Freitag, 31. August 2018

Die weiblichen Eindringlinge Kapitel 55 - Wiedergutmachung

Seit einer Woche wusste Alina nichts mehr mit sich anzufangen. Normalerweise genoss sie die Sommerferien, doch seit dem Oskar-Katastrophentag hatte sie zu nichts mehr Lust. Meist lag sie auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Und ihre Gedanken kreisten natürlich nur um Oskar. Sie stellte sich vor, wie sie ihn aus verschiedenen Situationen befreite. Dazu durchbrach sie Wände und prügelte sich durch hunderte von Gegnern. Am Schluss dieser Fantasie lag ihr Oskar immer dankbar in den Armen. Doch diese Gedanken machten Alina nur unglücklich. Sie wusste, dass sie es sich mit Oskar verscherzt hatte. Und dass bisschen Hoffnung was sie noch hatte, ruhte auf Lani. Wenn jemand etwas für sie tun konnte dann Lani.

Von Zeit zu Zeit öffnete sich Alinas Zimmertür und ihre Mutter fragte, ob sie etwas für ihre Tochter tun konnte. Doch Alina schüttelte immer nur den Kopf. Sie wollte nicht rausgehen oder ihre Freundinnen anrufen. Sie wollte auch nicht ihr Lieblingsessen. Sie wollte Garnichts von ihrer Mutter. Manuela fragte ihre Tochter nicht, was mit ihr los war. Zum einen wusste sie, dass es irgendwie um einen Jungen ging, zum anderen wusste sie, dass ihre Tochter über solche Dinge nicht mit ihr reden wollte. Trotzdem machte sie sich Sorgen um ihre Tochter. Sie aß mal kurz was in der Küche ansonsten war sie dauerhaft in ihrem Zimmer.

Es war 9:30 Abends und Alina lag auf ihrem Bett und starrte melancholisch das Display ihres Handy an. Nachdem sie auf Michelles Anrufe nicht reagiert hatte, lief eine Textnachricht nach der anderen über ihr Display. Michelle informierte sie darüber, dass der Wettkampf des Fitnessstudios in wenigen Tagen beginnen würde. Gaby und Sophia würden täglich für den Wettkampf trainieren und meinten, Alina müsste unbedingt mitmachen, da es auch eine Teamleistung gab. Alina wartete bis Michelle nach 20 Nachrichten aufhörte zu schreiben. Sie starrte noch eine Weile vor sich hin, bis sie ein „Nöööö!“ eintippte und es verschickte. Michelle antwortete sofort mit einem traurigen Smiley.

Genervt drehte sich Alina vom Handy weg und starrte erneut an die Decke. Wieder dachte sie an Oskar. Neben ihr brummte ihr Handy. Wieder eine Nachricht. Alina ignorierte es und stellte sich Oskars Gesicht vor. Aber es ging irgendwie nicht. Es war so schwer zu erfassen. Wie schön wäre es ein Foto von ihm zu haben. Im Netz hatte sie nichts gefunden. Wieder brummte ihr Handy. Ärgerlich ergriff Alina ihr Handy um es ganz abzuschalten.

Doch als sie aufs Handy blickte, erstarrte sie. Ihr eben noch müder Geist war hell wach. Kerzengrade saß sie auf dem Bett. Auf ihrem Handy prangte Lanis Name, die ihr gerade eine neue Nachricht geschickt hatte. Aufgeregt öffnete Alina den Chatverlauf. Mit Herzklopfen las sie: „Alina ich brauch Dich hier. Jetzt sofort. Ich schick Dir meinen Standort.“ Alina wäre beinah vom Bett gefallen. Sie musste los. Sofort. Wie von Sinnen rannte sie in Leons Zimmer. Dieser saß an seinem Computer und Chattete mit jemanden. Alina packte Leon am Arm und zog ihn einfach hinter sich her. Leon hatte keine Chance sich loszureißen. Mit einem „Ahhh!“ folgte er ihr.

„Du musst mich fahren!“ sagte Alina kurz und zog ihn in den Flur. „Aber ich…“ Wütend drehte sich Alina zu Leon um und hielt ihm ihre Faust vor das Gesicht. „Keine Widerworte Leon oder ich schwöre Dir ich prügle dich grün und blau!“ Leon wurde blass und nickte.
„Aber Alina…“ sagte er dann doch, als sie an die Treppen kamen.
„Leon!“ schrie sie, „Ich habe es eilig!“
„Du hast keine Hose an.“ sagte Leon kleinlaut. 
Alina sah an sich runter. „Oh.“ machte sie und ließ dabei Leon Arm los der erleichtert aufatmete.
„Und deine Haare...“ begann er vorsichtig. „Naja du solltest vielleicht einmal in den Spiegel gucken.“
Alina starrte Leon an, der ängstlich vor ihr zurückwich.

„Na gut.“ sagte sie. „Ich mach mich zurecht. Und du startest schon mal den Wagen.“ Sie reichte ihm ihr Handy. „Da wollen wir so schnell wie möglich hin. Klar?“ Leon nickte und ging schnell die Treppe runter. Alina selbst verschwand in ihrem Zimmer. Leon hatte Recht, sie sah wie eine Obdachlose aus. So schnell es Alina irgendwie möglich war, brachte sie ihr Haar in Ordnung und zog sie frische Kleidung an. Ein kleiner Spritzer Parfüm und fertig, für Markeup hatte sie keine Zeit.  Wenige Sekunden später saß sie neben Leon im Auto und der fuhr sofort los.

„Warum haben wir es denn so eilig.“ fragte Leon als sie fiel zu schnell die Straße in Richtung Innenstadt fuhren.
„Sag ich dir nicht. Fahr einfach.“
„Geht es vielleicht um diesen Jungen? Manuela meinte sowas.“
„Halt den Mund Leon.“ rief Alina wütend.
„Du kannst mit mir über so was reden. Ich bin ein Typ und kann dir vielleicht, …“
„Leon!!!“ schrie Alina. „Wenn du nicht fahren würdest, hätte ich dich längst k.o. geschlagen.“
Leon wurde sofort ruhig und sagte kein Ton mehr. Nach fünfzehn Minuten, mit einem Blick auf Alinas Handy, hielt er hinter der Backsteinmauer eines ziemlich lauten Nachtclubs.

„Hier sollte es sein.“ meinte Leon und stellte den Motor ab. Er hatte den Zündschlüssel noch nicht ganz abgestellt, als ihn Alinas Faust am Kinn traf. Es klatschte einmal und Leon rutschte besinnungslos in sich zusammen. „Gott das habe ich jetzt gebraucht.“ stöhnte Alina und atmete tief durch. Einen Augenblick später stieg sie aus dem Wagen.

Es war 10 Uhr Abend aber dank der Sommerzeit immer noch hell. Hinter dem Club, aus dem sehr laute Musik dröhnte lagen die Abstellgleise der Bahn. Dieser wurde von einem grauen Maschendrahtzaun vom Grundstück des Klubs abgetrennt. An diesem Zaun entdeckte Alina, Lani. Sie war stark geschminkt und nicht allein. Ein anderes Mädchen, auch schon älter, stand neben ihr. Schnell lief Alina zu ihr. Die Frau, welche Alina nicht kannte und klar größer war als Lani, sah sie missbilligend an.

„Oh Alina gut das du hier bist.“ Begrüßte Lani sie. „Das Kind da ist nicht wirklich deine Freundin.“ Sagte die Frau, welche sich die langen Haare fast weiß gefärbt hatte. Lani sah sie böse an. „Halt den Mund Eva! Willst du dein Handtasche nun wiederhaben oder nicht?“
„Doch klar, genauso wie du. Weiß nur nicht, wie uns ein Kind dabei helfen soll.“
„Ich bin kein Kind.“ rief Alina trotzig. „Ich bin volljährig!“
„Dann solltest du dich vielleicht nicht wie ein acht jähriges Schulmädchen kleiden!“

Alina ballte die Fäuste und die Frau erschrak als sie das Muskelspiel von Alinas Armen sah. Automatisch sah sie nun auch auf Alinas Jeans, durch die sich die dicken Muskelrollen ihrer Oberschenkel drückten. „Verdammt was …“ sagte sie. Der Rest schien ihr vor Überraschung im Mund stecken zu bleiben.

„Alina sei lieb!“ rief Lani und schnell verwandelte Alina ihren bösen Gesichtsausdruck in ein naives Lächeln. „Schon besser.“ Eva runzelte die Stirn. „Was ist das zwischen euch? Bist du ihre Domina?“
„Nein!“ rief Lani ärgerlich. „Wir haben eine Vereinbarung. Sie tut was für mich dann tue ich was für sie.“  Eva lächelte breit und zeigte ihre weißen, wie auch großen Zähne. „Ah schon klar. Habe immer gewusst, dass du es auch mit Frauen machst, aber…“
„Eva!“ schrie Lani mit rotem Kopf. „Hör auf zu reden!“ Eva grinste breit und hob abwehrend die Hände. „Okay, okay…“

Lani atmete tief durch und drehte sich zu Alina. „Also wir sind vor zwanzig Minuten aus dem Club gekommen und so einer Gruppe von besoffenen Pennern in die Arme gelaufen. Die haben sich unsere Handtaschen geschnappt und sind abgehauen. Allerdings nicht weit. Sie stehen dahinten auf dem Abstellgleis. Da wo der Rauch aufsteigt. Die haben irgendwas in Brand gesteckt.“
„Und anstatt die Polizei zu rufen.“ Unterbrach Eva, Lani. „Hat sie dich geholt.“
„Das ist bestimmt besser!“ rief Lani ärgerlich. „Die hätten das Polizeiauto sofort gesehen und währen abgehauen. Aber Alina wird auf den ersten Blick harmlos. Außerdem kann Alina die Typen so bestrafen wie sie es verdient haben. „

„Oh ja, soll ich?“ fragte Alina, die bisher nur geschwiegen hatte.
„Ja von mir aus kannst du sie alle verprügeln.“ sagte Lani wütend.

„Okay, dauert nicht allzu lange.“ sagte Alina, ging zum Zaun, packte die Maschen und riss mit einem Ruck ein großes Loch hinein.  „Stark ist sie ja.“ sagte Eva leise zu Lani. „Das ist noch gar nichts. Glaub mir die wird spielend mit den Typen fertig.“ Eva sah Lani skeptisch an. „Werden wir sehen.“

Alina trotzte vor Tatendrang, als sie sich in die Richtung der Abstellgleise bewegte.  Sie konnte nicht motivierter sein, als sie hinter einem rostigen Wagon die Gruppe entdeckte. Sie hatte eine üble Bande von Rockern in Lederkleidung erwartet, doch stattdessen fand sie eine Gruppe von vier Männern und zwei Frauen vor, die höchsten Mitte Zwanzig waren. Alina war überzeugt, dass sie mit denen problemlos fertig werden würde.

Alina war bis jetzt nicht bemerkt wurden. Das änderte sich, als sie ein lautes „Hey!“ von sich gab. Einer der Frauen, sie hatte sich das Haar rosa gefärbt, sah Alina überrascht an.  „Ey seht mal Leute. Ein kleines Schuldmädchen hat sich hier her verirrt.“ Sie lachte und zeigte damit, wie betrunken sie war. „Uh ist die Süß.“ sagte einer der Typen und kam auf Alina zu. Er war eine Halbeportion. Dünn mit rutschender Hose und schmierigen Haaren. Alina starrte ihn böse an, was gut ging, da er nur wenige Millimeter größer war als sie.

„Ihr habt meiner Freundin ihre Handtasche gestohlen, wo ist sie.“ Der Typ vor ihr war ziemlich betrunken, so dass er hin und her wankte, als er einen Schritt vor machte. Nun stand er direkt vor ihr. „Das war Tom.“ lallte er. „Tom der Handtaschen Dieb. Um genau zu sein hat er sie geraubt. Aber diese arroganten Hühner hatten es auch nicht anders verdient.“ Leise lachte er in sich hinein. „Ich nehme an, du bist gekommen, um ihn mal richtig ins Gewissen zu reden.“ Wieder lachte er dümmlich.

Alinas Geduld war am Ende. Wütend trat sie dem Hempfling auf den Fuß, so dass er aufschrie und eine Sekunde später auf einem Bein stand. Sein Aufschrei endete abrupt als Alinas Faust ihm einen Aufwärtshaken verpasste, der ihn ein Stück hoch in die Luft beförderte. Wie tot fiel er leblos in den Staub. Alle anderen Anwesenden, die bis her locker herumgestanden oder gesessen hatten, richteten sich alarmiert auf.

„Wie hat sie das gemacht?“ fragte ein schwarzhaariger Typ, der noch am stabilsten von all den dünnen Typen aussah. „Ist doch egal!“ rief ein anderer und schnappte sich eine alte Holzlatte um damit auf Alina loszugehen. Drohend holte er zum Schlag aus und Alina spannte ihre Bauchmuskeln. Es knallte Laut als das Bett an ihren Bauchmuskeln zersplitterte. Sie revangierte sich mit einem Faustschlag der ihren Angreifer sich einmal um die eigene Achse drehen lies. Völlig groggy und schwanken stand er vor Alina. Diese drehte sich einmal und trat den man so heftig in den Unterleib, das er regelreicht davonflog und in seine dahinter stehenden Freunde kracht. Die beiden Frauen, welche an der Seite standen kreischten überrascht auf, als der Mann durch die Luft segelte. 

Der schwarzhaarige befreite sich von der Last seines, nun bewusstlosen Kumpanen und half den andern Gestürzten auf. „Wie müssen sie zusammen angreifen. Du packst ihren rechten Arm, ich den Linken!“ Alina, die seine Worte klar gehört hatte grinste Böse. Sie ließ die beiden ihre Arme packen, spannte dann ihre Muskeln und donnerte sie laut gegeneinander. Als die beiden verwirrt vor ihr standen, nahm Alina sie schnell in den Schwitzkasten.

Die beiden Männer hatten keine Chance gegen Alinas Stahlarme. Sie wehrten sich zwar aber Alina bemerkte das kaum. Und alles was die beiden zu fassen bekamen waren harte Muskeln, welche sie mit ihrer eingeschränkten Kraft nicht bewegen konnten.  „Hört auf zu zappeln.“ rief Alina und spannte ihren Bizeps leicht an, so dass dieser sich in die Hälse der Männer bohrte. Durch den geminderten Blutfluss wurde beide Männer schnell ruhiger und hörten auf um sich zu schlagen.

„Derjenige von euch der mit zuerst sagt wer und wo Tom ist, wird von mir sanft schlafen geschickt. Der andere nicht.“ Es dauerte nicht einmal eine Sekunde, da grölte der Mann in ihrer linken Umklammerung auf. „Er ist es, er ist es!“ rief er hastig und deutete auf den Mann mit den schwarzen Haaren, den Alina rechts im Schwitzkasten hatte. „Du miese Ratte.“ fluchte dieser wütend.

„Dankeschön.“ sagte Alina lieb und spannte ihren Bizeps so stark an, dass der Verräter auf der Stelle besinnungslos wurde. Einige Augenblicke ließ Alina ihren Bizeps noch auf den Mann wirken. Dann ließ sie seinen schlaffen Körper in den Dreck fallen. Unvermittelt löste sie die Umklammerung von Tom und packte ihn am Kragen.

„Ich frage dich jetzt nur einmal. Wo sind die Handtaschen?“
„Dort hinten!“ rief er ängstlich. „In dem verrosteten Container.“
„Du!“ rief Alina eine der Frauen an, „Geh und hol die Taschen. Und wage es nicht wegzulaufen. Ich kann Tom hier schneller und weiter werfen, als du rennen kannst. Und danach würde ich dich richtig durchprügeln!“

Die Frau wurde blass, mit einem nickten ging sie langsam zu dem Container und holte die besagten Taschen heraus. Vorsichtig stelle sie diese neben Alina ab und stellte sich danach schnell wieder neben die Frau mit den rosa Haaren.

„Gut.“ sagte Alina und sah Tom tief in die Augen. „Du hast meiner besten Freundin die Tasche gestohlen und dafür werde ich dich jetzt bestrafen. „Bitte Kleine!“ haspelte er „Das musst du nicht tun, ich kauf dir einen Haufen Süßigkeiten und wir vergessen die Angelegenheit.“
„Ich bin kein kleines Mädchen.“ rief Alina wütend und knallte dem Mann ihre Faust mitten ins Gesicht. Und dann wieder und immer wieder. Sie immer schneller prügelte sie mit ihrer Faust auf sein Gesicht ein. Seine Lippen platzten auf und seine Nase wurde regerecht Plattgehämmert. Erschrocken sahen die Frauen zu wie Alina, Toms Gesicht wie mit einem Presslufthammer bearbeitete.

Tom selber bekam nur die ersten wenige Augenblicke davon mit. Dann wurde er besinnungslos und nahm zu seinem Glück nichts mehr von Alinas Behandlung wahr. Nach gut vierzig Schlägen ließ sie Tom mit seinem grün und blau geschlagenen Gesicht zu Boden fallen. Dort zuckte er noch etwas vor sich hin, während Alina sich den beiden Frauen zuwandte.

Jene, welche ihr die Tasche gebracht hatte, starrte sie ängstlich an. Die mit den rosafarbenen Haaren starrte fassungslos auf Tom und dann böse Alina an. „Du kleine Irre!“ rief sie. „Du hast ihn fast umgebracht!“ Alina grinste und streckte sich, wobei sie all ihre Muskeln spielen ließ, was ihre Kleidung mit einem Knarren kommentierte.


„Aus welchen verdammt Genlabor bist du entlaufen?“ schrie die Frau in rosa. Alina antwortete ihr mit einer geraden Rechen, welche ihr die Nase brach und sie lang in den Staub schickte. Dort blieb sie reglos liegen. Die andere Frau bewegte sich ganz langsam rückwärts, bis sie mit den Rücken gegen die Wand des hinter ihr stehenden Bahnwaggons prallte. Drohend stand Alina vor ihr.

„Bitte tue mir nichts.“ jammerte sie.
„Aber das muss ich.“ sagte Alina lieb, „Ich habe meiner Freundin versprochen, das ich die Gruppe bestrafe, welche ihr die Tasche geklaut haben. Und da gehörst du dazu.“
„Bitte nicht.“ rief die Frau und ging vor Alina in die Knie.

Alina hätte es niemals  zugegeben, aber dem kleinen Sadistischen Teufel in ihr, gefiel es wie die Frau sie anflehte. Und es gefiel ihm noch mehr, keine Gnade zu gewähren. Grinsend packte sie die Frau am Hals, die daraufhin auf keuchte. Ganz langsam hob Alina ihren Arm und ballte ihre Faust. Aus großen Augen starrte die Frau, Alinas harte Faust und den dazugehörigen muskulösen Arm an. Alina ließ den Anblick kurz auf die Frau wirken, dann schlug sie diese, geradezu genüsslich k.o. . 

„Das hat richtig Spaß gemacht.“ Sagte Alina und blickte sich suchend um, in der Hoffnung einer ihrer Opfer würde sich doch noch bewegen. Aber alles was sie erblickte waren bewusstlose Körper die kreuz und quer im Dreck lagen.

„Ich sollte Verbrechens-Bekämpferin werden.“ dachte sie laut. Dann fiel ihr Blick auf die beiden Handtaschen. „Oh, Lani wartet ja.“ Schnell griff sie sich die Handtaschen und wollte schon loslaufen, als sie Toms zerschlagenes Gesicht sah. „Dich nehme ich mit!“ sagte sie kurz, warf sich den schlaffen Körper über die Schulter.

Lani und Eva machte große Augen als Alina nicht nur mit den Handtaschen durch das Loch im Zaun kam, sondern auch noch einen Mann über der Schulter trug. „Hier eure Handtaschen!“ sagte sie und reichte den Frauen ihr entwendetes Eigentum. „Wer ist das?“ fragte Lani und starrte Tom an.
„Das…“ sagte Alina und ließ Tom von ihrer Schulter gleiten, nur um ihm dann mit festen Griff am Kragen festzuhalten. „ist Tom. Es tut ihm sehr leid was er getan hat.“

Lani und Eva starrten Toms Gesicht an. „Was um Himmelswillen ist mit ihm passiert?“
„Nur eine kleine Massage mit meiner Faust.“ lachte Alina. „Aber wartet, ich wecke ihn auf, dann kann er sich selbst entschuldigen.“ Grinsend fing sie an, Tom blau, grünes und auch blutendes Gesicht zu Ohrfeigen. Die beiden Mädchen sahen stumm dabei zu. Es dauerte ein paar Minuten, bis Tom endlich wieder die Augen öffnete.

Sofort fing er an zu stöhnen und Tränen liefen ihm aus den geschwollenen Augen. „Hör auf zu heulen Tom!“ rief Alina. „Das da sind die Frauen den du die Handtaschen weggenommen hast. Willst du dich nicht bei ihnen entschuldigen?“ Tom öffnete die verquollenen Augen so gut er konnte und blickte Lani und Eva Verständnislos an. „Los entschuldige dich, sonst bearbeite ich dein Gesicht bis morgenfrüh!“ „Nein!“ rief Tom ängstlich und fiel vor Lani und Eva auf die Knie. „Es tut mir Leid bitte.“ 
Er war kaum zu verstehen, da Alinas Faust einige seine Zähne entfernt hatte. „Bitte.“ Jammerte er, „Vergibt mir.“ Lani und Eva starrten geschockt auf die Gestalt vor ihnen, welche im Staub kniete und um Gnade fehlte.

„Das ist gruselig.“ sagte Eva tonlos.  „Eva hat Recht Alina, er soll verschwinden.“
„Wenn ihr meint.“ Sagte Alina etwas irritiert. Sie packte Tom am Kragen hob ihn in die Luft und ging mit ihm zum Loch im Zaun. „Sieht so aus, als wäre deine Anwesenheit nicht länger erwünscht.“ sagte Alina zu Tom, der auf wackeligen Beinen vor ihr stand. Er konnte noch ein halbes „Nein!“ herauswürgen, bevor Alinas Faust Tom traf und ihn in die Luft beförderte. Einen guten Meter von ihr entfernt knallte er schlaff zu Boden.

Zufrieden klatschte Alina die Hände aneinander, wie man es nach getaner Arbeit so tat. Lani und Eva sahen sie noch immer entgeistert an. „Was habt ihr denn?“ rief Alina irritiert. „Habe ich was falsch gemacht?“ „Ich meinte du solltest ihn wegschicken, die weiter verprügeln.“ „Aber er ist doch weg.“ Entgegnete Alina unsicher. „Nicht böse sein Lani! Bitte ich dachte das ist okay so.“
Eva stönte laut.

„Lani ich geh!“
„Was warum denn?“
„Warum? Weil wir erst zwanzig Minuten auf deine kleine Freak-Freundin gewartet haben und dann noch mal zehn Minuten, bis sie unsere Taschen hatte. Ich will jetzt nach Haus. Außerdem ist mir deine Freundin zu durchgeknallt. Gute Nacht.“

Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und stapfte davon. „Die hat ja eine Laune.“ sagte Alina. „Es stimmt schon“ meinte Lani und sah Alina an, „Ich bin dir zwar dankbar, dass du mir meine Tasche gebracht hast, aber du solltest niemanden Krankenhausreif prügeln.“
„Okay, ich mach es nie wieder, ja? Nächstes Mal sagst du mir genau wie ich jemanden verhauen soll.“
„Na gut Alina. Bin ja froh dass ich meine Tasche wiederhabe. Kann dein Fahrer uns nach Hause bringen? Im Übrigen schein er zu schlafen, wir waren vorhin am Auto und haben an die Scheibe geklopft aber er schläft tief und fest.“

Alina lachte: „Ja, das ist Leon, der schläft fast immer. Er ist mein Stiefbruder.“
„Ah ha.“ machte Lani. „Und er fährt dich rum. Ist ja lieb von ihm.“
„Naja.“ sagte Alina und ging zur Beifahrertür. „Warte bitte bis ich ihn geweckt habe, sonst ist es ihm peinlich.“ Klar!“ sagte Lani und lehnte sich entspannt ans Heck.

Leon lag noch immer besinnungslos mit dem Kopf auf dem Lenkrad des Wagens und hatte mittlerweile seine ganze Hose nass gesabbert. „Hey Leon.“ rief Alina, packte ihn an den Haaren hob seinen Kopf hoch und ging an, ihn grob zu ohrfeigen. „Aufwachen Schlafmütze, wir fahren.“
„Ohh.“ machte Leon und stöhnte auf. „Was ist passiert?“
„Wir fahren heim.“ sagte Alina bestimmend. „Du hast wieder einmal gepennt.“
Leon befühlte sein Kinn. Dann sah er seine Hose. „Oh Gott.“ murmelte er. Dann sah er zu Alina.

„Du hast mich doch wieder,…“ er schluckte den Rest runter, als Alina die Faust hob. „Ja willst du dich beschweren? Oder dich vielleicht lieber bedanken, dass ich deine Wartezeit abgekürzt habe?“
„Ich äh…“ Alina sah in scharf an. „Ja?“ Leon dachte einen kurzen Augenblick nach. „Danke.“ sagte er langsam. „Gern geschehen.“ Sie und lächelte wie ein unschuldiges kleines Mädchen.

Da klopfte es gegen das Wagendach. „Ey seid ihr beiden da drinnen bald fertig?“ Alina ließ hier Fester herunter. „Ja steige ein Lani. Leon ist nicht so schnell, wenn er noch schlaftrunken ist.“ Leon sah Alina böse an, natürlich nur in dem Augenblick, in dem sie nicht hinsah. 

Leon startete den Wagen und Lani nannte ihre Adresse. Kurz darauf fuhren die drei eine Landstraße entlang, an dessen Horizont langsam die Sonne versank. Lani fand die Still wohl etwas unbehaglich, denn sie räusperte sich nach ein paar Minuten laut. „So Alina.“ sagte sie. „Ich habe in der Stadt so ein Plakat zu einem Wettkampf von zwei Fitnessclubs gesehen. Die sollen sich das Spektakel richtig was kosten lassen. Gehst du dahin.“ „Ja vielleicht. Hatte eigentlich keine Lust. Aber meine Freundinnen gehen auf jeden Fall hin.“ „Hmm.“ machte Lani. „Also ich werde mir das angucken und vielleicht kann ich meinen Bruder überreden mitzukommen.“ Sofort war Alina hellwach. „Ich gehe da natürlich auf jeden Fall hin. Meinst du Oskar kommt mit?“
„Oskar heißt er also.“ Kam er plötzlich von Leon und Alina sah in mit tödlichen Blicken an. Sofort verstummte er und sah stur auf die Straße. Lani tat so, als hätte sie nichts gemerkt. „Ja vielleicht schaff ich es, dass er mitkommt. Dann könnte er dich ganz unbefangen beobachten.“ Alina nickte und beugte sich nach hinten zu Lani.

„Wie geht es ihm den. Ich meine nach dem kleinen Vorfall.“
„Das willst du nicht wirklich wissen.“
„Doch bitte sag es mir.“
„Okay Alina, er hat Angst vor dir. Wenn ich nur deinen Namen sage bekommt er große Augen.“
„Oh nein.“ rief Alina und sie merkte wie ihr das Wasser in die Augen liefen. „Aber es geht ihm besser?“
Lani machte ein bedenkliches Gesicht. „Physisch vielleicht. Du musst es halt sehr langsam angehen. Lass ihn dich erst mal auf der Ferne beobachten. Ich schubse ihn schon in die richtige Richtung.“
„Danke Lani, dafür tue ich alles für dich.“
„Ich weiß. Und keine Sorge, ich ruf dich wieder an. So hier könnt ihr anhalten.“

Leon und Alina lieferten Lani zu Hause ab und fuhren weiter nach Hause. Keiner der beiden sprach ein Wort. Leon hielt es für besser den Mund zu halten, da er jetzt mehr von Alinas Gefühlswelt mitbekommen hatte, als diese es wohl gut fand. Und Alina sprach sowieso nicht. Sie sah aus dem Fenster und beobachtete wie die Sonne am Horizont verschwand.

Ende

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