Freitag, 20. November 2020

Das Spiel von Weiblichkeit und Kraft Teil 1

Die große Villa im klassischen weiß machte mächtig Eindruck auf Matthias. Es gab mehr als einen Pool einen Wintergarten der wie ein Glaspalast aussah und wer weiß wie viele Zimmer. Da kam ihm sein großzügiges Gehalt nicht mehr so seltsam vor. Denn diese Villa, hatte Frau Karstal nur Sommerhütte genannt, die sie eigentlich abstoßen wollten aber für ihre beiden Töchter behalten hatten. Diese Leute mussten Geld wie Heu haben. Matthias Jobbeschreibung war trotzdem nicht ganz normal gewesen und würde von Frau Karstal wie folgt formuliert:

„Sie haben die gesamten Sommerferien ein Auge auf die Beiden. Damit will ich sagen, sie passen auf, dass den beiden nichts passiert. Als angehender Pädagoge sollten sie das hinbekommen. Und da sie sonst keine Aufgaben haben, erwarte ich auch, dass Sie den ganzen Tag nichts anderes machen. Und eins ist ganz wichtig. Wenn die beiden möchten das Sie „das Spiel“ mitspielen, dann spielen Sie!“

Zum dem „Spiel“ konnte Matthias nichts weiter rausbekommen. Frau Karstal winkte bei dem Thema ab und nannte ihm stattdessen sein Gehalt für die beiden Wochen.  Zehntausend Euro! Für sechs Wochen. Da vergas man schon Mal nach mehr Informationen zu fragen. Er wusste nur, dass er auf Frau Krastals Töchter aufpassen sollte. Kim und Alice. Das war es schon.

An der großen Eingangstür machte keiner auf. Beim umrunden des Hauses sah ihn die Köchin und ließ ihn nach wenigen erklärenden Sätzen ein. Sie war das einzige Personal im Haus, da die Mädchen wohl ihre Ruhe haben wollten. Nach dem Matthias seine Koffer im Gästezimmer verstaut hatte, das ihm die Köchin gezeigt hatte, machte er sich auf die Suche nach den beiden Mädchen. In einem so großen schönen Haus war er noch nie gewesen. Hier konnte man sich bestimmt amüsieren.  Und Draußen ebenso. Das Wetter war wunderbar, das Grundstück riesig und wie gesagt. Es gab zwei Pools.

Matthias war Student. Mit seinen fünfundzwanzig Jahren stand er kurz davor sein Lehramt zu beenden. Mit Kindern hatte er Erfahrung. Auch wenn er überzeugt war, das die Kinder reicher Eltern schwierig waren. Dass die Eltern ihre Töchter hier alleine ließen fand er seltsam. Und er hoffte, dass die Mädchen nicht zu jung waren. Das wäre nicht so gut und stressig.

Stimmen führten Matthias in den großen Speisesaal, in dem er die gesuchten Mädchen fand. Sie waren älter als er gedacht hatte. Viel älter. Vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Oder auch mehr. Und sie sahen beide verdammt gut aus. Auf die beiden sollte er aufpassen? War das ein Scherz? So wie die miteinander sprachen und sich auf Zetteln Notizen machten, planten sie bestimmt eine große Party. Und er sollte sich als Bremsklotz präsentieren?  Er nährte sich vorsichtig den Tisch. Noch wurde er nicht bemerkt.

„Hier seht es.“ sagte das kleinere Mädchen mit den braunen Haaren und braunen Augen. „Stell dich dem ultimativen Sommererlebnis und diene der schönen Helena. Bestehe das Abenteuer und kassiere 1000 Euro.“
„Echt jetzt?“ fragte das blonde Mädchen. Sie hatte tolle Augen. Groß und dunkel blau. „Das ist so billig. Und seien wir ehrlich. Nur 1000 Euro für sechs Wochen?“
Das Mädchen mit den braunen Augen nickte. „Stimmt absolut und dennoch frage ich mich, ob wir auch eine Anzeige hätten schalten so… Hey wer bist du?“

Matthias schrak zusammen. Er hatte nicht lauschen wollen. Er hatte sich offen vor den großen Tisch gestellt. Was konnte er dafür, wenn sie ihn nicht sofort bemerkten. Jetzt taten sie es und musterten ihn offen.

„Ich bin Matthias und eure Mutter hat mich kommen lassen, um ein Auge auf euch zu haben.“
Das Mädchen mit den braunen Augen sah in wütend an. „Was? Soll das ein Witz sein? Wir hatten ausgemacht dass wir völlig ungestört sind. Und von einem Aufpasser war nie die Rede. Und was für ein Aufpasser bist du überhaupt. Du bist doch so alt wie wir!“
„Ich bin 25 Jahre. Wenn du es unbedingt wissen willst.“
„Ha!“ machte das Mädchen und griff nach ihrem Handy. „Warte es nur ab, in drei Sekunden bist du gefeuert. Ich werde Mutter…“

Das blonde Mädchen legte ihrer Schwester die Hand auf die Schulter. Sie sprach leise aber nicht so leise, dass Matthias sie nicht hören konnte. „Warte Kim, nicht so schnell. Wir könnten ihn brauchen und außerdem sieht er doch ganz gut aus.“ Matthias war noch nie direkt von einem so hübschen Mädchen ‚gutaussehend‘ genannt worden. Schnell tat er so, als ob er irgendetwas anderes im Raum ansehen würde, etwas das interessanter war als die beiden Mädchen.

Nun musterte Kim ihn wieder. „Gutaussehend? Ich weiß nicht. Die Augen sind ganz cool aber sonst.“
„Ach komm schon. Er kann doch mitspielen. Dann hat er uns im Auge, wie Mutter es zu sagen pflegt und wir haben einen Mann mehr. Die dumme Helena hat bestimmt 20 Gefolgsleute.“
„So viele meinst du?“
„Vielleicht auch mehr!“
„Das entscheiden wir wenn Susanne und Karina hier sind. Außerdem sind alle wichtigen Positionen schon besetzt.“
„Es gibt noch viel mehr Positionen die wir uns ausdenken können. Auf der anderen Seite habe ich, wie schon heute Morgen erwähnt, keine Lust mehr Herrscherin zu sein und auf diesem dämlichen Sessel zu sitzen.
„Der wird doch kein Herrscher.“ platzte Kim heraus. „Wir kennen den Typen doch gar nicht.“
„Wenn ich etwas sagen dürfte…“

Matthias wurde sofort von Kim unterbrochen. „Darfst du nicht. Du bist nur einen Anruf von deiner Abreise entfernt also halt die Füße still.“
„Nun lass ihn ausreden.“ rief Alice besänftigen und schenkte Matthias einen aufmunternden Blick.
„Ich wollte nur einwerfen, dass eure Mutter mich damit beauftragt hat, das Spiel bei Bedarf mitzuspielen.“
Kim verschränkte die Arme. „Das ändert absolut nichts.“

Die beiden Mädchen vertieften sich wieder in die Vorbereitung und Planung ihres Spiels, was auch immer das war. Alice blickte immer mal wieder auf und sah Matthias an. Wenn er zurück schaute lächelte sie und schaute wieder weg. Matthias hörte dem Gespräch der Mädchen nicht weiter zu und nahm sein Handy zur Hand.

War das jetzt seine Aufgabe? Mädchen beobachten die fast so alt waren wie er? Gut sie waren beide hübsch aber er konnte sie ja schlecht die ganze Zeit anstarren. Dann besser das Handy. Außerdem waren seine Vorlieben spezieller. Ein hübsches Aussehen war für ihn nicht das Wichtigste bei einer Frau.

Es läutete und das laut genug, dass Matthias sich fragte, warum ihm vorhin nicht geöffnet worden war. Als Kim aufstand um zur Tür oder bei dieser Villa vielmehr Tor zu gehen, sah Matthias unweigerlich auf. Das Mädchen, was er im Grunde als hübsch klassifiziert hatte, überraschte nun mit sehr fetten Beinen. Dazu trug sie eine rote, fiel zu weite Hose, die nicht verstecken konnte, wie abartig Monströs ihre Schenkel waren. Matthias schüttelte sich innerlich. Er stand da mehr auf das Gegenteil. Sportliche Frauen. Und sein absoluter Favorit. Frauen mit Muskeln. Am besten richtige Muskelpakete. Umso mehr, umso besser. Aber diese fetten Teile. Beeindruckend, das sie sich dennoch so schnell bewegen konnte. Und nicht diesen watschelnden Pinguingang hinlegte, wie andere übergewichtige Menschen. Aber ihr Oberkörper war erstaunlich schlang, naja bis auf ihre Oberarme. Irgendwie seltsam.

Kim kam in Begleitung zweier weiteren Mädchen wieder. Alters technisch wohl auch im Bereich 18 bis 20. Und sie waren ebenfalls abartig hübsch. Tja, es gab wohl schlimmeres als eine Horde hübscher Mädchen im Auge zu behalten. Von den beiden neuen Mädchen hatte eines helle Haare, fast weiß und das andere pechschwarze.

Das Mädchen mit den schwarzen Haaren war so groß wie Matthias. Mit anderen Worten 1.68 ansonsten wies ihr Gesicht feine Züge auf und eine spitze Nase. Außerdem wirkte sie arrogant. Als sie in den Saal kam, ignorierte sie Matthias Existenz offensichtlich.

Das blonde Mädchen lächelte ihn hingegen offen an. Sie war mit ihren 1,83m größer als die anderen Mädchen.  Ihre großen Augen schimmerten wie Smaragde und ihr großer Mund verfügte über füllige wohlgeschwungene Lippen.

„Habt ihr einen neuen Hausdiner?“ fragte das schwarzhaarige Mädchen und sah dabei immer noch nicht in Matthias Richtung. Obwohl es klar war, dass sie ihn meinte. „Nein Karina.“ sagte Kim. „Meine Mutter hat uns nur einen Aufpasser geschickt.“ Nun sah Karina ihn doch an. „Der ist doch so alt wie wir. Was soll denn der Unsinn. Sorry Kim aber deine Mutter hat doch nicht alle.“  

„Also ich freue mich über etwas männliche Gesellschaft. Ansonsten haben wir hier nur Mädchen.“ sagte das hochgewachsene schneeblonde Mädchen mit einer warmen angenehmen Stimme. Der Kommentar gefiel weder Karina noch Kim. Alice, die weiterhin am Tisch saß und sich nur nach den Besuchern umgedreht hatte, nickte zustimmend.

„Kommt jetzt alle an den Tisch. Wir haben noch vieles zu besprechen und nur noch heute Zeit.“
Die drei Mädchen setzten sich und das schneeblonde Mädchen lächelte Matthias wieder an. Karina sah durch ihn durch, als ob er aus Luft wäre. „Das größte Problem zuerst.“ ergriff Kim das Wort. „Alice will nicht mehr die Herrscherin sein. Damit ist der Name unseres Reiches ‚Wunderland Alice‘ wohl auch hinüber.“ „Dann werde ich halt die Herrscherin.“ sagte Karina und sah alle auffordernd an. „Problem gelöst.“
„Oh nee, wenn du die Herrscherin mimst, wechseln wir ja zur dunklen Seite und Spaß macht es dann auch nicht mehr. Dann bin ich lieber für Alice Vorschlag und wir nehmen den Hanswurst da.“ rief Kim frech. „Hey!“ erwiderte  Matthias und Karina ries die Augen weit auf, dann verschränkte sie die Arme.

„Wenn der da mitspielt bin ich raus. So etwas kann sich glücklich schätzen, wenn er von mir die Erlaubnis bekommt, an meiner Stiefelspitze zu lecken. Aber mehr auch nicht. Das mir der da Befehle erteilt wäre das aller Letzte.“
Jetzt meldete sich Alice zu Wort. „Sei nicht so gemein Karin. Er muss mitspielen, wenn wir ihn wegschicken steht in nur einem Tag der nächste Aufpasser vor der Tür. Und wer weiß wen meine Mutter dann schickt.“
„Aber er wird nicht der Lord-König, was weiß ich, Herrscher.“
„Stimmen wir doch ab.“ sagte die Frau mit den weißen Haar und den Smaragdaugen. „Wer ist für Karina?“ Karina hob die Hand, sonst niemand. Alice hatte sie heben wollen, doch als sie merkte, dass die anderen ihre Hände unten ließen, folgte sie dem Beispiel. Daraufhin stand Karina wütend von ihrem Stuhl auf und rauschte aus dem Saal.

„Top Susanne.“ rief Kim grinsend. „Die Zicke sind wir los.“  Susannes Smaragdaugen sahen traurig in die Runde. Sie war so hübsch dass Matthias bei diesem Blick sofort das Bedürfnis hatte sie zu trösten.
„Das wollte ich nicht. Sie beruhigt sich bestimmt wieder. Naja, wer stand denn noch zur Wahl? Alice?“

Alice schüttelte den Kopf. Kim zog eine Grimasse. „Wegen ihr machen wir doch diesen Herrscherzirkus.“ „Oh und du? Wie heißt du eigentlich?“
Matthias sah auf. „Matthias.“
„Okay Matthias und du stehst zur Wahl?“
„Tja habe ich den eine Wahl.“ er grinste breit. Keines der Mädchen grinste zurück. Er räusperte sich.
„Ja ich stehe zur Wahl. Es ist ja sozusagen mein Job. Auch wenn ich überhaupt keine Ahnung habe worum es geht.“
„Aber das ist doch ganz einfach.“ sagte Suanne lieb. „Es ist ein mittelalterliches Rollenspiel. Allerdings beruht es nicht auf historischen Grundlagen. Wir erschaffen uns eine Welt wie wir sie uns vorstellen. Jeder bekommt eine Rolle zugewiesen oder kann sie sich aussuchen.  Rechte und Aufgaben der einzelnen Personen werden heute besprochen. Ab morgen beginnt das Rollenspiel und dann gilt nur noch eine grundsätzliche Regel.“
„Okay und die wäre?“
„Niemand verlässt seine Rolle. Jeder muss spiele. Immer die ganzen sechs Wochen. Das ist die aller erste Regeln. Und niemand darf sie brechen. Sonst funktioniert dieses Spiel nicht.“

Alle Mädchen sahen Matthias ernst an und Kim sagte fast schon drohend. „Los schwör, dass du ab morgen einen Herrscher im Mittelalter spielst und niemals deine Rolle brichst!“
Es herrschte eisige stille.
„Äh okay?“
„Nein.“ rief Kim ärgerlich. „Sage ‚Ich schwöre‘!“
„Ich schwöre es.“

Zwei Stunde später saßen die Mädchen und Matthias immer noch am Tisch und redeten. Das bedeutete dass Matthias auf seinem Handy rumtippte und die Mädchen dieses seltsame Rollenspiel besprachen. Susanne schien dabei die Redensführerin zu sein. Seltsam das sie keine Herrscherin sein wollte.

„Kommen wir jetzt zur Rollenverteilung. Bis jetzt hat nur Matthias eine Rolle.“ Karin gab einen abfälligen Laut von sich. „Kim?“ fuhr Suanne fort. „Willst du wieder die Leibwache spielen? Ich finde das sollte schon die Stärkste von uns machen.“

Plötzlich war Matthias hell wach. Starke Frauen, das war genau sein Thema. Oder auch Fetisch.
„Äh wie stark?“ fragte er hastig. „Vergibt ihr euch hier Fantasiepunkte auf irgendwelche Eigenschaften?“ Kim sah in böse an. „Nein! Das hier ist kein Computerspiel. Wir reden von echten Fähigkeiten. Sprich von Muskelkraft, klar?“

Matthias nickte. Kim war also mit ihren fetten Beinen die Stärkste. Hätte er ihr gar nicht zugetraut. Schließlich waren Susanne und Alice größer als Kim. Und fette Beine waren wohl kaum Auschlaggebend.

„Und die Zweitstärkste sollte die Kommandantin sein.“ fuhr Susanne fort.

Jetzt war Matthias gespannt. Wer von diesen Mädchen war den bitte die Zweitstärkste. Sein Muskelfetisch wurde gerade gut bedient.  „Karin?“ Matthias konnte es nicht glauben. Dieses elegante schlanke Mädchen sollte die Zweistärkste sein? Nie im Leben. Dann waren diese Mädchen hier wohl alle überdurchschnittlich schwach? Das wäre allerdings ganz und gar nicht in seinem Sinne. Irgendwie war diese Information ziemlich ernüchternd.

„Ich werde nicht einfach so mitspielen, wenn dieser Typ Herrscher ist. Ich verlange Sonderrechte.“
„Und was schwebt dir da vor Karin?“ fragte Susanne geduldig.
„Ich darf fünf Dinge am Tag befehlen, denen sich niemand wiedersetzen darf.“
„Nee.“ sagte Susanne sofort. Nur einen am Tag. Und das ist auch mehr ein Vetorecht.“
Karin überlegte kurz. „Na schön.“
„Und du bist die Kommandantin?“
„Ja doch. Bin für dieses Spiel schließlich hier her gereist.“

„Okay, Alice, was willst du denn jetzt darstellen?“
„Och ich dachte ich werde Diplomatin. Diejenige, die in die anderen Königreiche reißt um den Frieden zu wahren.“
„Langweilig.“ kam es von Kim kurz.
„Okay und ich werde die Beraterin des Herrschers.“ sagte Susanne.
„Das hat der Dummdödel auch nötig.“ sagte wiedereinmal Kim.

Kim konnte Matthias offensichtlich nicht ausstehen. Und Karin wohl auch nicht. Matthias war nicht gerade erpicht auf dieses Spiel. Aber er wurde dafür bezahl und das ziemlich gut.

Nach einem Abendessen, das die Köchin servierte, gingen sie alle ins Bett. Wenn der morgige Tag anbrach würde das Rollenspiel sofort starten. Als sich die Gruppe auflöste um auf ihre Zimmer zu gehen, kam Kim an Matthias Seite geschlendert. Ihre braunen Augen fixierten ihn mit ernster Miene. „Und breche niemals deine Rolle oder es wird dir leidtun!“