„Dann muss ich Wendy eben im Armdrücken besiegen.“ sagte Alina leise. „Hättest du mal mit uns trainiert!“ kam es scharf aus Sophias Richtung. Alina sah sie böse an. „Das hat dir auch so geholfen!“
Sophia ballte die Fäuste und Gaby ging beschwichtigend zwischen die Mädchen. „Lasst das, ja? Wir müssen jetzt einen Haufen Mädchen in unserem Team im Armdrücken besiegen.“
Für das Armdrücken waren mehrere Holztresen aufgestellt worden, die aus dicken stabilen Balken bestanden. Auf den Tischplatten gab es Holzgriffe, welche mit Stoff umwickelt waren, woran sich die Teilnehmer festhalten konnten. Das Armdrücken fand klassisch im Stehen statt.
Alina, Sophia und Gaby gewannen, wie erwartet, ein Match nach dem anderen. Eigentlich stellten sich die Mädchen ihrer Altersklasse nur in einer Reihe bei ihnen an, um dann von Alina, Gaby und Sophia fertig gemacht zu werden. Lani und Oskar waren immer noch an der Seite der Mädchen, doch da keine richtige Spannung aufkam, hielt sich ihr Jubel dieses Mal in Grenzen. Alina bemerkte aber durchaus Oskars erstaunten Blick, wenn sich ihr Bizeps in ungeahnte Höhen auftürmte.
Interessanter wurde es, als die drei starken Mädchen mit ihrer belanglosen Konkurrenz durch waren und gegeneinander antreten mussten. Sophias Arm wurde von Gaby souverän nach hinten gedrückt. Sophia fluchte dabei wieder laut vor sich hin, allerdings nicht lange, denn nach ihrem zweiten Fluch, lag ihre Hand bereits auf dem Tisch. Sophia kochte vor Wut, als Gaby sie vor allen anderen so vorführte. Und sie kochte immer noch, als sie gegen Alina antrat.
„Na verloren?“ fragte Alina schadenfroh, als sich die beiden Mädchen die Hand gaben. „Ach Gaby.“ sagte Sophia. „Das ist nicht fair. Sie hat viel zu lange Arme und ist größer!“ „Das bin ich nicht.“ sagte Alina und drückte Sophias Hand. Sophia erwiderte den Druck. „Deshalb werde ich dieses Mal gewinnen. Und du,“ Sophia sah Oskar scharf an. „lässt deine Finger, wo sie sind und halte den Mund!“ „Rede nicht so mit meinen Freund.“ zischte Alina. „Er ist doch gar nicht dein Freund.“ erwiderte Sophia. Dann sah sie den Schiedsrichter an. „Geht es vielleicht mal los?“ rief sie ärgerlich.
Der Schiedsrichter schien keine Lust zu haben, mit Sophia zu streiten. Er zögerte nur einen kurzen Augenblick, nachdem Sophia ihn angefahren hatte. Dann gab er das Signal zum Start. Beide Mädchen ließen sofort ordentlich die Muskeln spielen. Sophias Bizeps war natürlich beeindruckend aber der sich steil auftürmende Bizeps von Alina war mal wieder ein absoluter Blickfänger. Ihr Bizeps erreichte eine geradezu abstrakte Höhe und jeder, der davon ein Foto gesehen hätte, würde dies für eine Fälschung halten.
Sophia gab ein wütendes Grunzen von sich und kämpfte energisch gegen Alinas Arm an. Doch Alina erwiderte den wütenden Blick des Mädchens und hielt ihrem Druck gut stand. Ein kleines Lächeln war auf Alinas Gesicht zu sehen, als sie die Hand ihrer Gegnerin langsam in die Richtung der Holzplatte drückte. „Nein.“ schnaufte Sophia, konnte aber Alinas Vormarsch nicht stoppen. Als Sophias Hand auf die Holzplatte Schlug, hatte Alina nicht viel länger als Gaby gebraucht. „Nein.“ rief Sophia wütend. „Nochmal!“ Doch der Schiedsrichter schüttelte den Kopf. Alina grinste Sophia breit an. „Später gern Sophia. Aber jetzt hast du verloren.“ „Ach ihr könnt mich alle mal.“ murrte Sophia und ging wütend davon, wobei ihr die Menge bereitwillig Platz machte.
Gaby sah ihr kurz kopfschüttelnd hinterher und nahm dann ihren Platz ein. „Mit mir wird es nicht so einfach.“ sagte sie und packte Alinas Hand. „Das weiß ich.“ gab Alina kurz zurück. Gaby Arm war deutlich länger als der von Alina. Und er zeigte auch einen dicken Bizeps, als der Schiedsrichter das Signal gab. Alinas Bizeps beulte sich, wie gewohnt, weit nach oben. Schien aber dennoch weniger Masse zu besitzen, als der Muskel ihrer großen Freundin.
Alina gab alles und unter dem Schrillen Jubel der Menge drängte sie Gabys Arm zurück. Doch plötzlich stoppte ihr Angriff und eine schier unbesiegbare Kraft drängte sie wieder zurück. „Nicht so schnell.“ schnaufte Gaby. Doch Alina mobilisierte erneut all ihre Kraft und drängte Gaby Arm erneut nach hinten. Doch wieder prallte sie nach ein paar Zentimetern gegen eine Mauer von absoluter Power. Schweiß strömte von Alinas Stirn als sie erneut in die Ausgangslage gedrückt wurde. Schwer Atmend und wütend sah sie Gaby an. „Spielst du etwas mit mir?“ rief sie wütend. Gaby lächelte mild und auf einmal drückte diese unglaubliche Kraft Alinas Arm nach hinten. Alina gab alles, schrie und kämpfte. Doch nichts konnte Gaby Arm aufhalten. Nicht mal als Oskar Alina anfeuerte. Zum Schluss lag Alinas Handrücken auf der Holzplatte.
„Sophia hatte recht.“ schnaubte Alina. „Du bist viel zu groß, das ist nicht fair.“ Gaby lächelte erneut, was Alina nicht gerade beruhigte.
Wieder einmal waren es Alina und Gaby, die gegen die Gewinner des anderen Klubs antraten. Und dass die Gewinner des anderen Clubs Wendy und Mona waren, überraschte auch niemanden.
Allerdings stand nur Mona bereit, als Alina und Gaby zum Austragungsort kamen. „Was ist?“ fragte Alina in Monas Richtung. „Hat es Wendy nicht geschafft?“ Mona rollte mit den Augen. „Doch hat sie. Wir müssen aber nicht warten. Da ich gegen Wendy verloren habe, tretet ihr beide sowieso erst gegen mich an.“ „Ich bin ebenfalls zweite. Dann komm ich zuerst dran!“ sagte Alina und stellte sich direkt ans Pult. „Wen wundert es.“ sagte Mona und stellte sich auf die andere Seite.
Alina schenkte ihre Gegnerin einen kalten Blick. „Du hast vielleicht starke Beine aber deine Arme sehen nicht so beeindruckend aus.“ Mona erwiderte den Blick nicht weniger kalt. „Für dich reicht es!“
Der Schiedsrichter sah die beiden Mädchen kurz an und gab dann das Signal zum Start. Bei Mona traten mehr Muskeln aus dem Oberarm hervor als es Alina erwartet hatte. Mona war stark aber nicht stark genug. Alina hielt ihre Hand auf und wenn Mona sich nicht zurückhielt, schätzte Alina, dass sie tatsächlich gewinnen würde. Mona hingegen schnappte kurz nach Luft als sie sah, wie sich aus Alinas Arm ein turmhoher Bizeps beulte. Alina bemerkte das durchaus und ließ den Anblick einen paar Augenblicke auf ihre Gegnerin wirken. Danach fing sie an, Monas Arm langsam herunterzudrücken. Das war nicht einfach und Alina musste sich schon anstrengen, dennoch schaffte sie es ziemlich fließend. Außerdem versuchte sie dabei so cool wie möglich rüberzukommen.
Alina sparte es sich Mona einen bissigen Kommentar an den Kopf zu werfen. Sie beschränkte sich auf ein breites Grinsen. Als sie sich zu ihren Freunden umdrehte, nickte ihr Oskar anerkennend zu. Das brachte Alina nur noch mehr zum Grinsen.
Gaby fertige Mona fast so schnell ab, wie alle anderen Mädchen auch, gegen die sie bisher angetreten war. Mona schrie laut auf, als ihr Arm von Gaby donnernd auf die Holzplatte geknallt wurde. Der Kampf dauerte nicht mal 10 Sekunden und Gaby Gesichtszüge blieben die ganze Zeit unverändert. Als sich Mona verdrückte, wobei sie ihren rechten Arm rieb, trat Wendy aus der Menge.
Alina ärgerte sich über die vielen männlichen Zuschauer, welche sofort in Wendys Richtung sahen. Manche waren sogar so unverschämt und machten mit ihrem Smartphone Fotos. Wendy spazierte über die Fläche, als ob sie sich auf einen Laufsteg befinden würde, bis sie vor Gaby und Alina stehen blieb.
„Uh.“ machte Wendy und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. „Ihr beide schon wieder. Haben dich alle Kinder gewinnen lassen, Alina? Wie schön.“ Alina sah die gebräunte Schönheit scharf an. „Nein, die sind umgekippt, als sie das hier gesehen haben.“
Stolz präsentierte Alina ihren Bizeps. Andere Menschen, welche ihren Bizeps noch nicht gesehen hatten, drehten sich erstaunt um. Auch Wendy hob eine Augenbraue. Diese Ausmaße von Alinas Bizeps waren ihr noch nicht bekannt. „Okay.“ sagte sie langsam. Unvermittelt packte sie Alinas Bizeps mit einer Hand und drückte ihn. Ihr Gesicht zeigte Irritation, als sie merkte, dass sie steinharte Muskeln zwischen den Fingern hatte. Man hätte fast denken können, das Wendy ihre Hand nur mit Wiederwillen von Alinas Arm nahm. Alina genoss zu ihrem eigenen Erstaunen, Wendys Berührung.
„Na gut.“ sagte Wendy langsam und stellte sich an das Pult fürs Armdrücken. „Wollen wir?“ Alina nickte und stellte sich selbstbewusst gegenüber auf. Mona und Gaby sahen den Mädchen stumm zu. Wie so viele andere Leute auch.
Der Schiedsrichter sah beide Mädchen noch einmal prüfend an. Wobei er wohl beide Mädchen etwas länger musterte, als es nötig gewesen wäre. „Okay Ladys, auf mein Zeichen.“ Seine Hand schwang einmal schnell durch die Luft und die Mädchen legten los.
Erneut erschien Alinas ausgeprägter Bizeps und schob ihr Shirt zur Seite. Alina wollte schon selbstgefällig lächeln, als die Kraft von Wendy ihren Arm zurückschwanken ließ. Nur mit viel Mühe verlangsamte sie Wendys Vormarsch. Sie schielte auf Wendys Arm und traute ihren eigenen Augen nicht. Auf ihrem Oberarm war ein mächtiger Bizeps gewachsen. Eine dicke Beule, welche an der oberen Rundung leicht gespalten war. Der Bizeps, den Alina in Erinnerung hatte, war von Wendys Arm verschwunden. Nun war Wendys Bizeps, breiter, dicker und höher. Nicht so hoch wie Alinas, aber an Masse konnte dieser Muskel gut mithalten. Ob Wendy trainiert hatte stand außer Frage. Das war offensichtlich. Und das Bademodemodel hatte sich sehr viel Muskelmasse antrainiert. „Fuck!“ schrie Alina als sie merkte, dass sie Wendys Vormarsch nicht aufhalten konnte. Wut stieg in ihr auf und neben sich hörte sie, wie Oskar sie anfeuerte. Sie gab alles, was sie konnte und Wendys Vormarsch wurde noch langsamer. Doch stoppen konnte sie diesen nicht. Mit wilden Schreien und einer fies grinsenden Wendy, wurde Alinas Hand immer weiter nach unten gedrückt. Letztlich knallte ihr Handrücken hart auf die Holzplatte, wo Wendy ihre Hand noch einmal fest drückte.
„Ups.“ sagte sie lächelnd. Als sich Wendys Arme entspannten war es beeindruckend, wie viel Muskelmasse wieder in ihrem Arm verschwand. Alina könnte schwören, das Wendys Arm eben noch mehr als doppelt so dick gewesen war. „Ach ja.“ sagte Wendy und funkelte Alina an. „Wie erwartet. Du bringst es einfach nicht!“ Alina war kurz davor das Pult zur Seite zu werfen und auf Wendy loszugehen. Doch da legte sich Oskars Hand auf ihre Schulter. „Lass sie.“ sagte er und Lani nickte zustimmend. Seltsamerweise reichte Oskars Berührung fast aus, um Alina Wut verschwinden zu lassen. Sie zwang sich zu einem Lächeln und drehte sich zu ihm um. „Ich fand dich super.“ sagte er. Auch wenn er nicht richtig ehrlich klang. „Du sahst beim Kampf auf jeden Fall besser aus.“ Alina wurde rot. „Das sehen hier bestimmt viele anders.“ sagte Wendy, fuhr sich mit der Hand durch die langen Haare und gab Gaby ein Zeichen, Alinas Platz einzunehmen.
„Brauchst du keine Pause?“ fragte Gaby, als sie sich in Stellung brachte. „Wegen Alina? Wohl kaum.“ sagte Wendy überheblich. Alina hörte Wendy Bemerkung nicht. Sie war immer noch rot und starrte Oskar an. Dem war Alinas Blick sichtbar unangenehm. „Ey, ihr beiden.“ sagte Lani. Der Wettkampf ist noch nicht zu ende.“ Wiederwillig drehte sich Alina zu Gaby um, die gerade Wendys Hand packte. „Glaub nicht, dass du es leicht haben wirst.“ Wendy zuckte mit den Schultern. „Na und? Du aber auch nicht!“
Als der Schiedsrichter das Startsignal gab, war Alinas Aufmerksamkeit ganz beim Kampf. Sie beobachtete genau Wendys Arm und war tatsächlich erstaunt, als erneut diese umfangreichen Muskelmassen hervortraten. „Verdammte Scheiße.“ flüsterte Alina leise. Auch Gabys Muskeln spannten sich und traten überdeutlich hervor. Aber sie waren nicht so überdimensional wie bei Wendy.
Ein lautes Knarren war zu hören, als die Kräfte von Wendy und Gaby aufeinander prallten. Beide Mädchen stöhnten auf. Man sah, wie beide Mädchen ihren Stand am Tresen festigten und sich mit den Körpern in die zu Bewegende Richtung lehnten. Mehrere Augenblicke vergingen und keiner der Mädchenarme bewegte sich. Wendy stieß einen Schrei aus und warf sich förmlich gegen Gabys Arm. Kurz federte Gabys Arm zurück, um gleich darauf wieder in der Ausgangsposition zu stehen. Nun gab Gaby Geräusche der Anstrengung von sich. Sehr langsam bewegte sie Wendys Arm in die entgegenliegende Richtung. Wendy stöhnte und Schweiß lief ihr über das Gesicht. Gabys Vormarsch stoppte wieder. Erneut vergingen mehrere Augenblicke, in denen die Arme der Mädchen einfach nur still standen. Dann versuchte Wendy einen weiteren Ausbruchversuch. Doch auch dieses Mal federte Gaby Arm nur kurz zurück. Und das auch nur sehr leicht. Danach war Gaby am Zug und drückte Wendys Arm weitere Zentimeter zurück. Es folgte eine weitere Pause. Beide Mädchen atmeten hörbar ein und aus, während ihnen die Schweißperlen über das Gesicht liefen.
„Gaby!“ schrie Alina laut und ihre Freunde stimmten mit ein. Andere Zuschauer ebenfalls, was Gaby durchaus mitbekam. Die Motivation wirkte. Mit einem wenig mädchenhaften Grunzen drückte Gaby den Arm ihrer Gegnerin den Rest des Weges herunter. Als Wendys Arm die Holzplatte berührte brach allgemeiner Jubel aus. Alina umarmte Oskar, den das nicht nur überraschend traf oder dem es unangenehm war, sondern auch sichtlich wehtat. Doch Alina drückte ihren Oscar trotzdem fest, so dass ihm die Tränen aus den Augen liefen, als sie ihn wieder auf den Boden stellte. Alina übersah in ihrer Fröhlichkeit Oskar Leiden.
Wendy war sichtlich angefressen, als sie sich vom Pult entfernte. Mit Genugtuung sah Alina zu, wie Wendy an den Zuschauern entlang Schritt. Dann stoppte sie bei einer Person, welche sie durchaus kannte. Leon. Mit offenem Mund sah Alina zu, wie Wendy, Leon am Kragen packe, zu sich zog und intensiv zu küssen begann. Und nicht nur das, Wendy begrabschte Leon auch noch. Alina war außer sich. Wütend stampfte sie in die Richtung des abstrakten Paars zu.
Alina war noch nicht mal einen Meter gegangen, als sich eine große Hand auf ihre Schulter legte. Wütend drehte sie sich um. Es war Gaby, die ihre Freundin nun am Arm packte und festhielt. „Was hast du vor Alina?“ Alina sah sie böse an. „Na was wohl, ich werde Wendy in den Hintern treten. Und dann werde ich Leon so lange verprügeln, bis er nicht mehr weiß, wer Wendy eigentlich ist!“
„Nein Alina!“ sagte Gaby energisch. „Warum nicht? Ich kann machen was ich will. Und jetzt will ich Wendy und Leon verprügeln!“ Gaby sah sie ernst an. „Du willst vor allen Leuten zeigen, was für eine schlechte Verliererin du bist?“ „Mich interessieren diese Leute nicht!“ keifte Alina und versuchte sich von Gaby loszureißen, was ihr allerdings nicht gelang. Was sie noch wütender machte. „Was ist mit Oskar. Willst du dich wirklich vor ihm lächerlich machen? Denkst du es hilft, wenn er sieht wie du einen älteren Jungen vermöbelst.“
Alina stockte. Das Argument leuchtete ihr ein. „Außerdem tritt deine Mutter gleich gegen Lea an. Das willst du dir bestimmt ansehen.“ „Ja schon.“ sagte Alina einlenkend. „Dann verprügle ich Leon eben heute Abend wenn ich zu Hause bin. Da bin ich ungestört und kann ihn so lange verhauen wie ich will.“
„Siehst du.“ sagte Gaby in einem Tonfall, mit dem sie auch manchmal auf ihre Brüder einredete.
„Verzeihung!“ hustete der Schiedsrichter hinter Gaby. „Aber sie scheinen die Siegerin zu sein. Mein Glückwunsch.“ Förmlich reichte er Gaby eine goldene VIP Jahreskarte. „Oh Danke.“ sagte Gaby, nahm die Karte und ließ dabei Ainas Arm los. Der Schiedsrichter wandte sich zu den herumstehenden Menschen um. „Und die Siegerin im Armdrücken bei den jugendlichen Frauen ist,…“ schrie er laut und sah Gaby an. „Gaby.“ sagte Gaby. „Und weiter?“ „Mein Nachname geht niemanden was an!“ murrte Gaby. „Gut, die Siegerin ist Gaby!“ Der Mann ergriff Gabys Arm und hob ihn über seinen Kopf, was lächerlich aussah, da er mit seinen 1.60 viel kleiner war als Gaby. Also hob Gaby ihren Arm selbstständig hoch, wobei sie den Schiedsrichter mit hochhob. Der schrie erschrocken auf, ließ ihren Arm los und fiel auf den Rasen, was leises Gelächter auslöste.
Gaby hüpfte einmal kurz fröhlich in die Luft. „Uhhh! ich habe gewonnen rief sie.“ Alina umarmte ihre Freundin und drückte sie. „Da hast du Recht. Hast du gut gemacht!“ Auch Lani und Oskar beglückwünschten Gaby, nachdem Alina sie wieder losgelassen hatte.
Schließlich legte Gaby, Alina einen Arm um die Schulter und ging mit ihr zum Austragungsort von Manuela. Manuela und Lea standen bereits an ihrem Pult, als Gaby, Alina, Lani und Oskar eintrafen. Alina sah auch Sophia die in einem gewissen Abstand zwischen den anderen Zuschauern stand.
Es wunderte keinen, dass es erneut Manuela und Lea gewesen waren, die in ihrem jeweiligen Klub den Sieg davongetragen hatten. Lea zeigte immer noch sehr viel Haut, beziehungsweise Muskelmasse. Manuela wirkte im Kontrast dagegen sehr angezogen. Beide Frauen ergriffen entschlossen, den jeweiligen Haltegriff aus Holz und gaben sich die Hände. Manuela wirkte absolut gefasst, genauso wie Lea. Der Schiedsrichter sah beide Frauen an, wobei er Lea etwas zu lange ansah, beziehungsweise so lange, bis Manuela sich räusperte.
Beide Frauen warteten gebannt auf das Signal vom Schiedsrichter als ein lautes Knacken zu hören war. Lea zeigte ein kurzes Lächeln und hob den Holzgriff in die Luft, den sie vom Pult abgebrochen hatte. Der Schiedsrichter starrte Lea und dann den Griff an. „Das passiert Normalerweise nicht.“ sagte er baff. Lea sagte etwas, was wohl eine Entschuldigung sein sollte und hob das Pult leichthändig in die Luft. Der Schiedsrichter trat erstaunt einen Schritt zurück. Noch während Lea das kaputte Pult zur Seite stellte, kam Manuela von der anderen Seite, wobei sie bereits ein neues Pult über ihrem Kopf trug. Diese massiven Holzpulte wogen einiges und waren von mehreren Männern her getragen worden. Doch die beiden Frauen hatten mit dem Gewicht der Pulte weniger Probleme.
Als das neue Pult stand und die beiden Frauen sich erneut die Hände zum Wettkampf gaben, schloss der Schiedsrichter endlich, den vor Staunen offenen Mund. „Okay.“ murmelte er. „Dann wollen wir mal.
Endlich gab der Schiedsrichter das Startsignal und die Kräfte der beiden Frauen prallten aufeinander.
Manuela stolperte etwas zur Seite und stemmte sich sichtlich gegen ihre Gegnerin. Lea zeigte nur ein leichtes Lächeln. Alina biss sich auf die Unterlippe, als sie sah, wie ihre Mutter kurz zur Seite stolperte. Doch Manuela fasste sich, auch wenn ihr das gegen die immense Kraft von Lea nicht viel half. Manuelas Bizeps, der noch einmal etwas höher war, als der ihrer Tochter, sorgte klar für Aufsehen. Doch Leas muskelbepackter Arm war nicht weniger beeindruckend. Bei ihr schien so viel Muskelmasse aus dem Oberarm zu treten, das es fast schon Platzprobleme gab. Diese massiven Muskelmassen beschränkten sich natürlich nicht nur auf Leas Arme. Auch ihre Schultern trugen runde aufgeblähte Muskeln zur Schau, bei denen das Muskelgewebe durch die Haut schimmerte.
Ihre Nacken- und Schultermuskulatur trat deutlich hervor und sah viel beindruckender aus als bei Manuela.
Manuela, die mit der immensen Kraft ihrer Gegnerin gerechnet hatte, kämpfte dennoch tapfer gegen sie an. Schließlich war sie selber auch nicht schwach und ihr abstrakt hoher Bizeps hob sich optisch immer noch von dem Bizeps von Lea ab. Aber egal wie sehr sie sich auch anstrengte, sie war Lea nicht gewachsen. Die Kraft dieser Frau war nicht aufzuhalten. Stück für Stück wurde Manuela langsam nieder gedrückt. Dabei war sich Manuela sicher, dass Lea ihren Arm auch schneller runterdrücken könnte, wenn diese es gewollt hätte. Manuela kämpfte bis zur unvermeidlichen Niederlage. Bis ihre Hand aufs Holz knallte.
„Gut gekämpft.“ sagte Lea leise. Und Manuela nickte, während ihr der Schweiß über das gerötete Gesicht lief. Dann drehte sie sich zu den Zuschauern um und suchte mit ihren Augen nach ihrer Tochter. Sie war froh, dass Alina endlich aus dem Reifen gekrochen war. Und sie hatte vor, bald mit ihrer Tochter nach Hause zu fahren. Möglichst schnell, bevor sich jemand fragte, wer für den Schaden, den Alina mit ihrem Reifen angerichtet hatte, aufkommen sollte.
Alina sah zu wie Lea eine weitere VIP Karte erhielt und zur Siegerin gekürt wurde. Danach verstreuten sich die Besucher zunehmend. Auf einer kleinen Tribüne sollten noch einmal alle Sieger zusammenkommen. Doch Gaby hatte keine Lust und sonst hatte auch keiner der Mädchen Gewonnen. Die beiden Veranstalter, Herbert und Bruno stritten vor der Tribüne miteinander, wer denn nun die stärksten Mitglieder hatten. Da ihre Wette nicht so gelaufen war, wie erwartet, hatten beide entsprechend schlechte Laune.
Das alles war Alina nun nicht mehr wichtig. Wichtig war ihr nur Oskar. Die Sommerferien hatten gerade erst begonnen und sie wollte unbedingt mehr Zeit mit ihm verbringen. So viel wie nur möglich.
Verlegen und schüchtern, was gar nicht zu ihrem Körperbau passte, begab sich Alina an Oskars Seite.
„Du Oskar? Meinst du, wir könnten mal was zusammen unternehmen? Gemeinsam abhängen, du weiß schon.“ Oskar sah sie an und wirkte unruhig. „Jaaaa,…“ sagte er gedehnt, „wir können uns treffen, aber du musst mir was versprechen.“ „Ja alles was du willst.“ sagte Alina hastig. „Gut, versprich, dass du mich nicht einfach so hochhebst, oder drückst oder was auch immer. Frag mich erst, wenn du mich anfassen willst. Und dann warte auf meine Zustimmung? Ja?“
Alina wurde noch röter. „Äh ja, ganz wie du willst.“
„Komm Alina, wir fahren nach Hause.“ ertönte auf einmal Manuelas Stimme hinter Alina. „Aber Mum.“ sagte Alina, „Jetzt wird doch erst gefeiert.“ „Mag sein.“ sagte Manuela. „Ich möchte aber weg, bevor jemand darüber nachdenkt, wer den Rasen umgegraben hat. Beziehungsweise, wer dafür aufkommen soll.“ Alina grinste schief. „Ja.“ sagte sie, „Dann sollten wir wirklich los. Können wir Oskar mitnehmen, äh und seine Schwester Lani? Ihr seid doch mit der Bahn hier, oder?“
Oskar nickte. Er wusste wohl nicht, dass Manuela, Alinas Mutter war. Denn diese Frau wirkte auf ihn mehr jung als alt. Und sehr hübsch. „Ich bekomme aber nicht alle deine Freunde ins Auto.“ sagte Manuela. „Ich kann höchstens vier mitnehmen. Und schon dann müssen sich drei auf die Rückbank quetschen.“ „Passt doch.“ sagte Alina. „Ich, Oskar, Lani und Gaby.“ Alina stockte, als sie Gaby, zusammen mit Sophia auf sich zukommen sah. Anscheinend hatten sich die beiden vertragen.
„Uh okay, Sophia. Mist.“ murmelte sie. „Dann fahren zwei bei deinem Bruder mit. Er hat neben mir geparkt. Und vorhin habe ich ihn mit deiner Freundin Wendy gesehen.“ „Wendy ist nicht meine Freundin, Mum!“ rief Alina energisch. „Schon seit zwei Jahren nicht mehr.“
Leon hatte ganz weiche Knie, als er mit Wendy über den Parkplatz schlenderte, in die Richtung seines Wagens. Die Sache mit Wendy hatte vor zwei Monaten begonnen. Zuerst haben sie sich nur geschrieben, dann auch mal kurz getroffen. Er kannte Wendy schon von früher, als sie noch mit Alina befreundet gewesen war. Er hatte nie geglaubt, dass ein Mädchen wie sie, sich für einen Typen wie ihn interessieren würde. Am Anfang war er auch sehr skeptisch gewesen. Wendy war ein Mädchen, nach dem sich alle umdrehten, wenn man mit ihr in der Öffentlichkeit war. Und außerdem war sie ein sehr starkes Mädchen. Wie extrem hatte er eigentlich erst heute realisiert. Dass sie Alina besiegt hatte, konnte Leon fast nicht glauben. Wendy war zwar oft arrogant und von sich sehr überzeugt aber es gab auch Momente, in denen sie Leon gezeigt hatte, dass sie ihn wirklich mochte. Natürlich gab sie den Ton an und dominierte ihn öfters mit ihrer unglaublichen Kraft aber das fand er erregend und vollkommen in Ordnung. Auch wenn sie ihn ab und an als ihren Diener betrachtete, wollte es Leon auch nicht anders haben.
„Hey, woran denkst du?“ Wendys Stimme riss Leon aus seinen Gedanken. „Nichts, nur an Alina. Sie schien wirklich wütend zu sein. Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, nach Hause zu gehen.“ Wendy zuckte mit den Schultern. „Dann kommst du mit zu mir. Wir müssen doch sowieso meinen Sieg feiern. Interesse an einer VIP Karte? Ich habe drei davon. Eine bekommt schon mal Mona. Aber eine hätte ich noch.“ „Ich weiß nicht ich…“
„Leon!“ erlang ein lauter Ruf hinter Wendy und Leon. Als sie sich überrascht umdrehten, sahen sie Alina, wie sie über den Parkplatz zu ihnen gerannt kam. „Ich brauche dein Auto!“ rief sie, kurz bevor sie vor Wendy und ihm Halt machte. „Kannst Du vergessen.“ sagte Wendy und stellte sich vor Leon. „Wir fahren zu mir und es ist sein Auto nicht deins!“ Alinas Gesicht verdunkelte sich. „Geh mir aus dem Weg.“ fauchte sie. Alina wollte Wendy zur Seite schieben, doch diese packte sie an den Handgelenken. Alina wollte sich wiedersetzen, doch konnte es nicht. Wendy war stärker als sie, was ihr nun nur allzu bewusst wurde. Alina hatte ihre Arme in einer doppelten Bizepspose erhoben, während sie von Wendy festgehalten wurde. Sie wehrte sich mit aller Kraft, so dass auf ihren Oberarmen, links und rechts, zwei hohe Muskeltürme empor wuchsen.
Wendy grinste breit. „Ich mag deine neuen Mukkis, Alina. Die sehen echt cool aus.“ Wendy musterte Alinas Oberarme interessiert, während sie breit grinste. Nach vielleicht zwanzig Sekunden, drehte sie sich zu Leon um. „Leon, drück doch bitte mal die Muskeln deiner Stiefschwester. Das möchtest du doch sowieso.“ Leon schluckte, stellte sich dann aber tatsächlich hinter Alina und griff nach beiden Türmen gleichzeitig. Langsam fuhr er mit seinen Händen die steile Wand ihrer Türme nach oben. Dort drückte er sie. Dann fuhr er wieder mit den Händen, Links und Rechts, nach unten. Danach begann Leon von vorne, während Wendy interessiert zusah und Alina weiter mit eiserner Kraft fest hielt. Alina wollte es nicht, aber die Situation wirkte auf sie irgendwie stimulierend. Sie atmete schneller, während sie Leons Hände auf ihrer glatten Haut spürte. Wendys Blick leuchtete, auch ihr schien es zu gefallen.
Dann plötzlich stieß Wendy, Alina weg, so dass sie gegen Leon prallte und dann zu Boden fiel. Schwer atmend sah Alina zu Wendy hoch. Die grinste nur fies, packte Leon am Arm und zog ihn mit sich davon. Alina saß am Boden und sah ihnen fassungslos nach. Sie wusste noch nicht ganz, was eigentlich passiert war, als sie die Stimme ihrer Mutter hinter sich hörte.
„Alina? Was sitzt du denn da im Dreck? Steh auf Mädchen.“ Alina richtete sich auf und drehte sich um. Da sah sie, dass nur Gaby neben ihrer Mutter stand. Sophia, Lani und vor allem Oskar fehlten.
„Wo sind die andern?“
„Oh, Lani und Oskar mussten los und haben die Bahn genommen.“ sagte Gaby. „Und Sophia fährt bei ihrer Mutter mit. Scheinbar freiwillig.“ „Oskar ist weg?“ fragte Alina und machte das Gesicht eines traurigen Welpen. „Ja, aber er will dich morgen anrufen. Habe ihn selbst gefragt.“
„Das ist gut.“ sagte Alina erleichtert. „Dann wollen wir mal Mädels.“ sagte Manuela und legte den Arm um die beiden Mädchen.
Die drei Frauen konnten noch beobachten, wie Leon mit Wendy davon fuhr, bevor sie sich selber ins Auto setzten und die Heimreise antraten. Als sie Gaby zu Hause ablieferten, war Alina auf der Rückbank eingeschlafen. Es war ein langer Tag gewesen.
Ende
Unvollendete Geschichten
Freitag, 23. November 2018
Freitag, 9. November 2018
Eila die Starke I - Verflucht Teil 2
Eila hatte nicht ganz so viel Zuversicht in ihren Plan,
wie sie vorgegeben hatte. Sie zählte zweiundzwanzig Holzhütten, welche sie noch
kontrollieren musste. Das konnte sie bis zum Morgengrauen nicht schaffen. Aber
sie musste etwas tun und zwar jetzt.
Leise rannte sie zum nächststehenden Haus. Durch die
Ritzen im Holz sah sie Licht und ein Stöhnen Drang an ihr Ohr. Eila befürchtete
das Schlimmste und brach mit ihrem, von Muskeln gestählten Körper einfach durch
die vor ihr liegende Wand. Doch es war anders als erwartet. Statt eines
Werwolfs mit roten Augen, fand sie eine blonde Frau vor, die nackt und im
wilden Galopp auf ihrem Mann saß. Erschrocken stoppten die beiden in ihrem
Liebesspiel und starrten Eila an, welcher einzelne Stücke der Wand, von den
breiten Schultern fiel.
Sobald Eila die Situation erkannt hatte, schritt sie zur
Tat. Kurzerhand ergriff sie die Frau am Hals und pflügte sie von ihrem Mann
herunter. Mit der anderen Hand warf sie den Mann das Stück Silber auf die
Brust. Sofort wurden seine Augen rot und er fing an zu knurren. Eila stieß das
blonde nackte Mädchen von sich, so dass diese mehre Meter durch die Luft folg.
Dann zog sie ihr Schwert und zerteilte den Mann inklusive des Bettes.
Die Frau rappelte sich auf und lief kreischend wie eine
Wahnsinnige auf Eila zu. Ihr Angriff wurde von Eilas Faust gestoppt, die in ihr
Gesicht krachte und sie zuckend zu Boden schickte. Der Mann, den Eila an der
Hüfte zerteilet hatte, war noch nicht tot. Er mutierte weiter und dicke
schwarze Haare wuchsen aus seinem Körper. Ein weiterer Hieb mit dem Schwert
beendete sein Leiden.
Mit der nackten Frau auf der Schulter verließ Eila das
Haus. Draußen lauschte sie, ob andere Bewohner durch den Krach erwacht waren.
Aber scheinbar hatten die Bauern hier einen tiefen Schlaf. Sie liefert die
nackte Frau bei Antero ab. Dort die nicht infizierten zu sammeln, erschien ihr
als eine gute Idee. Dann ging es weiter zum nächsten Haus.
Dort lief es um einiges besser. Eila konnte unbemerkt bis
an die Betten der Schlafenden schleichen und ihnen das Silber auf die Stirn
legen. Zwei Männer und eine ältere Frau leben hier. Die Männer zeigten keine
Reaktion, der Frau musste Eila das Genick brechen. Unbemerkt verließ Eila das
Haus mit der Frauenleiche. Diese deponierte sie im Haus des toten Wolfes. Auch
alle anderen Leichen räumte sie in das Haus. Sie wollte verhindern, dass
irgendjemand beim Erwachen über eine Leiche stolperte und das ganze Dorf
alarmierte. Danach weckte sie die Männer und brachte sie ebenfalls zum Rathaus.
Eila schaffte es noch drei weitere Häuser zu säubern,
wobei sie drei Männern und einer Frau eliminieren musste. Die Restlichen
wanderten zu Antero. Als sie die Überlebenden ablieferte graute der Morgen und
ein Hahn krähte irgendwo im Dorf.
„Was jetzt?“ fragte Antero unruhig. Er hatte sich
mittlerweile etwas angezogen. Seine Finger spielten nervös mit einer glänzenden
Kette, welche er um den Hals trug. Silber, wie Eila annahm. „Sorgen sie dafür,
dass die nicht infizierten im Rathaus bleiben. Und alle anderen sollen sich in
der Kirche versammeln.“
„Warum in der Kirche?“
„Die Türen sind dort am stabilsten. Und es passen alle
Menschen in einen Raum, gut zu überblicken. Dann werden wir, unter dem Vorwand
einer Morduntersuchung, einen nach den anderen aus dem Raum führen und testen.
Wenn alles gut geht, schaffen wir alle Bewohner bevor die Sonne untergeht.“
Antero nickte, zum Zeichen das er einverstanden war.
Wenige Minuten später läutete die Glocke der Kirch, das
Zeichen für alle, sich zu versammeln. Etwa dreißig Bewohner versammelten sich
in der Kirche und Eila bat Antero, Sorge zu tragen, dass alle da waren und
keiner fehlte. Keiner von ihnen hatte etwas von den Vorkommnissen der Nacht
mitbekommen, so dass alle gespannt darauf warteten, was Antero zu verkünden
hatte. Antero berichtete, dass Are und seine Frau tot seien und sie von jedem
wissen müssten, was er am gestrigen Tag getan habe. Dazu sollte jeder,
einschließlich des Pastors selbst, in einem kleinen Nebenraum der Kirche
befragt werden.
Als Antero mit der ersten Person den kleinen Raum betrat,
stand Eila hinter der Tür. Die junge Frau mit den langen braunen Haaren
erschrak, als sie Eila sah. „Keine Sorge. Nanna“ beruhigte Antero sie. „Das ist
Eila. Sie sorgt nur für Sicherheit, du hast nichts zu befürchten. Bitte setze
dich.“
Das Mädchen nickte süß und nahm vorsichtig auf dem Stuhl
vor dem Schreibtisch Platz. Dabei strich sie nervös die Falten ihres Rockes
glatt. Antero nahm am Schreibtisch selbst seinen Platz ein.
„Und was wollen du wissen?“ fragte das Mädchen lieb. „Du
bist so nervös Antero.“ Antero lächelte angespannt. „Nein, ich hatte nur eine
harte Nacht Nanna. Nur ein paar Fragen und du kannst wieder zu deinem Bruder.“
„Schön dann frag.“
„Gut, meine erste Frage ist, ob du diese Kette schon mal
gesehen hast.“ Er hielt ihr die Silberkette hin, welche er um den Hals getragen
hatte. Das Mädchen runzelte die Stirn
und griff nach der Kette.
Als sie die Kette berührte ging ein Ruck durch ihren
Körper. Ein wildes Knurren ertönte und ihre schönen grünen Augen färbten sich
rot. Mit einem Schritt war Eila bei ihr, packte ihren Kopf und drehte ihm mit
einem Ruck so weit, dass ihr Gesicht nun ihrem Rücken zugewandt war.
Emotionslos packte Eila den Körper des Mädchens mit einer Hand und warf ihn in
eine kleine Abstellkammer.
„Erledigt.“ sagte sie. „Hohlen den Nächsten Antero!“
Geschockt sah Antero, Eila an. „Ich kann das nicht.“ rief
er und stand vom Stuhl auf. „Ich kann diese Menschen hier nicht reinführen und
umbringen lassen! Wie die Lämmer zur Schlachtbank. Ich kannte Nanna seit sie
ein kleines Mädchen war und sie drehen ihr einfach den Hals um, als ob sie eine
Henne wäre.“
„Reißen sie sich zusammen, wir müssen das tun.“
„Aber ohne mich.“ rief Antero und ging mit schnellen
Schritten zur Tür.
„Sie können nicht gehen. Die Menschen da Draußen
vertrauen ihnen. Ohne sie geht es nicht.“
„Dann lassen sie sich etwas anderes einfallen, den ich
stehe nicht mehr zur Verfügung.“
Antero wollte die Tür öffnen, doch da legte sich Eilas
schwerer Arm davor. „Ich lasse sie nicht gehen. Und wenn sie nicht tun was ich
sage, werde ich ihnen sehr wehtun.“ „Das wagen sie nicht.“ brach er ängstlich
heraus. Eila lächelte kalt. „Da gibt es nichts zu wagen. Wie wäre es, wenn ich
ihnen als erstes den kleinen Finger breche? Oder besser die Hand?“ „Nein,
fassen sie mich nicht an.“ schrie Antero und wich vor Eila zurück. Drohend baute
sich Eila vor ihm auf. „Sie werden jetzt mit mir ihre Stadt retten. Ob sie
wollen oder nicht.“ „Ist ja gut.“ sagte Antero erschöpft. „Nur tun sie mir
nichts.“
Sie verhörten weitere acht Bewohner, von denen drei
sterben musste. Die anderen durften die Kirche durch eine Seitentür verlassen.
Denn der Haupteingang war verschlossen worden. Antero sah man jeden einzelnen
Toten an. Schließlich stotterte er nur noch und sein Gesicht war aschfahl. Als
er nach der Achten Person vor die Versammelten trat, um den nächsten
aufzurufen, gab es Zwischenrufe.
„Was ist mit dir Antero? Du siehst krank aus!“ „Ja du
siehst nicht Gesund aus!“ „Bitte,…“ sagte Antero und brach wieder ab. Er war
nervlich am Ende und begann zu zittern. „Stimmt was nicht Antero. Sag was los
ist!“ „Ich kann nicht.“ kreiste Antero und fiel vor den Versammelten auf die
Knie. Eila war im Nebenraum geblieben. Sie hielt es nicht für klug, wenn die
Bewohner sie sahen. Aber sie war drauf und dran rauszulaufen. Antero drohte
alles auffliegen zu lassen.
„Komm Antero.“ sagte Hamar ein Bauer, der nicht ganz so
mager war wie die andern, „Wir gehen in die Schenke. Nach einem ordentlichen
Schluck, wird sich dein Gemüht beruhigen.“
„Wir können nicht hinaus Hamar!“ rief plötzlich eine
andere Stimme. „Sie haben die Türen verschlossen.“ Unruhe machte sich breit und
dann schrie eine Frau hysterisch los. „Warum ist noch niemand aus der Befragung
zurückgekehrt? Was geschieht mit den Menschen dort drinnen Antero?“
Antero brachte kein Wort heraus, so das Hamar ihn wütend
packe. „Sprich endlich mit uns. Was geht hier vor. Raus damit.“ „Halte das!“
sagte Antero mit zitternder Stimme und legte die Silberkette in Hamars Hände.
Nichts passierte.
„Was soll ich damit?“
„Zeig her!“ sagte eine Frau neben ihm. Sobald sie die
Kette berührte, stieß sie ein lautes Knurren aus. Sofort kam Eila aus dem
Nebenraum, ihr Schwert in der Hand. „Sie will uns alle umbringen!“ schrie die
hysterische und zeigte auf Eila. Doch die meisten achteten nicht auf Eila,
sondern auf die knurrende Frau. Laut knackten deren Knochen und sie wuchs auf
groteske Weise in die Höhe. Überall wuchsen ihr Haare und ihre Fingernägel schnellten
nach vorne und verformten sich zu Krallen.
Entsetzt stieß Hamar die Frau von sich. Auch alle anderen
Dorfbewohner beeilten sich, der Frau Platz zu machen. Die Verwandlung ging
unglaublich schnell vor sich. Eila brachte sich hinter der Frau in Stellung,
als diese bereits ein zwei Meter großer, von Muskeln bepackter, Werwolf war.
Sie brüllte laut die Menge an wobei ein zittern durch den Stein der Kirche
ging.
Einige Leute ergriffen bereits die Flucht, als Eilas
Schwert den Kopf des Wolfes spaltete. Sein Heulen verstummte und er fiel tot zu
Boden. Doch das half nicht mehr um eine Panik zu verhindern. Wie wilde stemmten
sich die Bewohner gegen die verschlossenen Türen. Doch das Schlimmste war, das
auch die Infizierten in Panik gerieten, was bei ihnen die Transformation auslöste.
Eila zählte neun Augenpaare die sich rot färbten. Nun war
alles zu spät. Jede Vorsicht sinnlos. „Antero!“ rief sie laut und lief zu dem
gewählten Anführer der Gemeinde. „Führt die Menschen zum Seitenausgang. Jetzt!“
Antero nickte und hastete los. Doch viel konnte er nicht mehr bewirken. Die
Wölfe waren schnell ausgewachsen und stürzten sich nun auf die Bewohner. Mit
Hamar und der hysterischen Frau an seiner Seite lief Antero zum Nebenraum der
Kirche. Als er die Tür erreichte, hatte das Schlachten bereits begonnen.
Die Werwölfe zerrissen ihre Opfer förmlich in der Luft.
Blut spritzte und Schreie gellten durch die Kirche. Die Menschen, welche
versucht hatten das Haupttor aufzustemmen, waren als erstes gestorben. Die
anderen folgten auf dem Fuße.
Eila folgte Antero rückwärts Laufend, um ihn und die
anderen zu Schützen. Neun Wölfe waren acht zu viel. Auch Eila würde in einem
offenen Kampf den Kürzeren ziehen. Ein Wolf, der so viel Blut im Fell hatte,
das er fast schon rot war, sah die fliehenden und kam brüllen und mit langen
Sätzen auf sie zu. Kurz bevor er sich auf Eila stürzen konnte, ging diese auf
die Knie, so das sein Sprung über sie hinweg ging. Mit erhobener Klinge
zerschnitt sie den Wolf von vorne nach hinten. Blut und Gedärm regneten auf die
Kriegerin nieder. Doch darauf achtete sie gar nicht. Schnell war sie wieder auf
den Beinen und drang hinter den Menschen in den Seitenraum. Dort gab es die
rettende Tür nach Draußen.
Eila knallte dir Tür des Raumes hinter sich zu und folgte
den anderen zum Ausgang. Sie hatte den Ausgang fast erreicht, als ein weiterer
Werwolf durch die verschlossene Tür brach. Schnell fuhr Eila herum und stach
mit ihrem Schwert zu. Ihre Klinge bohrte sich durch den Brustkasten des Wolfes.
Eila zog die Klinge zurück doch der Wolf zeigte sich wenig beeindruckt. Für
einen Kampf fehlte Eila in dem engen Raum der Platz. Und so zog sie sich
zurück. Die Außentür der Kirch bestand aus dickem Eichenholz. Das würde
zunächst halten, aber nicht lange.
An der Außenmauer der Kirche standen drei alte, große, zu
Quader gehauene Steinblöcke, die damals für den Bau des Gotteshauses verwendet
wurden. Eila zögerte nicht lange, packte einen der schweren Steine und stemmte
diesen in die Höhe. Dicke Muskeln traten aus ihrem Körper, als sie den Block,
der mehrere 100 Kilo wog, zur Tür trug. Antero und Hamar und die Frau, sahen
Eila staunend zu, wie sie einen Stein nach den anderen vor der Tür stapelte. Um
einen solchen Stein zu bewegen hatte das Dorf mehrere Männer und einen
Lastenzug benötigt.
„Das sollte vorerst halten!“ sagte Eila, als sie den
letzten Stein platziert hatte. „Jetzt müssen wir noch das Haupttor sicher. „Und
dann?“ fragte Antero mit rauer Stimme. „Dann setzen wir die Kirche in Brand.“
Antero , Hamar und die Frau, konnte Eila nicht an ihrer
Seite brauchen. Sie waren nicht in der Verfassung ruhig nachzudenken. Also sah
sie sich alleine vor der Kirche um, in der Hoffnung etwas zu finden, womit sie
den Eingang versperren konnte. Antero und die anderen hatte sie angewiesen
jegliches Reisig und Feuerholz rund um die Kirche aufzuhäufen. Die Überlebenden
im Rathaus sollten auch helfen.
Eila atmete erleichtert aus, als ihr vor der Kirche die
Lösung ihrer Probleme entgegenlächelte. Dort stand eine Statur eines fetten
Mannes, der auf alles unter ihm, herablächelte. Die Statur war groß und
massive, sie stammte aus einer Zeit vor diesem Dorf. „Das sollte reichen.“
sagte Eila zu sich selbst. „Nun muss ich den dicken Mann nur noch umstoßen,
direkt vor das Tor der Kirche.“
Widerwillig zuckte Eila zusammen als ein Ohrenbetäubendes
Jaulen aus dem inneren der Kirche erklang. Die Wölfe hatten mittlerweile
Begriffen, dass sie eingeschlossen waren und schäumten vor Wut. Eila musste
sich beeilen.
Die Statur stand mit beiden Beinen auf dem Boden, wobei
ihre Füße etwas in der Erde versunken waren. Einen Sockel konnte Eila nicht
erkennen. Mit ihrem mächtigen Kreuz stemmte sich die muskulöse Kriegerin gegen
die Beine der Statur. Eila brachte all ihre Kraft auf und die Statur schaukelte
etwas nach vorne. Aber es war nicht genug, damit sie fiel.
„Es hilft nichts, ich muss weiter machen.“ stöhnte Eila
und warft sich wieder gegen die Steinbeine. Da erschien Antero neben ihr. „Wir
haben gleich das Reisig zusammen. Sollen wir es in Brand stecken?“
„Ja, und werft Fackeln durch die Scharten der Kirche und
aufs Dach. Und haltet euch vom Tor fern.“
Die Statur schaukelte gerade zurück und Eila warf sich
wieder dagegen, um das hin und her schwanken noch zu verstärken. Antero sah sie
mit großen Augen an. „Das glaube ich nicht.“ sagte er. „Keine Frau kann diese
Statur umwerfen.“
„Werden wir sehen.“ rief Eila und warf sich erneut gegen
die Statur wobei sich alle Muskeln ihres Körpers spannten. Antero kam aus dem
Staunen nicht mehr heraus.
„Geh!“ keifte Eila ihn an. „Mach Feuer!“
Mehrere Minuten verbrachte Eila am Rand der Statur und
stemmte sich immer wieder gegen das Tonnenschwere Gebilde, was an die 6 Meter
hoch war. Inzwischen roch es nach Rauch und Eila sah, wie mehrere Fackeln auf
das Holzdach der Kirche flogen. Dieses fing schnell Feuer, was das Heulen in
der Kirche nur noch verstärkte. Doch als Eila durch die Beine der Statur
schaute, weiteten sich ihre Augen. Die dummen Bauern hatten die große
Eingangstür mit in Brand gesetzt. Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis die
Wölfe durchbrachen.
Eila hatte es mit ihren enormen Kräften geschafft, die
Statur soweit hochzuschaukeln, dass sie nun jeden Augenblick umkippen würde.
Plötzlich knallte es laut und brennende Holzsplitter schossen explosionsartig
aus der Kirchentür. Mittendrin ein wüten knurrender Werwolf mit roten Augen. Im
gleichen Augenblick stemmte sich Eila mit all ihrer Kraft gegen die
zurückschenkende Statur. Es knirschte Laut und das steinerne Ungetüm kippte
langsam in Richtung der Kirchentür. Immer schneller raste die Statur den
Erdboden entgegen, als es wieder krachte und zwei weitere Wölfe durch die Tür
brachen. Doch diese hatten nicht das Glück ihres Vorgängers, denn sie wurden
mitten im Flug von der tonnenschweren Statur zermalmt.
Schwitzend und schwer atmend stand Eila vor dem
Trümmerhaufen. Doch sie hatte keine Zeit sich auszuruhen. Der Wolf, welcher aus
der Kirche entkommen war, wandte sich ihr hasserfüllt zu. Eila hatte noch nicht
einmal Zeit ihr Schwert zu ziehen, als das haarige Ungetüm bereits auf ihr war.
Doch wenn der Wolf mit einem wehrlosen Opfer gerechnet hatte, so wurde der von
Eila enttäuscht. Sie war eben so wütend wie der Wolf und rammte diesen zur
Begrüßung die Faust seitlich gegen den Schädel, was den Wolf für wenige
Sekunden benommen machte. So hatte Eila genug Zeit ihre Beine anzuziehen und
den Wolf mit einem mächtigen Tritt von sich runter zu befördern. Eilas muskelbepackte Beine waren extrem stark,
so dass der Wolf mehrere Meter in die Luft geschleudert wurde. Jaulend knallte
er auf den steinernen Vorplatz der Kirche.
Eila richtete sich auf und hätte nun Zeit gehabt um ihr
Schwert zu ziehen. Doch das tat sie nicht. Sie wollte den Wolf mit bloßen
Händen erledigen. Dieser kam auch sogleich auf sie zu, doch dieses Mal war Eila
vorbereitet. Sie wich dem Wolf aus und packte mit ihren Händen die Hinterläufe
des Tiers. Wüten heulte der Wolf los, als er von Eila, mit dem Kopf nach unten,
in die Luft gehoben wurde. Wild versuchte er Eila mit den Vorderläufen zu
erreichen. Doch da spannten sich alle Muskeln in Eilas Körper und mit einem
wütenden Aufschrei ries sie die Vorderläufe auseinander. Der Wolf jaulte
ohrenbetäubend als Eila ihm die
Hinterläufe aus dem Körper riss. Blut ergoss sich auf den Boden und Eila warf
die Hinterläufe, achtlos zu Boden.
Der Wolf schlug wie von Sinnen, mit seinen Vorderläufen
um sich, ohne das er Eila erwischen konnte. Diese nahm ganz in Ruhe Anlauf und
rammte dem Wolf mit voller Wucht ihren Stiefel in die Rippen. Der mächtige Tritt
beförderte die Reste des Wolfes hoch in die Luft. Mit einem letzten Heulen verschwand
sein Körper im Dach der Kirche, welches nun vollkommen in Flammen stand. Die verbliebenen Bestien im inneren würden
bald tot sein. Es gab keinen Ausweg mehr aus der Kirche und das brennende Doch
begann einzustürzen.
Erleichtert versammelten sich die restlichen Überlebenden
vor der Kirche und sahen der Feuerbrunns zu. Anteros Gesicht war schwarz vor
Ruß, als er Eila dankbar die Hände entgegenstreckte.
„Ich danke euch. Ich danke euch aus tiefsten Herzen. Ohne
euch wäre keine in diesem Dorf mehr am Leben. Dessen bin ich mir sicher.“
„Ich auch.“ sagte Eila emotionslos. „Auch wenn nur eine
Handvoll überlebt haben.“
Eine Weile sahen sie nur ins Feuer. Alle erleichtert darüber,
dass der Schrecken ein Ende hatte. Dann sah Antero wieder Eila an.
„Was ist? Ihr seht nicht erleichtert aus.“
„Es war eine Schlacht wie jede andere auch. Außerdem,…“
Ein lautes Heulen unterbrach Eila. Es donnerte wie eine
Naturgewalt durchs Dorf. Die Überlebenden zuckten zusammen und sahen sich
erschrocken um.
„Was war das?“ fragte Antero, der ebenfalls erschrocken
dreinblickte.
„Es kam vom Wald. Könnte es sein, dass ihr doch nicht
alle Menschen in der Kirche versammelt habt?“
„Nun alle aus dem Dorf, wie ihr gesagt habt. An die
Holzfäller im Wald habe ich freilich nicht gedacht.“
„Na großartig.“ sagte Eila und zog ihr Schwert. „Ihr
solltet euch mit den anderen wieder ins Rathaus begeben. Ich nehme mich der
Sache an.“
Antero nickte und rief den Leuten sogleich zu, mit ihm
ins Rathaus zu gehen, da die Gefahr noch nicht gebannt sei.
Eila hingegen blieb auf dem Platz vor der brennenden
Kirche stehen und wartete geduldig. Sie hatte bereits selbst das Gefühl gehabt,
das dies noch nicht alles gewesen war. Etwas hatte gefehlt. Der Alpha Wolf.
Derjenige, der dieses Dorf heimgesucht und die Katastrophe ausgelöst hatte.
Eila fuhr herum als es laut donnerte und schepperte. Eins
der Holzhäuser am andern Ende der Straße erzitterte und fiel dann laut krachend
in sich zusammen. Aus dem Staub des Hauses traten drei Werwölfe. Und diese
unterschieden sich maßgeblich von den anderen Wölfen, die Eila bisher gesehen
hatte. Zum einen gingen sie auf den Hinterbeinen, was sie Menschenähnlicher
wirken ließ. Zum anderen waren sie viel größer als die bisherigen Wölfe welche nur
2,5 Meter hoch gewesen waren. Diese Exemplare waren ganze 4 Meter hoch und
entsprechend breit. Eila schlussfolgerte, dass dies an den Menschen lag, welche
verwandelt werden. Bis jetzt waren nur dünne schwache Bauern zu Wölfen
mutiert. Doch bei diesen Wolfen musste
es sich um große starke Kerle gehandelt haben, vermutlich die Holzfäller die
Eila am vergangen Abend im Gasthaus gesehen hatte.
Die drei Wölfe ließen wieder ein markerschütterndes
Heulen erklingen. Dann rannten sie, auf allen vieren, auf Eila zu. Kurz bevor
sie den Platz vor der Kirche erreichten, richteten sie sich wieder auf.
Abwartend lauernd, betrachteten sie die große Kriegerin
mit den langen roten Haaren. Eila zuckte zusammen, als eine Stimme erklang, die
alt und dröhnend über den Platz donnerte.
„Senke dein Schwert Mädchen.“ Eila antwortete nicht. Sie
stand nur da und sah die Wölfe abwartend an. „Lasst sie uns zerfetzen!“ rief
ein anderer Wolf. „Sie hat unsere Brüder getötet.“
„Nein!“ donnerte der Wolf in der Mitte, welcher wohl das
Kommando innehatte. „Riecht ihr es denn nicht? Sie gehört bereits zu uns. Sie
wird eine hervorragende Wölfin abgeben.“
Eila biss die Zähne zusammen. Den Schlitz an ihrer
Schulter hatte sie bereits vergessen. Im Eifer des Kampfes hatte sie nicht
darüber nachgedacht. Nun schlug die Gewissheit, dass sie sich nächste Nacht
verwandeln sollte, wie ein Hammer auf sie ein. Aber sie hatte doch die ganze
Zeit das Silber getragen, warum hatte sie sich noch nicht verwandelt?
Instinktive griff ihre Hand an ihren Lendenschutz. Doch das Silberstück fehlte,
es war warnend des Kampfes verloren gegangen. Und später hatte nur noch Antero
das Silber in den Händen gehabt, nicht sie.
„Sie wusste es nicht.“ lachte einer der Wölfe mit einem
dummen Grunzen. Wütend starrte Eila ihn an. Dann schrie sie laut auf, sprang in
die Luft und ließ ihr Schwert auf den Wolf zu ihrer Linken niedersausen. Dieser
sprang blitzschnell zurück und hob zum Schutz seinen Arm, den Eila ihm sauber
abtrennte. Erschreckt jaulte er auf und das Wutgeheul seiner Brüder ertönte.
Eila wollte sich ihnen gerade entgegen stellen, als sie vom Alpha Wolf einen so
harten Schlag gegen den Brustkorb bekam, dass sie wie eine Puppe zur Seite
geschleudert wurde.
„Scheint als müssten wir sie doch töten.“ rief der Alphawolf
während Eila noch über das Pflaster rollte. Wütend stürmten die Wölfe auf Eila
zu, wobei jener ohne Arm, etwas langsamer unterwegs war. Eila richtete sich
sofort wieder auf und rannte zwischen die nächstliegenden Holzhäuser. Im
offenen Kampf konnte sie sich den Bestien nicht stellen. Sie musste sie einen
nach den anderen erledigen.
Hinter den Holzhäusern wandte sie sich um, sprang an die
Dachkante des Hauses und zog sich nach Oben. Platt drückte sie sich aufs Dach,
da die Wölfe groß genug waren, um sie auch dort zu entdecken. Die riesigen
Gestalten der Wölfe teilten sich auf und wanderten einzeln zwischen den Häusern
umher. „Ich riech sie!“ dröhnte plötzlich einer der Wölfe und rannte auf Eilas
Haus zu. Er hatte fast das Haus erreich als Eila aufsprang und sich mit der
Klinge voraus auf den Wolf stürzte. Die Klinge rammte sich in seine Schulter
und durchschnitt seinen Körper wie Butter. Sie zerteilte seinen Körper mit
einem seitlichen Schnitt, bis zur seiner Hüfte. Er gab dabei keinen Laut von
sich. Die Hälften des Wolfes fielen auseinander und Eila rannte schnell weiter.
In ihrem Rücken hörte sie das Geheule der restlichen zwei Wölfe.
Schnell verschwand Eila hinter der nächsten Hauswand, als
es laut donnerte und schepperte. „Reißt alles nieder!“ schrie der Alpha Wolf
und Eila hörte, wie sein Körper durch die nächstbeste Hauswand brach. Da der
Alpha Wolf genug Krach machte, war es für Eila kein Problem, ihn zwischen den
Häusern zu umrunden um in seinen Rücken zu gelangen. Doch davor musste sie sich
noch um den einarmigen Wolf kümmern, der seinen Ruderführer in einem Abstand
von 15 Metern folgte.
Leise wie eine Katze schlich sie sich von hinten an den
Wolf heran. Um den Wolf von hinten den Kopf abzuschlagen, hätte Eila einen
Meter größer sein müssen. Also holte sie aus und schlug ihm hinterrücks den
andren Arm ab. Jaulend und fauchend drehte sich der Wolf um. Ob wohl er keine
Arme mehr hatte stürzte er auf Eila zu, die ihm ihr Schwert tief in die Brust
bohrte. Der Riesenwolf stoppte und kippte benommen nach vorne. Eila sprang
elegant zur Seite und trennte ihm mitten im Flug den Kopf ab. Schwer atmend
drehte sie sich dem Alpha Wolf zu, der den Krach gehört und langsam näher
gekommen war.
„Jetzt wirst du sterben Mädchen.“
„Versuchs doch.“
Grollend griff der Wolf an. Eila schlug mit dem Schwert
zu, doch der Wolf konnte, trotz seiner Größe, ausweichen und Eila einen
mächtigen Hieb verpassen. Mit einem Aufschrei flog sie durch die Luft und
mitten in eines der zerstörten Häuser. Als sie sich ächzend aus den Trümmern
erhob merkte sie, dass sie ihr Schwert verloren hatten.
Hastig sah sie sich um, als sie den brüllenden Alpha Wolf
auf sich zukommen sah. Sie konnte ihr Schwert nirgendswo entdecken, also sprang
sich durch ein halb zerstörte Fenster und floh. Kaum war sie aus dem zerstörten
Haus raus, kletterte sie gleich weiter ins nächste. Dröhnend krachte hinter ihr
der Wolf durch die Wand und hielt weiter auf sie zu. Sie rannte los und
hechtete durch ein weiteres Fenster und dann durchs nächste. Der Wolf blieb
hinter ihr und durchbrach eine Häuserwand nach der anderen. Da der Wolf immer
mehr aufholte, durch brach Eila nun selbst auch die Holzwände. Doch das brachte
sie bei dem hohen Tempo aus dem Gleichgewicht, so dass sie taumelte und lang zu
Boden ging. Schon war der Wolf bei ihr und packte sie mit seinen Pranken.
Eila stöhnte auf, als sich seine Krallen tief in ihr
Fleisch gruben. „Keine Angst Mädchen.“ dröhnte die Bestie. „Ich werde dich
langsam töten.“ Das Wesen sah sie mit seinen blutroten Augen an und warf Eila
mit Schwung in den zerstörten Teil des Hauses. Krachen wurde ihr Körper durch die
Trümmer geschleudert. Stöhnend und blutend ging Eila zu Boden. Bevor sie sich
erheben konnte, war der Wolf wieder bei ihr. Erneut wurde sie ergriffen und in einen
weiteren Trümmerhaufen geschmettert, wobei ihr schwerer Körper viel Holz
durchschlug und erst mitten im Gewirr zum Erliegen kam.
Benommen lag Eila da. Mit einem dröhnenden Kopf und einer tiefen Wunde an der Schulter.
Gerade wollte sie sich aufrappeln, als die Klaue des Wolfes erneut durch das Holz brach und sie packte. Wieder
wurde sie durch die Luft geschleudert. Dieses Mal kam ihr der Flug viel länger
vor, bis sie endlich in ein Caos aus Holz krachte. Dieses Mal hatte sie genug
Zeit um auf die Beine zu kommen. Sie hörte wie der Wolf lachte und sich in ihre
Richtung bewegte. Da gewahr sie einen dicken Holzpfeiler, der früher das Dach
gehalten hatte und so abgebrochen war, das sein eines Ende äußerst spitz war.
Entschlossen griff Eila mit ihren Händen zu und hob den
Pfeiler mit ihren starken Armen in die Höhe. Den riesigen Pfeiler in den
Händen, brach sie durch den Holzschutt direkt auf das Lachen des Wolfes zu.
Dieser hatte keine Zeit mehr zu reagieren, als der spitze Pfahl seine Brust
durchbohrte. Heulend schrie er auf, als Eila all ihre Muskeln spannte und den
mächtigen Wolf, mit dem Pfeiler in die Luft hob. Der Wolf sah sie von Oben
herab erstaunt an. „Du gehörst zu uns!“ grollte er leise. „Du kannst nicht
entkommen. Was willst du tun? Dich selber richten?“
„Vielleicht.“ sagte Eila, der es offenbar nichts
ausmachte, den schweren Balken und den Wolf auf dessen Spitze in der Luft zu
halten. „Aber dich richte ich zuerst!“
Und dann ließ sie den schweren Balken mit dem Wolf zu
Boden sausen, so dass der Kopf des Wolfes hart auf den Boden knallte. Als ob
Eila einen riesigen Hammer schwingen würde, donnerte sie den Kopf des Wolfes
wieder und wieder auf den Boden, bis dieser nur noch aus Blut und
Knochensplitter bestand. Schwer atmend warf sie die Reste des Wolfes in die
Trümmer des Hauses und machte sich auf die Suche nach ihren Schwert.
Es begann bereits Abend zu werden als Eila an die Tür des
Rathauses klopfte. Antero machte ein erleichtertet Gesicht, als er Eila sah.
Sie hatte zahllose kleine Schnittwunden und sah auch ansonsten sehr mitgenommen
aus. „Oh mein Gott Eila geht es euch gut? Sind die Bestien tot?“
„Ich habe sie alle umgebracht Antero. Ihr seid in
Sicherheit.“
„Kommt rein, wir richten ein Bad her, damit ihr euch
erholen könnt. Und etwas zu Essen können wir bestimmt auch auftreiben.“
„Nein!“ sagte Eila bestimmend. „Gibt mir nur den
versprochenen Lohn.“
„Ja die drei Goldmünzen.“
„Fünf!“ grollte Eila. „Ich habe die Bestien vor Anbruch
der Nacht getötet.“
„Ja, natürlich fünf. Mein Fehler, einen Augenblick.“
„Beeilt euch!“ grollte Eila. Denn alles in ihr drängte
danach endlich aufzubrechen.
Als sie das Gold hatte verließ Eila das Dorf, welches sie
halb zerstört und deren Bevölkerung sie um mehr als drei Viertel dezimiert
hatte. Auch wenn Antero ihr abermals einen Platz in seinem Haus anbot. Doch
Eila konnte nicht bleiben. Sie musste sich so weit wie möglich von dem Dorf
entfernen und in den tiefen Wald hinein. Denn dort würde sie niemanden etwas
antun können, wenn der Mond aufging.
Ende
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