? Komm sag schon! Es ist ein junge denn du magst oder?“
Alina sagte nichts, wurde allerdings rot im Gesicht, was eine Antwort erübrigte.
„Oh.“ machte Michelle laut und man sah ihr die Neugier direkt an. „Du magst ihn. Bist du verliebt? Oh Alina sag schon!“
„Nein.“ sagte Alina, schnappte sich ihr gefaltet Tablet und ging mit schnellen Schritten davon. Michelle wollte ihr am liebsten hinterher laufen, aber sie glaubte nicht, dass Alina ihr etwas sagen würde, außerdem hatte sie noch nicht aufgegessen. Vielleicht wusste ja Sofia wer der Junge war.

Alina ging eilig aus der Kantine. Auf dem Weg raus, warf sie ihr Tablet in den Mülleimer. Michelles neugierige Frage konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Ja sie war verliebt. Und wie. Dieser Junge brachte ihr kleines Herz zum Hüpfen und in ihrem Kopf drehte sich alles um ihn. Wie er wohl hieß, was er so machte, wie er roch. Oder noch wichtiger ob er sie kannte oder andere Mädchen. Das waren Fragen die sie abends wach hielten. Und in der Schule lief sie während der Pause meist durch die Gänge auf der Suche nach diesem einen Jungen. Wenn sie den Jungen fand, beobachtete sie ihn aus sichererer Entfernung.

Eilig rannte sie den Flur entlang, um herauszufinden, wohin ihr heimlicher Schwarm gegangen war. In welche Klasse er ging, wusste sie natürlich. Er besuchte eine Klasse unter ihr und außerdem wusste sie mit welchem Bus er nach Hause fuhr. Mit viel Schwung lief Alina um die nächste Ecke und prallte prompt mit einem schmalen dünnen Mädchen in ihrer Größe zusammen, welche sie mit ihren breiten Schultern und ihrem Gewicht glatt zu Boden rammte. Ein „Uff“ entwicht dem Mädchen, das selbst das Gefühl hatte, als ob es gegen eine Mauer gelaufen wäre.

Alina wurde so plötzlich aus ihren Gedanken gerissen, dass sie einen Augenblick verwirrt das Mädchen am Boden betrachtete. Dieses lag benommen am Boden und wusste wohl für einen Augenblick nicht, was passiert war. Alina hatte sich gerade aus ihrer Schockstarre gelöst, als plötzlich ihr Prinz vor ihr auftauchte.

„Lani!“ rief er besorgt und ging neben dem Mädchen auf die Knie. „Geht es dir gut?“ Das Mädchen stöhnte nur und richtete sich halb auf. „Mir ist schwindelig.“ sagte sie und fasste sich an den Kopf.

Was Alina in diesen paar Augenblicken wahrnahm, war eine ganze Menge. Zum einem sah sie ihren Prinzen, der übrigens einen halben Kopf größer war als sie, zum ersten Mal von nahen. Und er sah toll aus. Verwegenes braunblondes Haar und große braune Augen. Sie hätte ihn am liebsten für immer nur angeguckt aber als er in die Hocke ging, sah sie noch etwas. Und zwar das, dass Mädchen auf dem Boden ebenfalls sehr schön war. Sie hatte auch große Augen nur das ihre grün waren. Ein schmales Elfengesicht und blondes Haar das fast schon weiß war. Sie sah wirklich aus wie eine zierliche Elfe und Alinas Prinz war sichtlich besorgt um sie.

Jetzt sah er sie an und Alina versuchte süß zu lächeln. Doch er lächelte nicht. Im Gegenteil, er sah wütend aus. „Kannst du nicht aufpassen?“ rief er sauer, was Alinas Herzen einen kleinen Stich verpasste. „Nein, ja,…“ rief sie sofort und ging ebenfalls in die Knie. „Ihr geht es doch gut.“
„Geht es nicht!“ sagte ihr Prinz gereizt. „Ihr ist schlecht, vielleicht hat sie eine Gehirnerschütterung.“

„Oskar!“ rief das Mädchen mit einer warmen angenehmen Stimme. „Es geht mir gut.“
Alina speicherte den Namen sofort ab. Oskar. Dann sah das Elfengesicht Alina an. „Hilfst du mir hoch?“ Alina nickte und da sie aufgeregt war, ignorierte sie die ausgestreckte Hand des Mädchens, sondern packte sie an der Hüfte um sie sogleich hoch in die Luft zu heben. Das Mädchen quietschte laut auf, als Alina sie wie eine Felder in die Luft hob. Und auch ihr Prinz sah sie mit offenem Mund an.
Was zu einem an dem Kraftakt lag, den Alina mühelos vollführte, zum anderen an den enormen Muskeln, die dabei aus Alinas Arm traten.

Alina, die nur alles richtig machen wollte, erschrak selbst, als das Mädchen so quietschte und stellte es sofort, wie eine Spielfigur, vorsichtig auf dem Boden. „Scheiße.“ sagte das Mädchen und taumelte Richtung Flurwand, um sich an dieser abstützen. Alinas Prinz mit dem Namen Oskar sah Alina noch kurz wie ein Auto an, lief dann aber gleich zu Lani um sie zu stützen.
„Ich sagte doch, es geht mir gut.“ sagte sie, als er sich an ihre Seite befand. „Wohl kaum…“ sagte er trocken. „Ich bring dich rüber.“ sagte er und führte das Mädchen weiter. „Kann ich helfen?“ fragte Alina leise. „Du hast schon genug getan.“ brummte der Junge. Ein weiterer Stick in Alinas Herz.

Innerlich schrie alles in Alina auf. Er mochte sie nicht. Ihre erste Begegnung und sie hatte alles falsch gemacht. Viel Schlimmer, er hatte bereits eine Freundin. Eine die viel schöner war als Alina und sie war auch älter. Wahrscheinlich gehörte sie zur Uni, die sich einige Räume mit der Schule von Alina teilten. Und sie war auch viel schmaler, zierlicher und hatte wenn überhaupt ganz kleine Mädchenmuskeln. Dann mochte er Alina bestimmt nicht. Der Gedanke trieb ihr die Tränen in die blauen Augen. So schnell sie konnte, rannte sie davon. In ihrer Klasse legte Alina ihren Kopf auf ihren Tisch und trauerte leise. Zum Glück sprach sie niemand an, selbst der Lehrer verzichtete darauf, Alina daran zu erinnern mitzumachen.

Nachdem Alina sich zwanzig Minuten mit dem Gedanken gequält hatte, dass ihr Leben nun keinen Sinn mehr machte und das überhaupt alles egal war, wenn ihr Traumprinz sie nicht mochte, erdachte sie einen Plan um alles wieder in Ordnung zu bringen. Als erstes musste sie sich bei Lani entschuldigen. Sie hatte auch daran gedacht, Lani zu verprügeln mehrmals sogar, aber ihre innere Stimme wusste, dass dies der falsche Weg gewesen wäre. Zum einen war ihr Lani sehr lieb und warm vorgekommen. Zum anderen wusste sie, das Jungs es gar nicht mochten, wenn man ihre Freundin verhaut. Und letztlich war Lani so zierlich, dass sie einen Faustschlag von Alina vielleicht nicht überlebt hätte. Beim letzten Gedanken hatte Alina innerlich böse gegrinst. Aber nein, sie musste sich bei Lani entschuldigen und dann ihre Freundin werden und dann Oskars Freundin. So in der Reihenfolge. Ganz einfach.

Leider waren die Vorlesungen an einer Uni über den ganzen Tag verteilt, so dass Alina nicht wusste, wann Lani Schluss haben würde. Also wartete sie geduldig vor dem Haupteingang und hoffte, dass Lani keinen der Seiteneingänge benutzen würde. Eine Stunde saß Alina auf einer Bank vor dem Eingang und wartete. Da es Schülern nicht gestattet war die Uni zu betreten musste sie draußen warten. Doch dann kam Lani endlich. In einer Gruppe von anderen Mädchen lief sie zur Bushaltestellt und Alina folgte ihr.

Während Alina dem Mädchen folgt, überlegte sie, wie Oskar zu einem Mädchen kam, das so viel älter war als er. Oskar war bestimmt sechzehn oder so und Lina Anfang zwanzig. Ob sie jetzt zu ihm wollte?

Auf dem Weg zu Bushaltestelle trennten sich ein paar Mädchen von den anderen und gingen zum Parkplatz der Uni. Weitere drei rannten plötzlich los um ihren Bus noch zu bekommen, so dass Lani schlussendlich alleine an der Haltestelle stand. Alina hustete leise, als sie sich neben das Mädchen stellte.

Lani sah sie stirnrunzelnd an, doch dann erkannte sie Alina. „Hey du bist doch das Mädchen, das mich heute über den Haufen gerannt hat.“ „Ja.“ sagte Alina kleinlaut. „Und es tut mir wirklich leid. Ich wollte das nicht.“
„Ach schon gut, ich bin nicht nachtragend.“

Stumm betrachtete Alina das Mädchen, ihre Haut war rein und heller als Alinas. Aber ihre Arme fand Alina etwas dünn. Die könnte sie ganz einfach brechen, wie einen Zweig. Dann würde sie bestimmt von Oskar trennen, wenn Alina das so wollte.

„Ist noch was? Du bist so still.“
„Oh nichts.“ sagte Alina und wurde rot, weil sie so fiese Gedanken hatte. „Es war mir nur wichtig, dass du mir nicht böse bist. Kann ich irgendwas für dich tun, als Wiedergutmachung?“
„Du siehst sehr muskulös aus.“ sagte Lani und stupste Alina prüfend in die Schulter. „Verdammt ist das hart. Du machst definitive Bodybuilding oder?“
„Ja schon. Wieso? Soll ich einen Schrank für dich verschieben oder so was?“
„So was ähnliches. Es gibt da so einen Typen bei uns im Haus. Der sitzt immer mit seinen Freunden Draußen vor dem Hauseingang. Ich muss mir täglich seine dummen Sprüche anhören und einmal hat er mir sogar auf den Hintern gehauen.“
„Hmm.“ machte Alina. „Ist er sehr groß? Und wie viele Freunde hat er? Ansonsten könnte ich eine meiner Freundinnen anrufen, die prügelt sich zu gerne mit anderen. Und sie ist auch nicht schlecht darin.“
„Ich weiß nicht. Ich wollte dich eigentlich nicht damit belästigen. Es war nur so eine Idee, weil mich dieser Typ so nervt.“
„Ach weißt du was?“ sagte Alina und lächelte lieb. „Ich komme einfach mit und guck mir den Typ mal an. Ich habe gerade sowieso nicht vor. Und ich schulde es dir.“

Lina schien noch etwas unschlüssig, aber dann nahm sie Alina doch mit. Sie fuhren zusammen Bus und sprachen dabei über verschiedene Dinge. Alina zwang sich dazu, keine Fragen über Oskar zu stellen. Sie würde nur nachhaken, wenn Lani selbst von Oskar sprechen würden.
Was sie aber nicht tat.

Als Alina mit Lani den Bus verließ und die letzten hundert Meter zu ihrer Wohnung ging hatte sie nicht das Gefühl, Lani wirklich gut zu kennen. Viel mehr hatte Lani sie ausgefragt. Es hatte sie sehr interessiert wie ein junges Mädchen wie Alina so stark geworden ist. Und Alina hatte ihr alles erzählt. Sie hatte über ihr Training berichtet, über ihren Bruder Leon und ihre Freundinnen. Dabei hätte Alina so viel lieber über Oskar geredet.

Lani wohnte in einem großen Wohnsilo in einer nicht ganz so guten Gegend. Und tatsächlich saßen vor dem Eingang des Hochhauses ein paar junge Leute auf schwarzen Plastikmülltonnen und grinsten den Mädchen dumm entgegen. Es waren fünf und alle waren größer als Lani und Alina. Alina war sich nicht sicher, ob sie alle fünf auf einmal schaffen konnte. Traute es sich aber zu.

Sie hatten noch nicht ganz die Tür erreicht, als ein junge in einer alten Jeans und grauer Jacke,
sich Lani in den Wegstellte. „Da ist ja wieder meine kleine Zuckerpuppe.“ rief er und umrundete sie. „Das ist aber wieder eine knackige Hose!“ murmelte er leiser und griff mit seiner Hand nach Lanis Po. Alina hatte bis jetzt zugesehen, doch als der Typ seine Hand ausstreckte, war sie blitzschnell bei ihm.

Sie konnte seinen Arm packen, bevor er in Lanis kleinen Hintern kneifen konnte. Brutal drückte sie seinen Arm zusammen, so dass er mit einen Aufschrei vor ihr auf den Knien landete. Der Lüstling hatte auch keine Chance sich zu wehren, denn sobald er auf den Knien war, schlug ihn Alina mit der geballten Faust ins Gesicht. Wieder und immer wieder schlug sie, in einem schnellen Rhythmus, zu. Alina ließ ihren ganzen Frust des Tages an dem jungen Mann aus. Schnell war seine Nase gebrochen und seine Augen blau geschlagen. Seine Freunde machten keine Anstalten zu helfen, sie saßen geschockt auf ihren Mülltonnen und sahen zu, wie ein kleines Mädchen ihren Kumpel verprügelte. Nach vielleicht dreißig Sekunden hörte Alina auf. Ihr Opfer, das sie mit der anderen Hand an den Haaren festhielt, hatte während ihrer Massage das Bewusstsein verloren. Auch Lani sah sie starr an. Als Alina ihre Faust senkte, nahm sie den Jungen an den Hüften, drehte ihn in der Luft auf den Kopf und rammte ihn brutal in einen der offen stehenden Mülleimer. Es schepperte ordentlich, als sich sein Kopf zwischen die Müllsäcke bohrte. Wütend sah Alina die anderen Jungs an. „Will noch einer von euch ihren Hintern anfassen?“ fragte sie drohend. Alle Jungs schüttelten zugleich den Kopf. „Gut!“ sagte Alina, legte einen Arm um Lani und ging mit ihr zur Eingangstür.

Erst im Hausflur fand Lani ihre Stimme wieder. „Das war krass.“ sagte sie tonlos. „Ich habe noch nie gesehen, wie jemand so verdroschen wurde.“
„Na ja, ich kann solche Typen halt nicht ab.“
„Du bist richtig gefährlich.“ sagte Lani. „Dich möchte ich nicht zur Feindin haben.“
„Hast du ja nicht.“ sagte Alina und grinste schief.

Im zweiten Stock hielt Lani schließlich an und klingelte an einer braunen vergilbten Tür. Es dauerte ein paar Augenblick, doch dann öffnete sich die Tür und Alina erstarrte. Ihr Prinz machte die Tür auf und bedachte Alina mit einem misstrauischen Blick.

„Was will die denn hier.“ war alles, was er zur Begrüßung sagte. Doch Lani sprang gleich für Alina ein.
„Sei nett zu Alina Oskar. Sie hat mir gerade sehr geholfen. Außerdem ist ganz lieb. Wenn man sie nicht wütend macht.“
„Wie du meinst.“ sagte Oskar und ging wieder in die Wohnung.

Alinas Gedanken liefen Amok als sie die Wohnung betrat. Lebten Oskar und Lani zusammen? Niemals. Oder vielleicht doch. Lani war alt genug eine eigene Wohnung zu haben und dass Oskar seine meiste Zeit bei ihr in der Wohnung verbrachte, konnte sie sich auch vorstellen. Endgeister sah sich Alina um und suchte verzweifelt nach Hinweisen, die ihr verrieten, dass diese Wohnung nicht nur von Lani und Oskar bewohnt wurde. Doch alles was sie sah war eine kleine Wohnung die nicht dafür geeignet war, mehr als zwei Menschen Unterhalt zu bieten.

Alina hätte Lani gerne gefragt, ob sie hier alleine lebte, doch sie befand sich in einer Schockstarrte.
„Willst du was trinken?“ fragte Lani lieb.
Alina nickte nur stumm.
„Saft, Wasser?“
„Egal.“ sagte Alina matt.
„Komm wir gehen in mein Zimmer.“ sagte Lani und zog Alina hinter sich her. Alina folgte ihr betäubt.

„Weißt du, ich bin dir wirklich sehr dankbar. Ich denke, du hast mein Problem für immer aus der Welt geschafft. Auch wenn du ihn nicht gleich so übel hättest verhauen müssen. Aber es wäre super, wenn du meine Freundin wärst! Ich werde so oft von Jungs belästigt, ich wette ein Auftritt mit dir und viele werden es sich anders überlegen. Aber ich klinge so selbstsüchtig. Ich glaube du bist echt nett Alina. Wie alt warst du nochmal? Achtzehn?“
Alina nickte und starrte Lani ausdruckslos an.
„Sag mal geht es dir nicht gut? Du bist so komisch. Machst du dir Sorgen um den Typen da unten?“
Alina schüttelte den Kopf. „Nein alles gut.“
„Ach komm, ich merkt doch das was nicht stimmt.“ sagte Lani und legte Alina eine Hand auf die Schulter. Abschließen drückte sie Alina etwas. „Verdammt.“ sagte sie. „Du bestehst echt aus Muskeln, oder?“

Plötzlich konnte Alina sich nicht mehr halten. Sie musste jetzt wissen was los war. Und wenn sie es aus Lani rausschütteln musste.

„Sag mal magst du Oskar.“
Lani war über den Themawechsel erstaun und runzelte die Stirn. „Oskar? Ja klar, so sehr, wie man einen Bruder halt mag.“
„Bruder?“ fragte Alina und sie spürte wie eine gewaltige Last von ihren Schultern fiel. Gleichzeitig musste sie weinen, aber vor Glück. Schnell drehte sie sich von Lani weg, rannte zur Zimmertür und verschwand mit einem schnellen „Toilette.“

Auf dem Badezimmer weinte Alina ihre ganze Erleichterung in eine Rolle Toilettenpapier. Sie war so erleichtert, das Lani nichts mit Oskar hatte. Und das sie seiner Schwester war und das sie Alina mochte. Und zum Glück hatte sie Lani nicht verhauen. Was für ein Glück.

Alina brauchte eine Weile, bis sie ihr Gesicht wieder so hergerichtet hatte, das man nicht sah, das sie geweint hatte. Nun fehlte zwar das bisschen Makeup was sie getragen hatte aber das war egal. Als sie in Lanis Zimmer kam grinste diese sie breit an.

„Du bist also in meinen Bruder verliebt.“ sagte sie und Alina wurde rot wie ein Feuerlöscher. „Keine Sorge, das ist okay.“ „Woher,…“ Doch Alina wurde von Lani unterbrochen. „Woher ich das weiß? Hallo? Sobald ich gesagte das Oskar mein Bruder ist, bist du erleichtert in dich zusammengesackt. Außerdem warst du schon die ganze Zeit so komisch. Mir kannst du doch nichts vormachen.“
„Oh.“ machte Alina und war immer noch knallrot.
„Dann willst du bestimmt, dass ich jetzt gehe.“
„Nein, warum auch? Das ist okay.“
„Dann kann ich bleiben?“
„Ja klar. Du hast mir geholfen und jetzt kann ich dir bei meinem Bruder helfen.“
„Wirklich?“ fragte Alina und man sah wie glücklich sie über Lanis Worte war.
„Ja, ich denke ein Mädchen wie du, könnte ihn endlich mal unter Menschen bringen. Er hängt immer nur mit seinen zwei Freunden zusammen. Und alles über das sie reden ist Star Trek oder Star Wars und so ein Zeug. Eine Frau würde ihm sehr gut tun.“
„Ahhh.“ machte Alina und lehnte sich erleichtert an die Zimmertür von Lani und rutschte langsam daran herunter.
„Wo hast du meinen Bruder kennengelernt?“
„Naja, eigentlich heute. Und das nicht richtig.“
„Ach Gott, dann hast du ihn bis jetzt nur aus der Ferne angeschmachtet.“
„Hmm.“ machte Alina, als sie einen leichten Druck im Rücken verspürte.

„Lani?“ rief Oskar von der anderen Seite der Tür. „Hast du einen Stein vor der Tür liegen? Wir müssen los!“ Der Klang von Oskars Stimme reichte aus, damit Alina augenblicklich aufsprang und von der Tür wegging.  Gleich darauf ging die Tür auf und Oskar guckte herein. Sofort fing Alina wieder an zu strahlen. „Warum verschließt du denn deine Tür so fest?“
„Wir wollen hier in Ruhe über Mädchenkram reden!“ erwiderte Lani, was Alina ganz schön frech fand. „Was willst du?“
„Wie ich schon sagte, wir müssen los. Denn soweit ich weiß, hatte unser Vater heute geburstag.“
„Scheiße.“ sagte Lani und stand eilig auf. „Das habe ich doch glatt vergessen. OH nein, es ist halb vier. Wir müssen in zehn Minuten los und ich bin nicht umgezogen.“
„Musst du nicht. Du siehst toll aus oder Alina?“
Alina war so geschockt, dass Oskar ihren Namen noch wusste und sie ansprach, das sie ohne nachzudenken antwortete.  „Du hast kann bestimmt recht.“

Oskar sah sie Stirnrunzelnd an und Lani verdrehte die Augen. „Alina ich muss dich leider rauswerfen, tut mir leid. Aber du siehst ja selbst, wir haben es echt eilig.“
„Ich nicht.“ sagte Oskar und grinste. Alina konnte ihre Augen nicht von Oskar lassen. Er war wirklich schon fertig und hatte sich schick angezogen. Am liebsten hätte Alina sich jetzt an ihn gekuschelt. Nur so. „Oh, wenn du fertig bist, kannst du Alina ja zur Tür bringen.“
„Ja klar. Komm Alina.“
Sofort dackelte Alina hinter Oskar her. Als sie hinter ihm ging fühlte sie sich so gut. Könnte sie ihm doch immer so nah sein. Und wenn es nur sein Rücken war. Egal wohin er sie führte, sie würde folgen.

Oskar machte die Tür auf, stellte sich an die Seite und verbeugte sich leicht. Alina ging an ihm vorbei auf den Flur, wobei sie tief rot anlief. Sie hatte sich noch nicht wieder umgedreht, als die Tür  mit einem „Mach es gut.“ in Schloss fiel.

„Aber…“ machte Alina und sah die Tür verschlossene Tür mit großen Augen an. „Ich wollte dir doch noch meine Nummer geben. Für deine Schwester, was nicht heißt, dass du sie nicht auch haben kannst.“ sagte sie leise zu sich selbst.

Etwas betrüb sah sie eine Weile die Tür an. Kurz spielte Alina mit dem Gedanken, auf dem Flur stehen zu bleiben und auf Lani und Oskar zu warten. Aber das wäre dann doch etwas peinlich, entschied sie. Und als ihr das klar wurde, rannte Alina schnell die Treppen nach unten. Auf dem Weg nach unten merkte sie, wie viel besser es ihr ging. Die Schmetterlinge in ihren Bauch flogen wider wild herum und die ganze Welt war viel schöner.

Alina strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als sie aus dem Wohnsilo kam. Die fünf Männer hatten sich im Kreis auf dem Boden versammelt, wobei ihr Anführer auf dem Boden lag. Sie hatten ihn wohl aus der Mülltonnte gezogen aber er schien noch immer ohne Besinnung zu sein. Breit grinsend stoppte Alina vor den Männern. „Wisst ihr, ich habe gerade noch nicht mal das Bedürfnis euch zu verprügeln. Außer ihr wollt unbedingt. Denn die hier sind immer bereit.“ lachte sie und spannte ihre Arme an.
Auf jedem Arm erschien sofort ein Bizeps, der das Shirt zur Seite schob und groß wie eine Dose wurde. Die Männer sahen wie erstarrt auf Alinas Oberarme. „Und?“ lachte sie. „Hat jemand Lust?“
Alle schüttelten sofort die Köpfe. „Na dann.“ rief Alina fröhlich und lief weiter. Doch dann hielt sie noch einmal an und sah die Männer drohend an. „Ach und falls ihr dem Mädchen von vorhin oder ihrem Bruder etwas tut, dann breche ich euch Arme und Beine! Klar?“ Die Männer nickten synchron.
„Dann ist ja gut.“ sagte Alina und rannte glücklich nach Hause.

Ende.

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