Das Einkaufcentrum war so extrem voll, dass Sophia nichts mehr außer Menschen sah. Menschen die eilig durch die Massen drängten, um ihre Weihnachtsgeschenke zusammen zu kriegen. Ihr Mutter schob die Leute zur Seite, als ob sie durch Watte warten würde. Somit musste Sophia sich einfach nur in ihrem Windschatten halten.
„Wohin willst du den ganz?“ fragte sie, nachdem sie sich in die zweite Etage des Gebäudes gekämpft hatten. „Ich brauche nämlich nichts mehr!“
Lea steuerte eine leere Holzbank an und drehte sich zu ihrer Tochter um.
„Du bleibst hier, ich holte dich gleich wieder ab!“ sagte sie bestimmend.
„Aber warum? Ich bin alt genug um, … Moment mal! Du kaufst mein Geschenk einen Tag vor Weihnachten?“
„Sophia!“ sagte ihre Mutter beschwörend.
„Ich glaub das einfach nicht!“
„Sophia hinsetzen!“
„Ist ja gut, du weißt, dass ich das neue I Phone haben möchte?“
„Hinsetzen!“
„Ich bin sechzehn! Und wenn ich will gehe ich selber shoppen! Ich habe ein Handy Mama!“
„Mach doch was du willst!“ grummelte ihre Mutter und rauschte davon.
Missmutig sah Sophia sich um. Die Menschenmassen nervten sie und noch mehr die verkleideten Engel und Weihnachtsmänner die durch die Gegend liefen. Und dann noch die ganzen Kinder, die schrien oder einfach so laut waren. Sophia schob sich ein Kaugummi in den Mund und lehnte sich auf ihrer Bank zurück. Da kamen zwei Zwölfjährige auf sie zu. Bruder und Schwester, die sich augenscheinlich genau neben sie setzten wollten. Schnell hob Sophia ihre Beine und legte sie lang auf die Bank.
„Besetzt!“ grummelte sie.
„Aber da ist doch noch Platz!“ sagte der Junge, dumm naiv.
„Nein!“ sagte Sophia kurz.
„Man sollte nett zu Weihnachten sein!“ sagte das Mädchen belehrend.
„Man sollte andere nicht nerven die größer sind!“ zischte Sophia zurück.
„Wenn man Weihnachten gemein ist, kommt der Weihnachtsmann und bestraft ein!“ sagte das Mädchen, sichtlich überzeugt von ihren eigenen Worten.
„Es gibt keinen Weihnachtsmann!“ sagte Sophia prompt, „Und jetzt verschwindet!“
Die beiden starrten Sophia noch einen Augenblick an, dann liefen sie, wie auf ein unsichtbares Kommando hin, gleichzeitig weg. „Puh!“ sagte Sophia und streckte sich auf der Bank aus. Doch ihre vermeintliche Ruhe dauerte nicht lange an. Denn die beiden Kinder kamen wieder. Und dieses Mal nicht alleine. Im Schlepptau hatten sie einen Weihnachtsmann und eine Frau, verkleidet als Weihnachtsengel. Sophia stöhnte laut auf. „Das glaube ich nicht!“ sagte sie leise zu sich selbst.
„Da, dieses Mädchen war es!“ rief der Junge.
Sophia schenkte der Gruppe vor sich einen bösen Blick. Der Weihnachtsmann unterschied sich stark zum Engel. Er hatte tiefe Augenringe, sein Gesicht war unter dem künstlichen Bart unrasiert und sein dicker Bauch war keine Attrappe. Und als er näher an die Bank kam, konnte Sophia tatsächlich eine Alkoholfahne riechen.
Die Frau im Engelskostüm hingegen, war ehr etwas zu sexy für Weihnachten. Sie hatte weißen engen Stoff um ihren sportlichen Körper geschlungen, der überall durchsichtig zu sein schien. Ihre Oberweite drückte sie gerade nach vorne und in ihren blonden Haaren glitzerte silberner Plastikglimmer.
„OH, oh!“ rief der möchte gern Weihnachtsmann, „Da ist wohl jemand nicht artig!“
Sophia Unmut schlug gleich in pure Wut um, als sie den Erwachsenen in Rot so reden hörte. Ihre Muskeln spannten sich und ihre Lederjacke knarrte, als ihr mächtiger Bizeps dagegen drückte.
„Verzieh dich!“ zischte sie und sah den dicken Mann wütend an.
„OH ho! Das kleine Fräulein schein keinen guten Tag zu haben!“
„Das kleine Fräulein schlägt dir gleich dein dämlichen Grinsen aus deinem Gesicht!“ Drohend hab Sophia ihre Faust. Plötzlich kam der Weihnachtsmann ganz nah und lächelte nicht mehr.
„Hör zu Kleine! Entweder du benimmst dich jetzt oder …. PAFF“
Der Redefluss des Weihnachtsmann wurde plötzlich unterbrochen, als Sophias Faust wie Stahl in seinem Gesicht einschlug. Seine Augen rollten zurück und sein ganzer Köper, viel wie ein gefällter Tannenbaum langsam nach hinten. Hart viel er auf den Marmorboden des Einkaufcentrum und blieb reglos liegen. Das Mädchen und der Junge sahen mit offenen Mund und großen Augen auf den Weihnachtsmann hinab.
„Du hast den Weihnachtsmann ungebraucht!“ hauchte das Mädchen erschrocken. Der Junge schien gar nicht mehr sagen zu können, er starrte nur entsetzt auf den Mann in Rot hinab. Der sexy Engel hingegen kam mit einem neugierigen Blick näher und ging neben den Kindern in die Hocke. Dabei gab sie den Weihnachtsmann einen leichten Tritt, der darauf aber nicht reagierte.
„Der Weihnachtsmann ruht sich nur aus!“ sagte sie zu den Kindern, „Er hatte einen harten Tag!“
„NEIN ER IST TOT!“ schrie das Mädchen, packten den Jungen an der Hand und beide liefen weinend weg. Der Engel richtete sich stöhnend auf.
„Er hat es verdient!“ sagte Sophia und stand von der Bank auf.
„Für ein Mädchen schlägst du kann schön hart zu!“ sagte der Engel.
„Girlpower!“ sagte Sophia und spannte ihren Bizeps der das Leder ihrer Jacke wieder arg strapazierte. Interessiert kam der die Frau in Weiß näher und packte mit der Rechten, Sophias angeschwollen Oberarm.
„Unglaublich!“ sagte sie und drückte Sophias Arm. „Wie alt bist du? Sechzehn?“ Sophia nickte, wobei sie die Hand der Frau, auf ihrem Arm betrachtete. Diese drückte weiterhin ihren Bizeps. „Ich finde es gut, wenn Mädchen ein paar Muskeln haben und sich wehren können! Ich bin selber auch nicht schwach!“ Sie lies Sophias Arm los und hob ihren rechten. Darauf schwoll sogleich ein runder Muskel, in der Größe eines Golfballes an. Lächelnd griff jetzt Sophia nach dem Arm der Frau und drückte ihn prüfend. Ja, hart war der auf jeden Fall.
„Nicht schlecht!“ sagte sie. Sie wusste nicht warum, aber es gefiel ihr den Muskel der Frau zu drücken. Genau so wie es ihr gefallen hatte, als der Engel ihren Muskeln an gefast hatte. Das alles behagte ihr nicht, und ein paar Leute zeigten schon auf den k. o. geschlagenen Weihnachtsmann. Sie sollte jetzt dringend verschwinden. „Ich denke, ich gehe jetzt besser, bevor der Weihnachtsmann wieder zu sich kommt!“
„Ja, er hätte nicht trinken dürfen!“ sagte der Engel gelassen, „Vielleicht verpass ich ihm auch noch eine, wenn er wieder aufwacht!“ überlegte sie laut, wobei sie ihre Hand zu einer Faust ballte.
„Schadet bestimmt nicht!“ stimmte Sophia zu, „Also vielleicht sieht man sich wieder!“
Schnell drehte sich Sophia um. Mit schnellen Schritten versuchte sie etwas abstand zwischen sich und dem, am Boden liegenden, Weihnachtsmann zu bringen. Nicht mehr ganz so schlecht gelaunt schob sie sich erneut durch die Menschenmassen.
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