Freitag, 26. Oktober 2018

Eila die Starke I - Verflucht Teil 1.


Eila betrat, in ihren Bärenmantel gehüllt das Gasthaus. Die kalte Luft des Herbstes umwehte ihr dunkelrotes Haar, als ihre große Gestalt in der Tür stand. Mit einer Bewegung knallte sie die hölzerne Tür zu und entledigte sich des Mantels. Die ausgehungerten Bauern an den Tischen und der Schenke drehte sich zu ihr um. Nun, da sie sich des Bärenfels entledigt hatte, konnte man ihre hochgewachsene Gestalt bewundern.

Das dunkelrote Haar fiel ungeordnet bis zu ihren Hüften. Eine fein geschmiedete silberne Eisenrüstung hielt ihre Oberweite. Eine ähnliche Rüstung umspielte ihre Hüfte und funkelte im Schein der Fackeln. Der Rest ihren gewaltigen Körper war nackt, braungebrannt und bestand aus puren Muskeln. Ihre Oberschenkel waren dick wie Baumstämme, ihr Rücken bildete ein V mit breiten Schultern. Ihre Arme trotzten vor Muskelpaketen obwohl diese nur locker herunterhingen. Es gab keinen Zweifel, dass die 1.90 große Frau allen Bauern in diesem Raum überlegen war. Selbst wenn sie alle zusammen auf sie eingestürmt wären. Außerdem ruhte auf ihrem muskulösen Rücken ein langes Breitschwert das eben so scharf wie riesig wirkte und ebenfalls silbern funkelte.

Als sich Eila an einen der einfachen Holztische niederlass, knarrte der Schemel, auf den sie sich setzte, bedenklich unter dem Gewicht der Frau. Das riesige Breitschwert nahm sie vom Rücken und lehnte es neben sich an die Steinmauer. Die Blicke, welche auf ihr ruhten ignorierte sie. Auch wenn ihre Körper von gewaltiger Kraft gezeichnet war, hatte sie dennoch ein überraschend schönes Gesicht. Große braune Augen, sehr schwarze Augenbrauen und einen großen Mund. Die Bauern wussten kaum, was sie nun anstarren sollten. Den Körper der Fremden oder ihr Gesicht.

Aus dem Augenwinkel sah Eila einen zerzausten Jungen, der noch kein richtiger Mann war, dieser starrte sie an, wie alle anderen auch, aber als sich der Wirt in ihre Richtung bewegte, verschwand er schnell und rannte davon. Eila beachtete ihn nicht weiter, denn der Wirt hatte es bis an ihren Tisch geschafft.

„Abend.“ sagte er und starrte sie dabei unverhohlen an.
„Met und was zu essen.“ gab Eila wortkarg zurück.  
„Sehr wohl. Ake hat heute ein Schwein geschlachtet. Davon sollte noch was da sein.“
Eila brummte eine Zustimmung ohne den Wirt anzuschauen. „Bleibt ihr über Nacht?“
„Wird sich nicht vermeiden lassen. Und jetzt habe ich Hunger.“ sagte Eila und sah den Wirt drohend an.  „Ja natürlich!“ erwiderte der Wirt und beeilte sich davon zu kommen.

Während Eila auf ihr Essen wartet begutachtete sie die Kundschaft. Die meisten waren dünne abgemagerte Bauern oder nur armes Gesindel. Wirklich kräftige Kerle konnte sie nicht entdecken, abgesehen von den drei Holzfällern die sich in einer Ecke des Raumes betranken. Viel hatte Eila von dem Ort auch nicht erwartet. Er bestand im Grunde nur aus zwei duzend Windschiefer Bretterhütten und drei steinernen Gebäuden im Zentrum. Eines war eine Kirche, das zweite wohl eine Art Ratsgebäude und das dritte war diese Gaststätte. Eila hatte aber auch nicht vor, länger als nötig zu bleiben. Ihr Weg führte sie Richtung Norden und sie hatte nicht vor zu trödeln.

Als Eilas Essen kam, betrat ein Mann mit schwarzer Kleidung und einem dicken Schnäuzer den Raum. An seiner Seite erkannte Eila den Jungen, der zuvor davongerannt war. Dieser zeigte nun auf sie und der Mann in schwarz nickte. Dann lenkte er seine Schritte in ihre Richtung. Eila sah nicht auf, als er direkt vor ihrem Tisch stand.

„Abend.“ sagte der Mann und Eila brummte eine Zustimmung. „Darf ich mich setzen?“ fragte der Mann in schwarz und deutete auf dem Schemel, Eila gegenüber. „Bitte.“ sagte sie und blickte ihn kurz an. „Gestattet mir mich vorzustellen. Ich bin Antero und bin gewählter Vorsitzt dieses Dorfes.“
„Eila“ sagte Eila kurz.
„Eila, schön.“ sagte der Mann. „Woher kommt ihr?“
„Meine Angelegenheit.“
„Ja natürlich. Nun verzeiht, ich kam nicht umher zu sehen, das ihr eine erfahrene  Kämpferin zu seien scheint. Und wie es der Zufall so will hätte ich eine dringende Aufgabe für eine Frau mit euren Fähigkeiten.“

Eila schüttelte den Kopf und schob weiteres Fleisch in ihren großen Mund. „Ich muss nach Norden.“ sagte sie mit vollen Mund.
„Was gibt es im Norden?“
„Kälte.“
„Nun ich hätte was Besseres nämlich Gold.“

Nun hielt Eila doch inne und sah den Mann scharf an. „Ich habe dieses Dorf gesehen. Ihr habt kein Gold. Und auch kein Silber.“ Der Mann lächelte milde. „Da irrt ihr. Wir haben welches.“
„Ihr sagt besser die Wahrheit.“ sagte Eila drohend.

Wieder lächelte der Mann. Dann nahm er einen kleinen Beutel von seinen Gürtel, öffnete ihn und holte eine goldene Münze hervor. Nur von dieser Münze hätte man für die Hälfte der Bewohner Hütten aus Stein bauen können.

„Warum solltet ihr mir das Gold geben anstatt euerm Dorf damit zu helfen.“
„Das ist es ja. Ich werde mit diesem Gold dem Dorf helfen. Dem mein Problem ist das Problem aller hier.“
„Hört sich nicht wie eine Kleinigkeit an.“
„Für eine Kleinigkeit zahlt man auch nicht in Gold.“
 „Zeit zur Sache zu kommen, erzählt was ihr von mir wollt.“
„Nun denn. Alles begann vor ein paar Monaten. Ein Mädchen wurde grausam zerfetzt mitten im Dorf gefunden. Keiner hatte etwas gehört oder gesehen. Wir gingen von einem wilden Tier aus. Ein Monat später passierte dasselbe erneut. Doch dieses Mal war es ein junger Kerl. Als im dritten Monat wieder ein Mensch sterben musste verhängten wir im vierten eine Ausgangssperre. Doch das half nicht, es wurde ehr noch schlimmer. Denn dieses Mal wurde eine gesamte Familie ausgelöscht. Das Tier schien durch die Wand gebrochen zu sein und hatte alle Insassen niedergemacht.“
Antero machte eine dramatische Pause.
„Und was geschah im fünften Monat?“
„Das erfahren wir morgen Nacht.“

„Hmm.“ machte Eila und stopfte sich wieder Fleisch in den Mund. Kauend sah sie Antero an. Der lächelte wieder falsch. „Es liegt wohl auf der Hand, um was ich euch bitte. Oder?“
„Die Kreatur jagen und zur Strecke bringen?“
„Ja genau und wenn ihr sie bis morgen Nacht habt,  gibt es fünf Goldmünzen ansonsten drei.“
„Das wird wohl kaum so schnell gehen. Erst wenn die Bestie wieder jemanden reißt, habe ich eine Spur.“
„Da kann ich euch vielleicht helfen. Ake hat heute sein einziges Schwein geschlachtet. Er behauptet,  dass er ein Knurren in den vergangen Nächten gehört hat. Er wolle das Schwein lieber selbst verspeisen, bevor es die Bestie tut.“
„Gut dann rede ich mit ihm.“
„Das heißt ihr nehmt an?“  
„Das heißt, dass ich mir die Sache ansehe. Mehr nicht.“
„Mehr verlange ich nicht. Habt herzlichen Dank. Mich findet ihr bei Fragen im Rathaus. Ach und Ake findet ihr genau hier. Er übernachtet im Wirtshaus, weil er seine Frau meidet. Sie war mit der Schlachtung des Tiers nicht einverstanden. Wie Ake hinterher rausfand.“
„Wir sprechen uns morgen Antero.“
„Ja das tun wir. Ich wünsche eine erholsame Nacht.“

Als Eila zu Ende gegessen hatte, verspürte sie kein Verlangen danach, weiterhin an ihrem Tisch zu sitzen. Es war Zeit für sie zu Bett zu gehen. An der Schenke lehnte sie ihr Schwert an den Tresen und wartete auf den Wirt. Dieser erschien auch, wobei er es wohl eilig hatte zu ihr zu kommen.“

„Hat das Essen geschmeckt?“ fragte er nervös.
„Ich brauch ein Zimmer.“ sagte Eila und warf ein paar Kupfermünzen auf den Tresen.
„Treppe hoch, zweite Tür links.“ sagte der Wirt, während er schnell die Münzen zählte und Eila einen Schlüssel reichte. „Esko?“ rief der Wirt laut und der Junge, welcher Antero geholt hatte, erschien am Tresen. „Ja?“ „Esko, bring die Sachen der Frau hier ins linke hintere Gästezimmer.“
„Sofort.“ sagte Esko und wollte das Schwert packen, das Eilas einziges Gepäck darstellte. Das Schwert war fast so groß, wie der Junge und als es bewegte, kippte es gegen ihn. Esko hatte mit einem so schweren Schwert nicht gerechnet und wurde prompt unter dessen Gewicht begraben. Wüten hob Eila das Schwert mit der linken Hand hoch, als ob es leicht wie eine Feder war. „Rühre nie wieder mein Schwert an!“ zischte sie. „Sonst breche ich dir Arme und Beine!“ Ängstlich sah Esko der gewaltigen Frau hinterher, als sie, das Schwert locker in der Hand, davon ging.

Eila war überrascht eine richtige Tür mit einem richtigen Schloss in der Gaststätte vorzufinden. Auch das Bett schien solide und hielt sogar ihr Gewicht, als sie sich vollkommend nackt darauf legte. Mit dem Schwert, griffbereit neben ihrem Bett, schlief Eila ein.

Ein poltern mitten in der Nacht weckte Eila. Geschmeidig glitt die Frau aus ihrem Bett. Leise wie eine Katze bewegte sich die große Frau zur Zimmertür. Ihr Schwert ließ sie liegen, da es sie beim Schleichen behindert hätte. Die Finsternis war kaum mit den Augen zu durchdringen. Da nur sehr wenig Mondlicht zu Fenster hereinschien. Flach atmend legte Eila ein Ohr auf die Holztür und lauschte. Sie hörte ein leises klicken auf dem Flur und dann ein dunkel knurren.

Entschlossen griff Eila nach der Türklinke und öffnet leise und langsam die Holztür. Diese knarrte, was sich in der Stille unendlich laut anhörte. Durch den Spalt der Tür konnte Eila zwei paar rot glühende Augen sehen die sie direkt ansahen. Wieder erklang das Knurren und Eila machte sich innerlich zum Kampf bereit.

Da drang plötzlich heller Kerzenschein auf den Flur. Die Tür gegenüber hatte sich geöffnet und mitten im Flur stand Esko. Sobald Eila das Licht sah, sprang sie hinter ihrer Tür hervor um sich jeglicher Gefahr entgegenzustellen. Doch als sie sich auf dem Flur umsah, waren die roten Augen verschwunden. Dafür lag der Wirt mitten auf dem Flur. Sein Kopf schien allerding zu fehlen, dafür floss eine Menge Blut aus seinem Rumpf.

„Was ist den los?“ fragte Esko verschlafen und schien erst jetzt die Augen richtig zu öffnen. Eila hatte in der Zeit den Kopf des Wirts gefunden. Dieser lag hinter einem Holzfeiler. Das Gesicht des Wirts zeigte blankes Entsetzen. Außerdem sah sie, dass die Tür von Akes Zimmer, so wie die des Wirts zertrümmert worden war. Eila war sich sicher, dass beide Türen schnell hinter einander zerstört worden waren, da sie beim Zerbrechen einer Tür sofort wach geworden wäre. Auf dem Boden sah Eila keine blutige Punkte, die von der Leiche des Wirts wegführten. Doch viel interessanter fand Eila die zerstörte Tür von Akes Zimmer. Ein lautes Würgen störte sie bei ihren Untersuchungen.

Esko kniete am Boden und erbrach sich auf die Holzdielen. Mit blassem Gesicht sah er sie an. „Was war das?“ brachte er zitternd hervor. Eila stand auf und Esko betrachtete sie mit offenem Mund. Eila war vollkommen nackt. Auch Esko trug nur den Kerzenhalter. In wenigen Augenblicken hatte er eine Erektion. Eila beachtete diese nicht. Viel mehr warf sie einen kurzen Blick in Akes Raum.

„Ich bin nicht sicher, es hat auf jeden Fall schnell zwei Türen durchbrochen und ist dann über den Wirt hergefallen. Weißt du wo Ake wohnt?“
„Ja.“ sagte Esko immer noch geschockt. „Aber sollte er nicht hier sein?“
„Nein er ist nicht da. Und was immer den Wirt getötet hat, kam aus seinem Zimmer. Siehst du? Die Kratzspuren am Holz sind auf der Innenseite der Tür, die außerdem in den Flur rein gefallen ist, anstatt wie beim Wirt ins Zimmer innere.“
„Dann war das Ake?“ fragte der Junge entgeistert.
„Das was ich gesehen habe sah nicht wie Ake aus. Und nun zieh dich an. Wir müssen zu seinem Haus!“

Wenig später liefen Eila und Esko mit einer Fackel bewaffnet durch die Nacht. Eila kam leider nicht so schnell voran wie sie gewollt hatte, da Esko lange nicht so schnell laufen konnte wie sie. Am Haus angekommen war Esko völlig außer Atem, Eila hingegen merkte man nichts an. Ungeduldig hämmerte sie mit der Faust gegen die Tür, wobei sie kleine Dellen ins Holz schlug.

Es dauerte nicht lange, bis die Tür geöffnet wurde, scheinbar waren die Bewohner des Hauses wach, was Eila verwunderte. Eine dürre Frau mit zerzausten braunen Haaren und einem trüben Blick öffnete die Tür. „Ihr seid nicht Ake.“ sagte sie monoton. Aber als sie Eila betrachtete schien sie schnell wach zu werden. „Nein sind wir nicht. Ist Ake ihr Mann?“ Die Frau nickte. „Darf ich mich kurz bei Ihnen im Haus umsehen?“ Argwöhnisch betrachtete sie Eila. Esko stand mit der Fackel schweigend hinter Eila. Er hatte viel zu verarbeiten. „Aber nicht mit der Waffe.“ brachte die Frau nach kurzen Zögern heraus. „Das sage ich Ake auch immer.“ Eila bezweifelte, dass ein verlauster Bauer wie Ake eine Waffe besaß. Willigte aber dennoch ein und lehnte ihr riesen Schwert an die Hauswand.

Die Frau drückte sich an die Tür und machte Eila so Platz, um das Haus zu betreten. Die Hütte war, wie die meisten anderen Häuser auch, aus Holz zusammen genagelt. in der Mitte gab es eine Feuerstelle, ansonsten noch ein paar Ecken mit Lumpen. Das Feuer brannte, die Frau wartete wohl auf ihren Ehemann.

Als Eila die Ecken des Hauses genauer betrachtete, gellte plötzlich Esko Stimme durch das Haus. Blitzschnell drehte sich Eila um. Ein riesiger schwarzer Wolf hatte sich aus der Dunkelheit angeschlichen und sich auf Esko geschmissen. Die Fackel war zu Boden gegangen, die immer noch von Eskos Hand gehalten wurde, welche sich aber nicht mehr an Eskos Körper befand. Bei dem Wolf handelte es sich nicht um ein normales Tier. Er hatte den Oberkörper eines Menschen, auch wenn dieser dicht behaart war. Es hatte Klauen und dichtes Fell an den Beinen. Sein ganzer Körper trotzte vor Muskeln und seine Augen leuchteten rot.

Eskos Geschrei brach gurgelnd ab, als der Wolfsmann seine Krallen in seiner Brust versenkte und diese wie eine Tasche aufriss. Dafür schrie die Frau gellend auf und rannte in die Finsternis hinaus.
Voller Wut biss das Tier Esko in den Hals und trennte damit seinen Kopf ab, der mit einem dumpfen Laut zu Boden ging. Dann fokussierte das Tier Eila mit seinen roten Augen.

Breitbeinig machte Eila sich kampfbereit. „Komm nur!“ rief sie wütend. Das ließ sich der Wolf nicht zweimal sagen. Mit wütendem Gebrüll schoss er auf Eila zu. Auf allen vieren kam das Tier auf sie zu. Kurz bevor es bei Eila war setzte es zum Sprung über die Feuerstelle an, die sich zwischen Eila und dem Wolf befand. Geschickt wich Eila aus und hämmerte ihre schwere Faust wie einen Vorschlaghammer auf den Kopf des Wolfes. Dieser jaulte auf und fiel benommen ins Feuer, das unter dem großen Leib des Wolfes begraben wurde. Schnell lief Eila zur Tür um ihr Schwert zu erreichen. Doch da hatte sich der Wolf bereits wieder erhoben. Mit lauten Gebrüll und rauchenden Fell stürzte er sich auf Eila. Scharfe Klauen bohrten sich in Eilas linke Schulter. Aber nicht sehr tief, da Eila sofort die Vorderläufe des Tiers packte und von sich wegdrückte.

Ein kurzes Kraftmessen entsandt. Der muskulöse Köper Eilas gegen den des Wolfes. An Eilas gebräunten Körper traten alle Muskeln hervor. Der Körper des Wolfes zitterte und dann wurde er von Eila niedergerungen. Ihre gewaltigen Muskeln drängten die des Wolfen schließlich klar zurück.
Die scharfen Klauen klemmte Eila mit ihren gewaltigen Schenkeln an den Leib des Wolfes. Dann packte sie seinen Kopf, sah noch mal in seine roten Augen und lächelte kalt. Mit einem lauten Krachen drehte sie den Kopf des Wolfes um 180 Grad.  Sofort wich jegliches Leben aus dem Wolf. Eila spürte wie sein haariger Körper unter ihr erschlaffte. Schwer atmend stand sie auf und betrachtete das riesige Tier, das sie um einen riesen Kopf überragte. Sie kannte diese Art von Kreatur. Werwölfe.

Eila konnte nicht lange über diesen Umstand nachdenken, denn ein Knurren und Ächzen von der Tür her, nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Schnell lief sie zur Tür, ergriff ihr Schwert und bewegte sich, mit einem Sprung über Eskos Leiche, raus in die Nacht.

Dort stand Akes Frau im Schein des Mondes. Sie gab das Knurren von sich, außerdem zuckte und knackte ihr ganzer Körper. Alles an ihr veränderte sich, überall wuchsen ihr Haare und ihre Gliedmaßen wurden länger und dicker. Als Eila vor ihr stand, hob sie den zuckenden Kopf und  sah sie aus roten Augen an.

Eila zögerte keine Sekunde. Im Nu hatte sie ihr Schwert erhoben und ehe die Frau wusste was passierte, raste die riesige Klinge auf ihren Kopf nieder und zerteilte ihre Gestalt in zwei Hälften. Eingeweide um Blut ergossen sich auf den Boden und gleichzeitig verbreitete sich der Geruch des Verdauungstrakts der Frau. Hätte sich die Frau nicht noch mitten in der Transformation befunden, hätte Eila nicht so ein leichtes Spiel gehabt.

Sie hatte schon zuvor mit diesen Tieren zu tun gehabt. Sie reagierten allergisch auf Silber. Berührte das Metall die Haut von Menschen, verwandelten sie sich, weil ihr Körper von einer aktuellen Gefahr ausging. Die Verwandlung vollzog sich meist bei drohender Gefahr oder bei Vollmond. Nun hatte Eila zwei dieser Wesen niedergestreckt. Aber wenn es in einem Dorf zwei infizierte gab, konnte es noch mehr geben. Mit der Hand fuhr sie an ihren Lendenschutz und entfernte einen, der herunterhängenden Metallstreifen. Dieser eine unterschied sich insofern von den anderen, das er aus purem Silber bestand.

Eila betrachtete noch die Eingeweide, welche in der Kälte der Nach dampften, als hinter ihr ein Laut des Schreckes ertönte. Als Eila herumfuhr, erblickte sie ein verängstigtes Ehepaar, das wohl den Lärm gehört hatte und aus ihrem Haus gekommen war. Beide starrten entsetzt auf Eskos Leiche, dann auf den Haufen Fleisch und Blut vor Eila.

Eila sah beiden an, das sie kurz davor waren die Flucht zu ergreifen. Beruhig hob Eila die Hände und kam auf die beiden zu. „Lauf!“ schrie der Mann und rannte mit seiner Frau los. Eila rannte ebenfalls los und erwischte den Arm des Mannes. Schnell hatte sie ihn am Kragen und in die Luft gehoben. Mit dem linken Arm drückte sie seinen Körper gegen die Wand seines Hauses, während sie mit der anderen nach dem Silber griff. Der Mann werte sich zwar gegen  Eilas linken Arm aber seine Kräfte reichten bei weitem nicht aus.  Als Eila ihm das Silber auf die Wange drückte, knurrte der Mann und seine Augen leuchteten rot auf. Kurzerhand ergriff Eila mit der rechten Hand seinen Kopf und brach ihn mit Leichtigkeit das Genick.

Die Frau des Mannes war mehrere Meter weiter gelaufen, war dann aber stehen geblieben, um nach ihren Mann zu schauen. Als sie sah, wie Eila ihm das Genick brach, rannte sie keuchend in die Dorfmitte, Richtung Rathaus. Eila zögerte nicht lange und rannte hinter ihr her. Doch die Frau hatte einen großen Vorsprung, so dass Eila sie erst erreichte, als sie bereits an die Tür hämmerte. Grob packte Eila sie an der Kehle und hob sie von den Füßen. Mit ihrer freien Hand drückte sie ihr das Silber auf die Stirn.

Keuchend und voller Angst starrte die Frau Eila an. Doch sie verwandelte sich nicht. Langsam ließ Eila sie wieder runter. Da öffnete sich die Tür des Hauses und Antero erschien im Nachtgewand und einem Kerzenleuchter.
„Was hat der Tumult zu bedeuten?“ rief er und sah die beiden Frauen an.
Gehetzt lief die Frau zu ihm. „Sie hat meinen Mann umgebracht und Esko und andere…“ Ihre Stimme zitterte vor Angst als sie sprach und ihre Augen hatten Eila immer im Blick

„Das sind schwere Vorwürfe.“ sagte Antero und betrachtete Eila ernst. Aber man sah, das Eilas muskulöser Körper und ihr riesen Schwert Eindruck machten. „Und es gibt eine Erklärung für mein Handeln. Aber Worte überzeugen nicht so schnell wie Tatsachen. Kommt mit mir und ich werde euch zeigen was passiert ist.“ Sie bleibt besser hier.

„Und wer sagt mir, dass ihr mich nicht auch niederstrecken wollt?“
„Was sollte mich daran hintern dies jetzt zu tun? Ob hier oder wo anderes, das spielt keine Rolle. Also kommt mit.“
„Eure Worte sind wenig beruhigend.“
„Ich bin kein Weib das euch beruhigt. Ich zeige euch womit wir es hier zu tun haben und nun kommt. Die Zeit drängt.“
„Nein geht nicht!“ schrie die Frau und warf sich vor Antero. „Sie wird uns alle umbringen. Ich weiß es, hört ihr, ich weiß …“

Weiter kam die Frau nicht. Denn Eila Faust fuhr auf ihren Kopf nieder, worauf hin sie mit einem erstickenden Laut zu Boden sank. „Sie stört uns nur.“ sagte Eila, packte das Mädchen, ob es mit einer Hand hoch und warf sie durch die Tür in Anteros Haus. Polternd ging die Gestalt der Frau nieder.
„Man hätte sie auch fra….“ „Wir haben keine Zeit!“ grollte Eila. „Nun kommt schon.“

Eila führte Antero zu den Leichen. Besonders der riesige Wolf im inneren von Akes Haus beeindruckte ihn. Natürlich wies Eila bei den anderen Leichen auf die veränderten Merkmale hin, was bei der zerteilten Frau nur beding möglich war.

Antero war totenbleich, als er frierend auf den Wolf niederblickte. „Das ist grauenhaft, einfach nur grauenhaft.“ Eila nickte. „Das ist richtig, aber wir sollten uns auf das hier und jetzt konzentrieren.“
„Ihr habt Recht, die Menschen müssen erfahren was hier geschehen ist.“
„Nein!“ rief Eila entschieden. „Wir sagen niemanden etwas. Es würde eine Panik entstehen und die Infizierten würden davonkommen und später über uns herfallen.“
„Ihr meint es gibt noch mehr von den Kreaturen?“
„Ganz bestimmt. Ein kleiner riss mit dem Fingernagel an einer anderen Person von einem Werwolf und man ist infiziert. Viele wissen es noch nicht mal, dass sie infiziert sind. Bis zum ersten Vollmond, dann bricht es aus ihnen heraus.“
„Woher wisst ihr das alles?“
„Das kann euch jeder fahrende Händler aus dem Norden erzählen.“
„Was schlagt ihr also vor? Wie finden wir die restlichen Kreaturen?“
„Hiermit!“ sagte Eila und lies ihr Silberstück in die Hand von Antero fallen.

Eila war bereit Antero sofort das Genick zu brechen, falls er eine Reaktion zeigte. Doch dieser drehte das Stück Silber nur unbeeindruckt in seiner Hand hin und her. „Was soll das?  Ein Stück Metall und?“
„Ein Stück Silber!“ verbesserte Eila. „Jeder infizierte des Silber berührt wird sich sofort verwandeln.“
„Seit ihr da sicher?“
„Absolut. Ich habe es vor kurzen getestet.“
„Dann müssen wir die Menschen dazu bekommen, das Silber anzufassen. Am besten einzeln und nacheinander.“
„Ja, darum kümmere ich mich. Noch schlafen die Menschen. Ein paar Stunden bleiben mir um in die Häuser zu schleichen und einen nach den anderen zu prüfen.“
„Wie eine Meuchelmörderin?“ rief Antero aufgebracht. „Das entfacht erst recht Panik.“
„Keiner wird was merken. Ich kann leise sein, wenn ich das will. Außerdem haben wir keine Zeit. Nächste Nach ist Vollmond, dann ist hier die Hölle auf Erden.“

Antero wurde noch ein Stück bleicher bei Eilas Worten.  „Also gut, tut was ihr tun müsst. Wenn jemand aufgeregt an meine Tür klopf weiß ich wenigsten, was ich zu tun habe. Ach eins noch, was hättet ihr gemacht, wenn ich infiziert gewesen wäre?“ „Dann würde eure Leiche längst am Boden liegen.“ sagte Eila kalt und ging in die Nacht hinaus.

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