„Oh Hektorchien!“ erklang es erneut in einer nervigen Tonlage. Hektor war sich sicher, dass die Göre vor seiner Tür wohl nicht von alleine wieder verschwinden würde. Mit einem tiefen Seufzen öffnete er die Tür. Vor seiner Tür stand ein Mädchen, dass er nur allzu gut kannte. Alina war die Tochter seiner Nachbarin. Eine blonde Frau mit einem Bizeps, wie er ihn noch nie bei einer Frau gesehen hatte. Und auch ansonsten war diese Frau extrem muskulös.
Ihre Tochter schlug genau in die gleiche Kerbe und versuchte wohl genauso stark zu werden wie ihre Mutter. Hektor hatte bereits auf demütige Weise feststellen müssen, dass dieses Mädchen vor seiner Tür, wie auch ihre Mutter ihm Körperlich überlegen waren. Etwas, das sein Machogehirn nur schwer begreifen konnte und auch niemand glauben konnte der Hektors bullige Statur kannte. Besonders bei diesen Mädchen mit den großen Augen und dem Herzförmigen Gesicht konnte er es selbst nicht fassen.
Und genau dieses Mädchen, stand in einer grellpinken Winterjacke und gleichfarbiger Wollmütze vor seiner Tür. Ihr strahlendes Lächeln mit diesen schneeweißen Zähnen machte ihn schon fast wütend. Denn bei ihr sah es immer so aus, als ob sie ihn verhöhnen würde. Dieses zuckersüße Auftreten war nur Fassade. Und ihre Größe täuschte über ihr wirkliches Alter hinweg. Sie musste bereits 18 und volljährig sein aber da sie ehr klein war und sich immer Pink und Mädchenhaft kleidete, bekam man einen ganz anderen Eindruck.
„Oh Hektorchien.“ rief sie und streckte ihm eine Geschenkebox entgegen. „Frohe Weihnachten du muffeliges Weichei!“ Er machte keine Anstalten das Geschenk entgegen zu nehmen. „Nenn mich nicht so!“ Alina grinste unbeirrt weiter und wirkte schon fast zwanghaft fröhlich. „Wie soll ich dich nicht nennen? Weichei? Aber du bist ein Weichei! Ein schwacher armer Mann der alleine lebt weil er so hässlich ist.“
Das war zu viel. Nicht nur das es der 23 Dezember war und dieses Balg ihn halb aus dem Bett, hinaus in die Kälte geklingelt hatte, nun beleidigte sie ihn auch noch. „Du kleine Mistkröte verschwindest jetzt von meinem … ohhhh“
Alinas Faust traf seinen Magen hart und drang tief in seinen Bauch ein. Luft entströmte seinen Körper und er ging mit einem Wimmern zu Boden. Die Kraft dieses Schlages war unglaublich. Alina ging einfach an ihm vorbei in seine Wohnung. Im Vorbeigehen tätschelte sie den Kopf des am Boden knienden Mannes.
„Nicht unfreundlich sein Hektorchien. Sonst packt der Weihnachtsmann seine Route am Heiligabend aus.“ Hektor brauchte gute zehn Minuten um sich so weit von dem Schlag zu erholen, so dass er es wieder auf die eigenen Füße schaffte. Und auch danach musste er noch innehalten, bis er die Kraft hatte, dem Mädchen in sein Wohnzimmer zu folgen.
Alina stand in der Mitte des Wohnzimmers und sah sich um, als ob es sich um ihr eigenes Haus handeln würde.
„Du hast ja gar keine Weihnachtsdeko Hektorchien!“ rief sie, als er durch die Tür kam. „Ich habe dich nicht reingebeten, also verschwinde!“ Das Mädchen sah ihn an, diese intensiven blauen Augen hatte sie von ihrer Mutter.
Und egal wie süß ihr Gesicht war, ihr Blick wirkte bedrohlich.
„Aber ich habe dir doch ein Geschenk mitgebracht.“
„Was? Das hier?“ Die Geschenkebox stand neben ihm auf dem Esstisch. Es war nicht verschnürt, so dass er mit einer Handbewegung den Deckel von der Box streifen konnte. In der Box befand sich nichts. „Was soll das? Da ist nichts drin!“ „Die Box ist das Geschenk! Die ist doch schön. Ich würde mich über so eine Box freuen. Vielleicht willst du da ja was reinpacken und es mir schenken?“
„Du schenkst mir eine leere Box damit ich daraus ein Geschenk für dich mache?“
Alina nickte übertrieben. „Ja richtig. Ich helfe halt wo ich kann. Denn ich habe schon letztes Jahr festgestellt, dass du es versäumt hast mir etwas zu schenken. Und da wollte ich dieses Jahr auf Nummer sicher gehen. Ich weiß ja dass du es mit deinem Aussehen nicht einfach hast. Und sehr klug bist du auch nicht.“
„Hör zu du Biest, wenn du mich weiter beleidigst dann…“ Hektor ballte seine große Schinkenhand zu einer Faust.
„Oh ja!“ rief Alina begeistert und begann sofort ihre Winterjacke auszuziehen. „Du willst dich prügeln? Das wird bestimmt lustig.“
Unter ihrer Winterjacke trug Alina einen grauen Wollpullover der dicht an ihrem Körper lag. Schon an diesem Punkt fielen ihre dicken Oberarme auf. Doch dann machte das Mädchen mit ihrem rechten Arm eine spielerische Bizepspose. Hektor hatte den dicken Bizeps des Mädchens noch gut in Erinnerung, doch dieser hatte sich seit dem letzten Mal stark verändert. Er hatte nicht nur mehr Masse, er schoss auch zu diesem unendlich hohen Turm empor, wie es auch bei Alinas Mutter der Fall war. Und genau so wie bei ihrer Mutter hatte man den Eindruck, als hätte jemand eine Dose auf ihren Oberarm abgestellt. Wenn auch alles im Maßstab etwas kleiner war. Aber das tat dem imposanten Supermuskel keinen Abbruch. Hektor sperrte weit den Mund auf und glotzte Alinas Oberarm an. Er fragte sich, warum ein Mädchen mit solchen Muskeln nicht schon in allen Bodybuilder-Heften dieser Welt das Cover zierte.
Wie in Trance sah er das Mädchen auf sich zukommen. Erst jetzt erkannte er den pinken Weihnachtsengel auf ihren Pullover. Der schnelle Faustschlag in seinen Magen hob ihn dieses Mal tatsächlich von den Füßen. Er glaubte ohnmächtig zu werden, als er vor dem Mädchen zu Boden ging. Er ring keuchend nach Luft als die Hand des Mädchen seinen Hals ergriff und seinen Oberkörper mühelos auf ihre Höhe brachte. Alina ballte die andere Hand zu einer Faust und hielt sie Hektor vor das Gesicht. Ihre blauen Augen strahlten dieselbe Härte aus wie ihre Muskeln.
„Na was ist Hektorchien? Soll ich dir jetzt das Gesicht verbeulen bis du komatös bist? Was meinst du?“
„Nein bitte nicht.“ Krächzte Hektor. Nach dem Faustschlag in seinen Magen fühlte sich sein ganzer Körper wie gelähmt an. Jetzt da Alina ihn an der Kehle hatte, fühlte sich der große bullige Mann tatsächlich hilflos.
„Wusste ich es doch du Weichei!“ lachte Alina. „Komm wir gehen in deinen Keller und suchen nach Weihnachtsdeko.“ Hektor hatte gar keine Möglichkeit sich zu weigern. Zum einen konnte er wegen des festen Griffs an seinem Hals kaum sprechen, zum anderen schliff ihn Alina einfach mit sich. Am Hals gepackt zog sie ihn hinter sich die Treppen herunter, wie ein ungeliebtes Stofftier. Hektor fühlte sich plötzlich ganz klein, als er von dem Mädchen, wortwörtlich mit Links in den Keller gezogen wurde.
An der Tür zu dem Raum, in dem Hektor das ganze Zeug stapelte, was er aktuell nicht brauchte aber auch nicht wegwerfen wollte blieb Alina stehen. „Da ist aber viel Müll drin. Da wird sich doch bestimmt auch Weihnachtsdeko finden. Alina ließ Hektor wortlos zu Bodenfallen und schaltete das Raumlicht ein. Während Alina sich umsah, erholte sich Hektor langsam von Alinas grober Behandlung. Langsam kam er wieder auf die Füße.
Nachdem Alina eine Weile in etliche Kisten geguckt hatte räusperte sich Hektor. „Ich habe kein Weihnachtsgelumpe Mädchen! Warum glaubst du mir das nicht einfach.“ Alina sah in mit einen Besserwissergesicht an. „Ach ja? Und was ist das da hinten. Das sieht mit doch verdächtig nach einer Weihnachtsbeleuchtung aus.“ In der letzten Ecke des Raumes, lugte eine Lichterkette in bunten Farben hervor. „Das gehört zu einem Partyset.“ „Na und? Sieht doch weihnachtlich aus. Nur muss man da erstmal hinkommen. Das ist hier alles zugestellt.“
„Du bist doch klein. Das sollte doch kein Problem sein.“
Alina sah Hektor böse an. „So klein bin ich gar nicht. Außerdem habe ich eine bessere Idee.“ Hektor wurde nervös, als Alina zielstrebig auf ihn zukam. „Hey was wird das? Was willst du? Nicht wieder hauen hörst du, …. Ohhhhh“ Stöhnend ging Hektor in die Kiene, als Alina ihm wiedermal in den Bauch boxte. Dieses Mal nicht ganz so hart aber dennoch tat es weh. „Ohhh, warum immer auf die gleiche Stelle?“ wimmerte er vor ihr kniend. „Du Weichei.“ rief Alina und packte Hektor am Hals. Sie hob ihn etwas hoch, ergriff mit der anderen Hand seinen Gürtel um ihn gleich darauf vollständig in die Luft zu heben.
„Ahhh, nein lass mich runter.“ Er merkte wie Alina leicht in die Knie ging. „Hey was hast du vor? Ahhhhhhh“ Hektor schrie laut auf, als er von Alina quer durch den Raum in Richtung der Lichterkette geworfen wurde. Krachend ging er zwischen den Kartons zu Boden. Zum Glück federte eine alte Matratze seinen Sturz gut ab. Dennoch war er völlig verwirrt. Als er sich aufrichtete sah er, dass Alina seinen schweren Körper tatsächlich durch den Raum geworfen hatte. Das waren bestimmt 5 oder 6 Meter gewesen. Ein Mädchen mit einem solchen Aussehen sollte nicht so unsagbar stark sein. Er konnte es selbst kaum glauben.
„Starr mich nicht so an und mach den Mund zu!“ rief Alina breit grinsend. „Und jetzt hole mir brave die Lichterkette.“ Hektor wagte es nicht mehr dem kleinen Mädchen zu wiedersprechen. Murrend griff es sich die Lichterkette und kletterte mühsam zurück zu Alina. „Ja prima!“ rief sie. „Und jetzt hohlen wir noch Tannengrün aus deinem Garten. Da hast du doch im Sommer einen Tannenbaum gepflanzt.“ „Wir werden bestimmt nicht meine neue Tanne beschnei…“ Als Hektor sah, wie Alina ihre Faust ballte, winkte er schnell ab. „Nein, nein, nicht wieder boxen. Bitte wir können die Tanne bestimmt beschneiden. Ja? Aber nicht mehr hauen.“ Alina schmunzelte und ließ die Faust wieder sinken. „Für so einen großen Mann bist du wirklich ein Weichei.“
Mit einer Heckenschere bewaffnet gingen Alina und Hektor in seinen Garten. Hektor war schon fast erleichtert, dass er dieses Mal selbst laufen durfte und nicht von Alina mit geschliffen wurde. Hektor setzte die Schere an seiner frisch gepflanzten Tanne an und schnitt einen kleinen Ast ab. „Mehr!“ sagte Alina schroff. Hektor schnitt einen weiteren kleinen Ast ab. „Doch nicht so!“ maulte Alina und nahm ihm die Schere aus der Hand.
Hektor musste sich zwingen nichts zu sagen, als Alina die Schere unten am Stamm ansetzte. Den Faustdickenstamm mit dieser Heckenschere zu durchschneiden war ein wahrer Kraftakt. Doch inzwischen zweifelte er nicht mehr daran, dass es Alina an Kraft fehlte. Das Mädchen hatte sich ihre Winterjacke nicht wieder angezogen, so dass er das Muskelspiel ihrer dicken Oberarme sehr gut verfolgen konnte. Es macht „Schnapp“ und Alina fällte die Tanne mit der Schere, als ob der Stamm aus Butter bestehen würde. Danach befreite sie den gesamten Stamm von seinen Ästen, bis die Beiden in einem großen Kreis aus Tannengrün standen.
„So viel Tannengrün brauchen wir nie im Leben.“ Sagte Hektor verständnislos, als Alina fertig war. „Oh doch. Und zwar wirst du jetzt jedes Fenster dieses Hauses mit Tanne schmücken. Und zwar schnell und zackig. Oder soll ich dich vorher noch motivieren?“ Alina ließ wieder ihren abstrakten Riesenbizeps wachsen, den Hektor erneut nur anstarren konnte. „Was ist jetzt Hektor? Arbeiten und Haue oder nur Arbeiten?“ Sofort setzte sich der bullige Mann in Bewegung. Schnappte sich ein paar Äste und rannte ins Haus. Alina kicherte. „So ein Weichei.“
Hektor arbeitete wirklich wie ein Tier, als er mit Blumendraht an jedem seiner Fenster Tannengrün befestigte. In der Zwischenzeit saß Alina auf seinem Sofa im Wohnzimmer und sah sich eine Zeichentrickserie an. Immer wenn er an vorbei kam, mahnte sie ihn grinsend, schneller zu arbeiten, was der Mann tatsächlich versuchte. Hektor schaffte es tatsächlich das gesamte Tannengrün zu verbrauchen. Als er erschöpft zu Alina ins Wohnzimmer kam, roch sein ganzes Haus bereits nach Tanne.
„Bis du fertig Hektor?“ fragte Alina, als sich der große Mann neben ihr auf das Sofa fallen ließ. „Ja, das ganze verdammte Tannengrün hängt an den Fenstern.“ „Ja fein.“ rief Alina und klatschte in die Hände. „Und jetzt noch die Lichterkette. Die würde sich gut an der Zimmerdecke machen.“ Alina sprang auf und nahm sich die Lichterkette und etwas Klebeband. „Los helfe mir mal!“ Hektor richtete sich stöhnend auf. „Was soll ich tun? Dich hochheben?“ „Ha!“ machte Alina. „Ich bin für dich schwaches Weichei viel zu schwer.“ Sie reichte ihm Klebeband und Lichterkette. „Ich hebe dich hoch!“
„Oh.“ machte Hektor, als er von Alina an den Beinen gepackt und in die Luft gehoben wurde. Er kam sich klein und unbedeutend vor, als er von dem Mädchen quer durch den Raum getragen wurde. Nach zehn Minuten hatte er die Lichterkette befestigt und Alina stellte ihn wieder auf dem Boden. Dabei war dem Mädchen nicht die geringste Anstrengung anzumerken.
Alina klatschte fröhlich in die Hände als sie das Licht einschaltete. „Uhhh, das ist doch richtig Weihnachtlich.“ Sie sah zu Hektor. „Oder?“ Dieser nickte brummend. „Ja toll. Kannst du jetzt endlich gehen?“ „Oh, nicht unhöflich werden Hektor. Ich habe dir so geholfen und du bist nur gemein. Vielleicht sollte ich dich doch verhauen?“
„Nein, nein.“ Sagte Hektor schnell. „Danke sieht sehr schön aus. In Ordnung?“ „Hmm“ machte Alina, „Schon besser. Aber ein richtiger Gastgeber hätte mir zumindest einen Eistee angeboten. Schon vor Stunden.“ Hektor lief sofort in die Küche und brachte Alina ihren Eistee. Sie strahlte ihn an. „Das ist aber lieb von dir.“ Sie setzte sich an den Esstisch und ließ die Beine baumeln. Dabei musterte sie Hektor der sie nervös ansah.
„Weißt du was du noch unbedingt brauchst Hektor?“ Hector schüttelte den Kopf. „Einen Haarschnitt. Deine Glatze fand ich besser.“ „So ist es wärmer im Winter!“ erwiderte Hector schnell. „Sieht aber doof aus. Am besten ich schneide dir eben noch die Haare für ein perfektes Weihnachten. Hektor machte ein paar Schritte zurück. „Oh nein, mit einer Schere lasse ich dich nicht an mich ran. „Warum nicht?“ rief Alina und sprang von ihrem Stuhl auf. „Ich habe schon vielen meiner Puppen die Haare geschnitten. „Ich bin aber nicht eine deiner Puppe!“ Alina grinste breit. „Würdest du gerne eine sein?“
Plötzlich aus heiterem Himmel, rannte Hektor los. Er hastete die Treppen hoch und wenig später hörte Alina oben eine Tür knallen. „Echt jetzt?“ brummte Alina. „So ein Weichei.“ In aller Ruhe ging sie die Treppe nach oben. Vor der verschlossenen Tür von Hektors Schlafzimmer blieb sie stehen. „Hektorchien!“ rief sie „Ich mache jetzt deine Tür kaputt!“ Im Raum vor ihr blieb es still. „Na schön.“ Alina brauchte nicht Anlauf zu nehmen, sie trat einfach aus dem Stand gegen die Tür, die daraufhin aufbrach und ins Zimmer geschleudert wurde als ob sie aufgesprengt worden wäre.
Alina sah sich im Schlafzimmer um und erkannte sofort, dass sich Hektor mit seiner Größe nur unter dem Bett oder im Schrank verstecken konnte. Sie machte als erstes den Schrank auf und sah auf Anhieb Hektors Schuhe hervorgucken. Mit einen schmunzelnd schlug sie mit ihrer Faust dorthin, wo sie Hektor Magen hinter der Kleiderfront vermutete. „Ohhh“ machte der Mann im Dunkeln des Schranks und fiel wischen den hängenden Hemden hindurch auf den Schlafzimmerboden. Alina sah kopfschüttelnd auf den erwachsenen Mann der sich am Boden wandte. Dann packte sie ihn wieder mal an der Kehle und zog ihn zu sich.
„Du warst sehr, sehr unartig.“ Fauchte sie ihn an. Dann hob sie ihn noch etwas höher und holte mit ihrer Faust aus. Hektor sah aus als ob er um Gnade fehlen wollte, es erklang aber nur ein krächzen. Der Faustschlag von Alina sah nicht besonders beeindruckend aus. Dennoch klatschte es ordentlich und Hektors Körper wurde einen Meter durch die Luft getrieben, wonach er krachend zu Boden ging und reglos liegen blieb. „Idiot!“ fauchte Alina packte den Arm des Mannes und zog ihn hinter sich her, die Treppe herunter ins Wohnzimmer. Dort hob sie den schlaffen Mann auf einen Stuhl und fixzierte ihn mit Klebeband, damit er nicht wieder herunterrutschte.
Zu trällernder Popmusik seifte Alina ihre Hektorpuppe den Schädel ein und rasierte diesen spiegelblank. Und da sie so gut in Fahrt war, entfernte sie ihm auch gleich den Kinnbart, den er sich hat wachsen lassen. Da Hektor trotz des vielen Rasierschaums nicht aufwachte und weiter besinnungslos vor sich hin sabberte, holte Alina noch ihren Schminkkoffer von zu Hause und bemalte Hektors Gesicht ausgiebig. Seine beiden Augen wurden zwei Blumen und rund herum malte Alina dichtes Blätterweck.
„Uh sieht das gut aus!“ sagte sie, als sie ihr Werk betrachtete. „Das muss für die Nachwelt festgehalten werden.“ Sie nahm ihr Handy zur Hand. Alina machte mit ihrem Handy eine Reihe von Selfies mit Hektor im Hintergrund. Dabei setzte sie sich mal unschuldig auf seinen Schoß, oder drückte ihr Gesicht grinsend neben seines. Ein Foto auf dem sie ihren mächtigen Bizeps vor seinem Gesicht anspannte, durfte natürlich auch nicht fehlen.
Nach einer ausgiebigen Fotosession boxte sie Hektor in die Weichteile um ihn aufzuwecken. Dieser kam tatsächlich mit einen Schmerzenslaut und weit aufgerissenen Augen wieder zu sich. Alina grinste ihn unschuldig an, währenddessen ihm die Tränen aus den Augen liefen. „Na hat das große Baby ein feines Schläfchen gemacht? Oh nein, nicht weinen du Baby, du machst das ganze Bild kaputt.“ Schnell nahm sich Alina ein Taschentuch und tupfte Hektors Tränen weg. Dieser Mann war vollkommen desorientiert und sah trotz des Makeups ziemlich fertig aus.
„Ach Gott war dieser kleine Hieb schon zu viel für dich? Habe ich dich in den Zustand eines Vollidioten geprügelt? Mama sagt das könnte mit Leon passieren, wenn ich ihn öfters als zweimal die Woche verhaue. Aber diese doofe Wendy verhaut ihn ja bestimmt noch öfter! Und… Hörst du überhaupt zu? Hallo?“ Hektor gab nur ein Stöhnen von sich und rollte mit den Augen. Alina zuckte mit den Schultern, holte ihr Handy heraus und scrollte durch ihre Sozialmediaaccount, währenddessen sie weiter auf einen von Hektor Knien hockte.
Nach vielleicht 15 Minuten gurgelte Hektor ein „Wo bin ich?“ „Na bei dir zu Hause du Blödmann.“ Alina rutschte von Hektor Knie, nahm einen Spiegel von ihrem Schminkkoffer und hielt ihn Hektor vors Gesicht. „Ohh, was ist denn mit mir passiert?“ murmelte er träge. „Na du bist jetzt ein wunderschöner Garten, oder Gärtner oder so ähnlich. Jedenfalls siehst du supie aus. Vielleicht zum ersten Mal in deinem Leben.“
„Ohhh.“ Machte Hektor. „Gott.“ Rief Alina und stemmte die Arme in die Hüften. „Leon ist nie so lange so groggy wenn man ihn mal verhauen hat. Du bist wirklich das größte Weichei was es gibt. Vielleicht sollte ich viel öfter vorbeikommen und dich verhauen. Etwas Training und du wirst bestimmt widerstandsfähiger.“
„Nein bitte nicht?“
„Was? Ich versteh dich fast nicht.“
„Bitte nicht!“ krächzte Hektor so laut er konnte.
„Ach du bist langweilig. Aber lass dir eins gesagt sein. Wenn ich an Weihnachten kein Geschenk von dir unter dem Tannenbaum finde, komme ich bei dir wieder vorbei. Und dann prügel ich dich den ersten und zweiten Weihnachtstag quer durch dein Haus. Verstanden?“
Hektor nickte schlaff.
„Fein.“ Alina klappte ihren Schminkkoffer zu und wand sich zum Gehen. „Mach es gut dummes Weichei. Ich besuche dich bestimmt bald wieder.“
Eine halbe Stunde nachdem Alina Hektors Haus verlassen hatte, stürmte dieser, geschminkt wie er war, wie ein Verrückter aus seiner Haustür. Hastig stieg er in seinen Geländewagen und bretterte kurz darauf davon. Sein Weg führte ihn in die örtliche Stadt, in der er durch die Läden hastete um ein passendes Geschenk für den pinken Weihnachtsengel zu finden, von dem er nie wieder besucht werden wollte.
Ende
Unvollendete Geschichten
Freitag, 23. Dezember 2022
Die weiblichen Eindringlinge Kapitel 60 Alina der pinke Weihnachtsengel
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