Dienstag, 1. Januar 2019

Der starke Rotschopf – Boxen.

Stief konnte nicht fassen was er gerade sah. Sein Kumpel Ted schien fast schon benommen, seid der Schlag der sechzehnjährigen ihn getroffen hatte. Er tänzelte mit einem leichten Rechtsdrall um seine Gegnerin herum. Diese zeigte ein abfälliges Lächeln.  Ted schlug mit einer geraden Rechten zu welche unbeholfen und Laienhaft wirkte. Das rothaarige Mädchen wurde noch nicht mal getroffen. Nun schlug sie zu und das viel präziser und schneller. Ein Schlag in den Bauch von Ted, der so viel Wucht zu haben schien, dass Stiefs Freund sich krümmte.

Stief konnte das Schauspiel, was sich vor ihm im Ring abspielte nicht fassen. So hart konnten die Schläge des Mädchens nicht sein. Ted hatte bestimmt wieder gekifft. Gut das Mädchen hatte einen muskulösen Oberkörper. Besonders ihre Oberarme waren beeindrucken. Doch war sie immer noch sechzehn und ein Mädchen. Und Ted, wie auch Stief selber, boxten nicht zum ersten Mal.

Eigentlich waren sie an diesem Morgen nicht ins Fitnessstudio gekommen, um sich mit einem kleinen Mädchen im Ring zu prügeln. Aber die kleine Göre war so frech gewesen, dass es nicht anders hätte laufen können.

Das Mädchen schien zufrieden mit der Wirkung ihrer Schläge. Sie besaß sogar die Frechheit, ihre Deckung zu senken. Allerdings musste Stief zugeben, das von Ted scheinbar keine große Bedrohung mehr ausging. Er taumelte hin und her und schien Mühe haben sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten. „Das fasse ich nicht.“ knurrte Natan neben ihm und strich sich seine pechschwarzen Harre aus der Stirn. Stief nickt, wobei er weiterhin konzentriert das Geschehen im Ring verfolgte.

Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er sah, wie das Mädchen, frech grinsend, ihre Handschuhe hob, diese Links und Rechts an Teds Schultern drückt und ihn so in die Mitte des Rings führte. Und Ted taumelte wie ein Hund bereitwillig mit. Sie hätten einen Schiedsrichter bestimmen sollen. Stief war sich nicht sicher aber das musste doch gegen irgendwelche Regeln verstoßen.

„Hey lass das!“ rief er wütend. Aber das Mädchen ignorierte seinen Ruf. Sie stellte sich Ted genauso hin, wie sie es wollte. Danach holte sie mit ihrem Muskelarm zum Schlag aus. „Ted deine Deckung!“ rief Natan neben Stief. Doch das Rufen war Sinnlos. Ted war ein benommener Zombie, der sein Umgebung kaum noch wahrnahm. Als der Boxhandschuhe des Mädchens, Ted traf, gab es einen Laut der in der Sporthalle leicht wiederhallte. Zum ersten Mal sah Stief einen Schlag, der seinen Gegner im wahrsten Sinne des Wortes von den Füßen hob. Teds Körper hob bestimmt zehn Zentimeter vom Boden ab, bevor er mit einem lauten Poltern zu Boden ging. Geschockt sah Stief seinen Freund an. Dann das Mädchen, welches zufrieden ihre Boxhandschuhe aneinander schlug.

Jetzt, da Ted nicht mehr die Sicht auf das Mädchen einschränkte, konnte Stief sich die Göre genauer ansehen. Ihre roten Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihr lang auf den Rücken fiel. Sie trug ein schwarzes Tanktop, welches eng an ihrem Körper lag. Unfreiwillig musste Stief eingestehen, das ihr Oberkörper ihn beeindruckte. Ihre Schultern und ihr V-Nacken zeigten dicke Muskeln. Diese zeigten sich auch klar an ihrem Bauch, welche sich als Sixpack gegen den Stoff drückten. Aber das was Stief wirklich die Sprache verschlug, waren ihre Oberarme. Diese wurden von so dicken Muskelpaketen geziert, das Stief sich sicher war, dass das Mädchen mal sehr fett gewesen sein musste. Und dann hatte es mit Bodybuilding angefangen. Aber auch wenn ihre Oberarme dicker und wohl auch muskulöser aussahen, als seine eigenen und die seiner Freunde. Es war immer noch ein Mädchen. Und die Muskeln von Frauen waren nie so effektive wie die von Männern. Und schon gar nicht von einem Mädchen das kleiner war, als jeder von seinen Freunden. Stief war sich sicher, dass er stärker war. Er ließ sich davon nicht einschüchtern.

Und Natan wohl auch nicht. Denn als sich das Mädchen mit einem abfälligen Lächeln von Ted abwandte um den Ring zu verlassen, sprang er mit einer lässigen Bewegung in den Ring. „Nicht so schnell Mädchen!“ rief Natan. „Niemand verprügelt meinen Freund und kommt einfach so davon. Schon gar nicht so ein Rotschopf wie du, das noch bei Mama wohnt!“

Das Mädchen drehte sich um und musterte Natan kurz. Dann hob es die Handschuhe und nahm eine kämpferische Haltung ein. „Sehr gut!“ sagte Natan und tat es ihr gleich. Stief rieb sich die Hände. Gegen Natan hatte sie keine Chance. Da war er sich sicher. Natan war vielleicht der Schwächste aus der Gruppe aber er war dafür auch der Schnellste. Wenn Natan zuschlug wusste sein Angreifer gar nicht woher der Einschlag kam. Und er war schnell und wendig. Die Deckung immer oben. Einer der das Boxen drauf hatte. Das Mädchen wusste vielleicht wie man stand, sich bewegte und zuschlug. Aber richtig erfahren hatte sie im Kampf mit Ted nicht gewirkt. Und damit war Natan ihr sicheres Ende.

Schnell tänzelte er um sie herum und ließ gezielte Schwinger auf ihre Deckung regnen. Dann ein Schlag des Mädchen, der gar nicht so langsam war und Natan nur knapp verfehlte. Doch gleich darauf war es wieder Natan der austeilte. Einen Schlag nach dem andren. Doch das Mädchen hielt ihre Deckung ebenfalls oben und Schläge die ihren Körper trafen, schien sie gar nicht zu spüren. Oder sie ließ sich nichts anmerken.

So ging es mehrere Minuten. Die Schläge des Mädchens gingen fehl und Natans erwiderte den Angriff mit einen schnellen Schlagkombination, die dem Mädchen aber wohl nicht im Geringsten etwas ausmachte. Dann änderte das Mädchen plötzlich seine Taktik. Statt auf eine günstige Gelegenheit zu warten, in der Natan mit einem Schlag rechnete, schlug sie aus heiterem Himmel auf Natans Deckung ein. Ein kräftiger Schlag, der, obwohl Natan ihn Blockte, den Jungen zurücktaumeln ließ. Schnell faste Natan wieder einen festen Stand. Doch da rammte das Mädchen schon wieder ihre Faust in Natan Deckung und dieser fiel tatsächlich zu Boden.

Stief konnte wieder einmal seinen Augen nicht trauen. Er schrie Natan aus Leibeskräften an, wieder aufzustehen. Das tat dieser auch aber viel zu langsam. Das Mädchen hatte mehr als genug Zeit sich in Position zu bringen. Und da es keinen Schiedsrichter gab, hinderte auch niemanden das Mädchen daran, Natan sofort wieder eine zu verpassen, sobald er auf den Beinen war. Dieses Mal hatte Natan seine Deckung nicht oben. Der Schlag des Mädchens hallte in der Halle wieder, Natans Körper drehte sich schwungvoll um 180 Grad und fiel dann, wie ein gefällter Baum zu Boden. Das Mädchen tänzelte weiter um Natans Körper herum und gab diesen einen Tritt.

„Los steh auf!“ rief es und knallte die Boxhandschuhe aneinander. Eine grinsende Genugtuung lag auf den Gesichtszügen des Mädchens, welche Stief extrem wütend machte. „Lass ihn in Ruhe!“ brüllte er. „Wenn du unbedingt was aufs Maul haben willst, übernehme ich das!“ „Na dann komm doch!“ rief das Mädchen. „Wenn dein Freund schon zu schlapp ist.“

Stief sparte sich weitere Worte. Dem Mädchen zu sagen, dass Natan offensichtlich k.o. war, würde das Grinsen in ihrem Gesicht wohl nur noch verstärken. Doch nun musste sie gegen ihn kämpfen. Er war schon immer der stärkste von seinen Freunden gewesen. Und das sah man ihm auch an. Er war 1.86 groß und überragte damit das Mädchen um etwas mehr als einen Kopf. Seine Glieder waren lang und dick. Auch wenn er sich nicht ganz sicher war, ob er bei einem Vergleich der Oberarme, besser als dieser freche Rotschopf sein würde. Vielleicht auch nicht.

„Nun komm schon!“ rief das Mädchen, als er in den Ring krabbelte. Ihr Grinsen war jetzt noch breiter. Auch ohne Stiefs Hilfe war ihr wohl klar geworden, das Natan besinnungslos war. „Wird langsam eng hier.“ sagte sie und ging zu Natans Körper. Diesen schob sie mit dem Fuß soweit über den Rand des Rings, bis ihn die Schwerkraft erfasste. Dann viel sein Körper aus dem ein Meter hohen Ring, polternd zu Boden. „Hey, sei gefälligst vorsichtig!“ rief Stief empört.

Das Mädchen ging rüber zu Ted, der noch immer nicht wieder zu sich gekommen war. Dort sah sie Stief unbeeindruckt an. „Warum?“ fragte sie und gab Ted ebenfalls einen Stoß, so dass auch er aus dem Ring rutschte und zu Boden krachte. „Mit dir werde ich in ein paar Minuten genau dasselbe machen.“ sagte breit grinsen. „Das werden wir ja sehen.“ rief Stief und stürmte auf das Mädchen zu.

Sein erster Schlag ging fehl, weil das Mädchen genau in der Sekunde einen schnellen Schritt zur Seite machte. Innerlich verfluchte er sich, dass er noch nicht mal ein aufmüpfiges Schulmädchen treffen konnte. Mit dem zweiten Schlag traf er dafür umso härter die Schulter des Mädchens. Jeder andere, davon war Stief überzeugt, hätte bei einem solchen Schlag aufgeschrien und sich die Schulter gerieben. Aber das Mädchen hüpfte weiter, als ob nichts passiert war. Noch viel schlimmer war, das Stief den Eindruck hatte, gegen eine Steinmauer geschlagen zu haben. Seine Faust schmerzte selbst durch den Handschuhe. Aber das konnte nicht sein. So muskulös war kein Mädchen. Niemals.
 
Verwirrt tänzelte er weiter und zog noch im rechten Augenblick die Deckung hoch, als die Faust des Mädchens auf ihn zukam. Stief hatte das Gefühl, als würde er eine Steinkugel abwehren. Beide sein Arme schmerzten plötzlich und sein massiger Köper wankte tatsächlich zurück. Noch nie hatte er einen solchen Schlag abwehren müssen. Er hatte schon mit einigen der Jungs aus der Uni geboxt. Manche waren richtig gut gewesen aber nie hatte jemand so hart in seine Deckung geschlagen.

„Weil das erfahrene Boxer nicht machen.“ dachte er und fühlte sich mit dieser Erklärung etwas besser. Doch nur für etwas zwei Sekunden, denn dann bekam er einen weiteren Schlag in seine Deckung. Und noch einen und wieder einen. Seine Arme schmerzten und er fühlte, wie ihm die Tränen aus den Augen liefen, ohne dass er es verhindern konnte. Außerdem wollte er unbedingt die Arme senken, denn sie taten so weh, dass er sie kaum oben halten konnte. Und er wollte nicht noch einen Treffer abbekommen.

Stief wich von dem Mädchen zurück, das ihn frech angrinste. Er zuckte zusammen, als er gegen die Seile des Ringes prallte. Sofort feuerte das Mädchen ihre Fäuste ab. Zwei Treffer an den Armen und Stief ließ seine Deckung sinken. Über diesen Fehler konnte er nicht lange nachdenken, denn plötzlich traf ihn ein Schlag wie ein Amboss im Gesicht. Er schleuderte herum und mitten in der Bewegung wurde ihm schwarz vor Augen.

Fiese klatschende Ohrfeigen weckten Stief aus seiner Ohnmacht. Mit einem dröhnenden Schädel und einem trüben Blick, nahm der den Rotschopf über sich war. Das Mädchen hatte ihre Handschuhe ausgezogen und war dazu übergegangen, Stief wach zu ohrfeigen. Sie hatte ihn in die Mitte des Rings gezogen und saß, schwer wie ein Fels, auf Stiefs Brust.

„Na endlich.“ sagte das Mädchen genervt. „Los hoch mit dir. Das vorhin war kein gewollter k.o.! Ich will dich mit einem richtigen Schlag fertig machen. Mit einer erstaunlichen Kraft, hob ihn das Mädchen auf die Beine. Stief war viel zu verwirrt, um die Kraft des Mädchens wahrzunehmen. Er war so verwirrt, dass er sich unschlüssig umguckte. Während das Mädchen vor ihm wieder die Boxhandschuhe anzog, dämmerte Stief langsam, wo er war und was passiert war.

„Ich, ich, ich….“ haspelte er und wankte hin und her. Das Mädchen lachte laut. „Was ist? Habe ich dir die Fähigkeit zum Sprechen aus dem Schädel geprügelt? Egal. Vielleicht wird dieser hier das korrigieren.“  Mit offenem Mund sah Stief zu, wie das Mädchen weit mit ihrem Boxhandschuhe zum Schlag ausholte. „Neee…“ brachte er noch raus. Dann traf ihn erneut der Eisenhammer des Mädchens.

Für Stief wurde es augenblicklich dunkel. Er bekam nicht mit, wie sein Körper vom Boden abholt und Wort wörtlich aus dem Ring flog. Mit einem donnern landete er außerhalb des Ringes. Das laute Jubeln des Mädchens bekam er ebenfalls nicht mit. Auch nicht die erstaunten Gesichter, derer, die seinen Flug beobachtet hatten.
Eine Frau eilte zu Stief um zu sehen wie es ihm ging. Doch da kam das kleine Muskelmädchen aus dem Ring geklettert. Sie behauptete dass alles okay sei, hob Stief hoch und legte diesen hinter dem Ring zu seinen Freunden. Diese Seite des Rings war nicht ohne weiteres einsehbar und es gab auch keinen Grund dorthin zu gehen. So das Stief, Natan und Ted in ihrer Besinnungslosigkeit von niemanden gestört wurde.

Der Rotschopf ging gut gelaunt Trainieren. Sie hob Gewichte, die weder Stief noch einer seiner Freunde hätte heben können. Und sie Trainierte lange und ausdauernd. Nach zwei Stunden kam sie wieder. Sie tropfte vor Schweiß und  ihre Muskeln waren hart und geschwollen, so dass sie noch muskulöser aussah als zuvor. Unauffällig blickte sie hinter den Ring und lachte leise, als sie sah, dass Stief und seine Freunde noch immer ohne Besinnung waren. „Loser!“ kicherte sie leise. Dann verließ sie das Fitnessstudio.

Stief kam unter einem Strahl eiskalten Wassers wieder zu sich. Und obwohl das Wasser wirklich sehr klar war,  bewegte er sich kaum. Sein ganzer Kopf fühlte sich geschwollen an und unerträgliche Kopfschmerzen plagten ihn. „Oh gut.“ hörte er Teds Stimme. „Wir versuchen schon seit einer halben Stunde dich wach zu bekommen. Zum Schluss haben wird dich zu den Duschen getragen. Du bist echt ein schwerer Affe, dass lass dir gesagt sein. Und glaub mir, ich habe einen so dicken Schädel, dass es kein Spaß war, deinen Hintern hier her zu schleifen. Vielleicht kannst Du mir sagen, was eigentlich passiert ist. Den Natan hier, bekommt die verdammten Zähne nicht auseinander! Stief?“

Doch Stief sagte Garnichts. Er starrte nur auf die Plastikwand der Duschkabine und sah zu, wie die Wassertropfen daran herunter liefen. Und das tat er noch die nächste halbe Stunde, egal was Ted und später auch Natan zu ihm sagten.

Ende.

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