Freitag, 21. Oktober 2022

Mädchen und Frauen haben das Sagen 08 – Der kleine Diebstahl

Kim hatte mehrere Tage in der Schule gefehlt. Am Montag hatte sie das Gefühlsdebakel mit Manuel durchlebt. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag war sie nicht zur Schule gegangen. Einem Jungen ihre Gefühle zu gestehen war nicht ihre Art. Und ihrer besten Freundin den Freund auszuspannen war ebenfalls nicht ihre Art. Aber sie konnte auch nicht so viel in der Schule fehle und dem Problem damit aus dem Weg gehen. Also stand sie an diesem Freitag in der Eingangshalle der Schule und ignorierte, wie alle hereinkommenden Schüler einen Bogen um sie machten.

Sie überlegte noch, welchen Weg sie zu ihrer Klasse nehmen sollte, um Manuel erstmal nicht über den Weg zu laufen, als Ashley plötzlich neben ihr stand. Kim wusste das Ashley heute, genau wie sie, den ersten Tag seit Halloween in der Schule war. Sie hatten sich nur geschrieben und Kim hatte zum Thema Manuel nicht weiter nachgefragt. Vor ein paar Tagen hätte sie noch alles zu diesem Thema wissen wollen, jetzt schwieg sie lieber.

„Na wieder gesund?“ Kim hatte Ashley erzählt, das sie eine leichte Erkältung gehabt hätte. Was natürlich nicht stimmte. „Top fit.“ antwortete sie. Das war ebenfalls gelogen. Sie fühlte sich überhaupt nicht fit. Plötzlich stieß ein Schüler, von Hinten in Kims rechte Schulter. Kim stolperte gegen Ashley und ein Raunen ging durch den vollen Flur. Der Junge, war von dem harten Frauenkörper abgeprallt und lag nun am Boden. Es war augenscheinlich ein Versehen gewesen, denn als er nun sah, wen er da angerempelt hatte, wurde er leichenblass. Kurzdarauf nässte er sich ein. Kim ballte die Faust tat aber nichts. Sie würgte nur ein „Los verschwinde!“ raus, worauf hin der Junge wie von Sinnen davonlief. Kim spürte förmlich, wie sie von allen überrascht angesehen wurde. Auch von Ashley.  

„Träume ich? Hast du den Jungen gerade wirklich laufen lassen? Ich hätte eine schnelle Schlagkombination erwartet oder das du ihn wenigsten mit einen Tritt niederstreckst.“
„Ich versuche nur in deinem Sinne zu handeln und nicht mehr jeden zu verhauen. Als ich krank war habe ich darüber nachgedacht und vielleicht habe ich es mit dem Verhauen etwas übertrieben.“
Ashley strahlte sie an. „Dann hat Manuel uns beide beeinflusst.“
Kim wurde rot. „Wieso Manuel? Ich habe nichts von ihm gesagt, woher…“
„Ich meine damit, das Manuel mich dazu gebracht hat, nicht mehr jeden sofort zu vermöbeln. Und ich habe dich damit beeinflusst. Also…“
„Ach so.“ sagte Kim erleichtert.
„Wo wir gerade von ihm sprechen. Hast du ihn heute schon gesehen?“
„Nee. Komm der Unterricht fängt bald an!“

Eine Doppelstunden Mathe war normalerweise nichts, auf das Kim sich freute. Doch heute passte es ihr. Die Zeit verging schnell und Rechnen verhinderte, dass sie an andere Dinge dachte. In kleineren Pausen blieb Kim im Klassenraum, was Ashley verwunderte. Aber da sie scheinbar auch keine Lust hatte, raus zu gehen, blieb sie ebenfalls. Zur großen Pause zwang sich Kim, mit Ashley nach Draußen zu gehen. Außerdem war es kindisch Manuel zu stark aus dem Weg zu gehen. Sie hatte ja keine Angst vor einem Treffen mit ihm. Bestimmt nicht. Sie hatte nur keine Lust.  

Die beiden Mädchen setzten sie abseits von allen anderen auf eine Bank in die Sonne. Diese Bank war zwar besetzt gewesen, aber die beiden Mädchen die zuvor dort gesessen hatten, waren mit schnellen Schritten gegangen, als sie Ashley und Kim gesehen hatten.

„Und? Erzählst du mir jetzt was mit dir los ist? Wir sind ganz alleine.“ sagte Ashley und streckte sich.
„Was soll mit mir los sein? Du bist doch diejenige, welche Liebeskummer hat.“
„Lenke nicht ab. Irgendwas hast du. Ich bin nicht blöd. Und ich habe garkeinen Liebeskummer, ich muss mich nur bei Manuel entschuldigen und alles ist wieder gut.“
„Dann weiß er also was du für ihn empfindest?“
„Ha!“ machte Ashley laut. „Machst du Witze? Dazu müsste ich mich betrinken oder so. Keine Ahnung.“
„Ach Mist da kommt er ja. Wie findet er uns nur immer? Tja, dann kannst du dich ja mal entschuldigen. Soll ich lieber gehen?“
„Nein! Bleib bitte.“
„Okay.“

Manuel grinste breit, wie immer, als vor den Mädchen stand. „Ladys.“ sagte er übertrieben fröhlich und setzte sich prompt vor ihnen auf den Boden. „Ihr habt euch die letzten Tage aber ganz schön rar gemacht.“ Kim merkte dass sie leicht rot wurde und ein schneller Seitenblick verriet ihr, dass es ihrer Freundin nicht anders ging.

„Äh ist was? Ist meine Hose offen?“ Manuel kontrollierte seinen Schritt.
Kim stöhnte. „Oh man du bist so peinlich.“
„Ist er nicht.“ maulte Ashley sofort. „Äh höre mal Manuel, dass ich Halloween so ausgrastet bin, das tut mir so, so, so leid. Wirklich ich bin total fertig, weil ich…“
Manuel unterbrach sie und wedelte mit der Hand. „Vergeben und vergessen. Der kleine Wurf aus deinem Zimmer war mehr aufregend, als verletzend.“
„Oh ja der Wurf, das tut mich auch sehr…“
„Ja, ja nun komm mal runter. Ich bin dir nicht böse alles ist gut. Kim hat schon viel schlimmere Sachen mit mir gemacht. Mich zum Beispiel ganz alleine im Wald gelassen. Dafür sollte sie sich entschuldigen.“
Ashley sah Kim verwundert an und diese verdrehte die Augen. „Er spinnt wieder vor sich hin. Da war nichts. Also wir haben nichts gemacht das… äh. Ach vergiss es. Er war nur so nervig wie jetzt und da bin ich gegangen.“
„Und das hat mich tief verletzt!“ Manuel fuhr mit der flachen Hand über den Boden und schob einen kleinen Haufen Dreck zusammen. Beiläufig nah er eine Handvoll und warf diesen gegen Kims Beine, der an ihrer Lederhose abperlte.

„Spinnst du jetzt völlig?“ rief sie wütend.
„Entschuldige dich! Wie Ashley.“ maulte er und kratzte mehr Dreck zusammen.
„Da gibt es rein gar nichts wofür ich mich entschuldigen müsste.“ Manuel hob die Hand.  „Oh wage es nicht!“
Erneut flog Dreck durch die Luft. Nun wurde Kims gesamte Hose getroffen und auch Ashley bekam etwas ab. Was diese allerdings ignorierte.

„Ashley!“ rief Kim sauer. „Das ist ein Notfall. Lass mich den Wurm k.o. schlagen. Ja?“
Ashley musterte Manuel für ein paar Sekunden, wie er am Boden saß, weiteren Dreck mit der Händen zusammenfegte und so tat, als ob er Kims Worte nicht gehört hatte. „Na gut.“ sagte Ashley leise aber so das auch Manuel sie hören konnte. Dieser hatte gerade eine Handvoll Dreck zum Wurf bereit gemacht. Er sah sie überrascht an aber nur kurz. Dann fixierte er sich wieder auf Kim. Die hob warnend die Faust. „Noch einmal und du gehst schlafen, kein Spaß.“

Manuel schien nicht überzeugt, denn sobald Kim ihre Warnung ausgesprochen hatte, flog der Dreck. Sofort war Kim auf den Beinen und bei Manuel. Dieser wehrte sich nicht, als das große Mädchen ihn an den Haaren packte und mit der anderen Hand zum Schlag ausholte. Sie hielt kurz inne dann klatschte es laut und Manuels Körper erschlaffte. Kim hielt ihn noch einen Augenblick an den Haaren fest und ließ ihn dann unbegrenzt zu Boden fallen. Sie grinste ihre Freundin an und setzte sich wieder zu ihr.

Eine Weile sahen die Mädchen dabei zu, wie Sabber aus Manuels Mund tropfte und in seinem zusammengefegte Dreckhaufen versickerten. „Weißt du was.“ sagte Ashley nachdenklich. „Früher als ich im Kindergarten an den Haaren gezogen wurde und weinend zu meiner Mutter gegangen bin sagte diese immer, dass sie das nur tun, weil sie dich mögen.“
„Ja, und?“
„Manuel hat dich mit Dreck beworfen. Nicht mich.“
„Ja, weil er, …. Moment, was?“
„Seine ganze Aufmerksamkeit lag bei dir. Auch hatte er dich um eine Verabredung zu Halloween gebeten, nicht mich.“
„Oh nein Ashley. Du willst doch nicht sagen das der Lappen da, …“
„Ja genau das Kim. Und jetzt gucke dir mal seine Hose an. Siehst du den Fleck da?“

Kim zog die Augenbrauen hoch. „Naja, das wird ein Angstspritzer sein. Was sonst?“
„Er wollte von dir geschlagen werden Kim. Ganz klar. Und eine gute Erklärung für das Warum wäre, wenn das halt kein Angstspritzer ist sondern, …. na was Jungs halt machen.“
Kim sah sie mit offenem Mund an. „Du meinst doch nicht das was ich denke, oder?.“
„Guck doch nach. Keiner hindert dich dran.“
„Du meinst ich soll in seine Hose…“
„Ja warum denn nicht Kim? Nach dem Schlag ist er frühsten nächste Pause wieder wach.“
„Ich weiß nicht Ash.“
„Dann mach ich es halt.“

Entschlossen stand Ashley auf, packte den am Bodenliegenden am Kragen, hob ihn mühelos hoch und setzte sich wieder neben ihre Freundin. Mit ausgestrecktem Arm hielt sie Manuel vor sich und griff mit der anderen Hand an seine Hose.

„Siehst du hier? Weißer Klebekram!“
„Iiihhhh. Mach wieder zu.“
„Du solltest dich wirklich mehr mit Jungs auseinandersetzen Kim.“
„Ach ja. Mich wundert es, dass du so selbstverständlich in Jungenhosen fast und da… Was auch immer machst.“
„Du bist viel zu prüde. Aber egal. Damit wäre auf jeden Fall bewiesen, dass ihm, bevor du ihn geschlagen hast..“
„Ja, ja, ja rede nicht weiter. Es ist schon klar was du sagen willst. Und irgendwie macht es ja auch Sinn. Bis jetzt ist noch nie ein Junge freiwillig zu mir zurückgekommen, nach dem ich ihn vermöbelt habe. Dass es jemanden mal gefallen könnte hätte ich nicht gedacht. Aber irgendwie cool. Jetzt muss ich mich nicht mehr zurücknehmen, wenn er doch sowieso darauf steht.“
„Das heißt doch nicht dass du ihn ständig krankenhausreif prügeln kannst. Außerdem, wann hast du dich schon mal zurückgenommen.“
„Oh ich kann mich zurücknehmen. Das merkt nur niemand. Woher wusstest du das mit dem Fleck? Was ist da an Halloween gelaufen?“
„Über die Halloweensache will ich nicht reden. Das habe ich doch schon mal gesagt. Und das mit dem Fleck ist mir auch gerade erst klar geworden.“
„Okay, aber deine Theorie, dass er auf mich, na steht, bezweifle ich. Bei Jungs ist das doch meist eine Sex-Sache. Ich habe ihn vermöbelt und das hat ihn angemacht. Gleich danach fragt er mich nach einer Verabredung. Damit will ich sagen dass es umgedreht genauso gewesen wäre, wenn du ihn vor mir verhauen hättest.“
„Meinst du?“
„Klar. Und so kannst du ihn auch umprogrammieren. Verprügeln ihn richtig ausgiebig und schon hat er nur noch dich im Kopf. Esay! Außerdem muss deine Theorie sowieso noch getestet werden.“
„Na gut. Aber du musst mitmachen. Was nicht bedeutet, dass du Manuel jetzt jederzeit verhauen kannst.“
„Warum nicht? Wenn er doch…“
„Kim!“ Kim machte ein Schmollmund.
Ashley wog den Bewusstlosen Körper in ihrer Hand hin und her. Schwer war er nicht.
„Und was mache ich jetzt mit ihm?“
Kim deutete auf das Gebüsch hinter der Bank. „Werfe ihn doch einfach da rein und fertig.“
„Nein bestimmt nicht Kim. Ich lege ihn hier auf die Bank und decke ihn mit seiner Jacke zu und...“
„Meine Idee finde ich besser.“ Unterbrach Kim sie und grinste.


Wieder einmal wachte Manuel unter freien Himmel auf. Mittlerweile kam er schneller darauf, was wohl passiert war.
Obwohl ein paar Dinge anders waren. Er fühlte sich, trotz der frischen Herbstluft, nicht so stark durchgefroren wie sonst. Er lag auf etwas harten geraden. Und es zerrte etwas an ihm. Manuel hab den Kopf und sah in ein Gesicht, das sich nur mit Hässlich beschrieben ließ. Aus einem unreinen Gesicht starrten ihn kleine trübe Augen an. Fettiges braunes Haar viel dem Jungen in die hohe Stirn und irgendwie sah sein Gesicht mit dem riesen Kinn schief aus.

„Zu spät.“ knarrte der Junge aus einen Mund voller schiefer Zähne. Der Junge hatte einen Gegenstand in der Hand, den Manuel langsam als sein Eigentum identifizierte. Der Mistkerl hatte seine Brieftasche. Diese Information drang nur langsam in Manuels vernebeltes Gehirn. Ein geradezu hünenhafter Junge von beachtlicher Größe, meldete sich aus dem Hintergrund.

„Ich denke nicht, dass dies eine gute Idee ist Lu“
Der Junge vor Manuel erhob sich mit dessen Eigentum und ging zu dem Riesen. „Du sollst ja auch nicht denken Berti. Außerdem ist es schon erledig. Komm wir gehen einkaufen.“
„Nee ich mach da nicht mit. Er kennt Ashley und Kim. Mit den beiden lege ich mich nie wieder an.“
„Alter, wenn ich es doch sage. Die haben ihn niedergeschlagen. Ich habe es von einem Jungen gehört der es selbst gesehen hat. Wieso sonst liegt der hier rum?“
„Mir egal. Ich hau ab.“
„Ja dann gehe doch. War sowieso peinlich, wie du vor den beiden Frauen zu Kreuze gekrochen bist.“
„Das kannst du nur sagen, weil du noch nie mit ihnen zu tun hattest Lu!“
„Ja Berti, weil ich cleverer bin als du. Und jetzt Abmarsch.“

Die beiden Jungs verschwanden und Manuel richtete sich langsam auf der Bank auf. Jetzt aufzuspringen und hinterher zu laufen war nicht drin. In seinem Kopf drehte sich immer noch alles. Verdammt, die Beiden hatten ihm dem Moment nach dem Aufwachen genommen. Der Moment in dem er sich an die letzten Sekunden vor dem Ausknipsen erinnerte. Jetzt ging es irgendwie nicht mehr. Das lag wohl mehr daran, dass man ihn gerade bestohlen hatte. Das lenkte schon ab. Er sah auf sein Handy. Verdammt er hatte schon wieder eine Schulstunde versäumt.

Nachdem sich Manuel in seine Klasse zurückgeschleppt hatte und dem Lehrer irgendeine weitere Ausrede geliefert hatte überlegte er krampfhaft wie er seine Brieftasche wiederbekommen konnte. Das Geld konnte dieser Gossenjunge gerne behalten. Es ging ihm viel mehr um seinen Ausweis, Krankenkassenkarte und seinen Führerschein. Denn hatte er schließlich gerade erst bekommen. Am besten, er beeilte sich, so schnell wie möglich nach dem Klingeln, an das Haupttor zu kommen. Irgendwann musste dieser Wiederlink die Schule ja verlassen. Wenn er es noch nicht getan hatte.

Und so stand Manuel nach Schulschluss vor dem Steintor der Schule und behielt jeden Schüler im Auge, der das Schulgelände verließ. Von dem Kobold mit den Schmierhaaren war noch nichts zu sehen, als Kim und Ashley zwischen den Schülern auftauchten. Dieses Mal rannte Manuel nicht zu ihnen. Ausnahmsweise war er gerade mit anderen Dingen beschäftigt. Als Ashley und Kim ihn endeckten blieben sie stehen. Sie erwarteten wohl, dass er zu ihnen kam. Als das nicht geschah, kamen sie zu ihm.

„Ey Perverser, willst du uns nicht belästigen?“ rief Kim frech. „Nein.“ sagte Manuel kurz und behielt starr die Massen an Schülern im Auge. Ashley und Kim stellten sich links und rechts von ihm auf, was Manuel schon irritierte.
„Was wollt ihr beiden? Bin ich nicht der nervende Kerl, bei dem ihr froh seid, wenn er nicht auftaucht.“
„Das habe ich nie gesagt.“ sagte Ashley laut. „Ich bin gern bei dir.“ Manuel zog die Augenbrauen hoch. War das Sarkasmus oder meinte sie das so. An ihrer Stimme konnte er es nicht ausmachen und angesehen hatte er sie natürlich nicht. Da er weiter Beobachten musste. „Und ich…“ sagte Kim langsam. „Bin nur hier, weil Ash hier ist. Aber vielleicht hat meine Faust auch Sehnsucht nach deinem Gesicht. Wer weiß.“

Warum fand er es so sexy wenn Kim Andeutungen von Gewalt machte. Verdammt nun war sie wieder in seinem Kopf.

„Lenk mich nicht ab Kim!“ Er stockte, hatte er das laut gesagt?
„Womit lenke ich dich ab?“ fragte Kim auf eine Art die Manuels Alarmglocken schrillen ließen.
„Ach nichts.“ sagte er schnell.

Plötzlich wedelte ihm Kims Hand vor den Augen hin und her. „Äh hallo? Warum guckst du uns nicht einmal an, wenn du mit uns redest? Kann ja nicht so wichtig sein, was du da machst.“
„Ist es aber Kim.“ sagte Manuel und schob ihre Hand zur Seite.
Kim stemmte die Hände in die Seiten. „Wow was war das denn? Wo ist denn der aufgedrehte Kasper hin? Wusste nicht einmal das du auch ernst sein kannst.“

Da kam dieser Riese aus dem Tor mit dem dieser Lu geredet hatte. Bertie oder so. „Endschuldigt mich.“ sagte Manuel plötzlich und lief im Laufschritt zu dem Riesen. Der Junge war bestimmt 2 Meter groß und auch ansonsten gut beisammen. Er fiel garantiert überall auf. Dieser sah, dass Manuel auf ihn zukam und blieb stehen. Dann wurde er plötzlich sehr bleich und ging wortwörtlich auf die Knie. Manuel sah über seine Schulter und sah Kim und Ashley, die hinter ihm hergelaufen waren.

„Was willst du denn vor unseren Berti.“ fragte Kim und stellte sich vor den großen Jungen am Boden. Manuel bekam große Augen, als dieser sofort damit anfing, Kims Stiefel zu küssen. Auch Kim war überrascht und zog erschrocken den Fuß weg. „Ey Bertie lass das. Das ist voll peinlich.“
„Warum küsst er deine Schuhe?“ fragte Manuel, Kim und Ashley antwortete.
„Naja, wir haben damals alle großen und Unverschämten Jungs verprügelt. Dabei hatten wir eine Masche. Eine von uns hat sie am ersten Tag nur ein bisschen verhauen und ihnen höllisch Angst vor der anderen gemacht. Und die andere hat sie dann am zweiten Tag, der Drohung entsprechend richtig übel rangenommen. Das haben wir natürlich nicht bei allen gemacht. Nur bei den Schlimmen. Und in Berties Fall gab es so eine Art Kommunikationsproblem.“
Kim grinste fies. „Wir dachten beide, dass jeweils die andere ihm Angst machte und so wurde er von uns beiden tüchtig verdroschen. Seitdem ist Bertie nicht mehr derselbe.“
„Irgendwie merkte ich jetzt erst wie übel ihr beiden seid.“ sagte Manuel langsam und in seinen Worten klangen dabei anklagend wie auch enttäuscht.

Ashley die den Tonfall von Manuel besser deutete als Kim wurde unruhig. „Nein, nein Manuel verstehe das nicht falsch. Wir sind jetzt nicht mehr so und wir haben das nur bei Berti gemacht. Es war ja keine Absicht.“
„Ist jetzt auch egal.“ sagte Manuel schnell. „Ich muss jetzt mit Berti reden.“
„Wer hindert dich dran?“ fragte Kim und sah auf den Jungen herab, der seinen Kopf noch verdächtig nah an ihren Stiefeln hatte. „Aber…“ sagte Kim gedehnt. „Vielleicht will mir Berti selber sagen was passiert ist?“

Der Riese am Boden plapperte so schnell los, dass Manuel nicht mehr zu Wort kam. „Ludwig ich meine Lu hat seine Brieftasche gestohlen. Ich war dagegen, ganz ehrlich aber er hat es doch getan. Und, und, mehr war nicht…“
„Und du hast ihn nicht daran gehindert?“ rief Kim sauer worauf der Junge am Boden zu weinen begann.
„Ach Gott.“ sagte Ashley. „Bertie weiß  du wo Lu hin ist?“
„Nein, ganz ehrlich. Ich habe ihn das letzte Mal gesehen, als er sich die Brieftasche genommen hat.“
„Ich glaube dir, du kannst jetzt gehen. Na los!“

Der Junge sah demütig nach oben, krabbelte dann ein paar Meter rückwärts, um sich erst dann aufzurichten und davon zu eilen.

„Warum hast du uns das nicht gesagt?“ rief Kim vorwurfsvoll.
„Weil ich vielleicht niemanden bei dieser Sache brauche der andere gleich Krankenhausreif schlägt.“
„Ohhh, darauf kannst du dich aber verlassen. Wenn ich Lu sehen, was für ein blöde Abkürzung, dann prügeln  ich ihn so durch, das er…
„Ich auch.“ sagte Ashley entschlossen. „Er hat dich schließlich bestohlen.“
„Ohhh nein.“ sagte Manuel lauter als er wollte. „Ihr werdet nichts dergleichen machen. Klar?“
„Na gut.“ sagte Ashley leise, als ob ihr Vater mit ihr geschimpft hätte. Kim verschränkte trotzig die Arme.

In diesem Augenblick sah Manuel, Lu. Er fuhr auf einen rostigen BMX mitten durch die Schüler, welche fluchend zur Seite sprangen. Als er Manuel ebenfalls sah, streckte er ihm den Mittelfinger entgegen und trat in die Pedalen. „Da ist er.“ sagte Manuel wie zu sich selbst. „Wo?“ kam es von Kim die sofort herumfuhr.

Sobald Kim den Jungen auf seinem Fahrrad erblick hatte, rannte sie los. Manuel konnte kaum glauben wir schnell Kim war. Er selbst wäre zu Fuß nicht halb so schnell. Sie rannte hinter dem Rad her und man sah deutlich, wie sie langsam aufholte. Doch der Junge trat sofort ordentlich in die Pedalen, als er Kim auf sich zukommen sah. Da spürte Manuel wie Ashley seine Hand nahm. „Komm schon. Hinterher!“

Manuel und Ashley rannten los, wobei Manuel sich ernsthaft fragte, warum er dabei Ashleys Hand halten musste. Allerdings war ihr Griff auch so fest, dass er kaum eine Wahl hatte. Sie rannten zusammen um die nächste Ecke und sahen noch, wie Kims Gestalt am Ende einer langen Straße um die Ecke bog. Sie liefen nun ebenfalls die Straße entlang aber schon nach 30 Metern kam Manuel ins Keuchen und sie gingen ins schnelle gehen über.

„Du bist ja nicht gerade in Form.“ sagte Ashley leise.
Manuel stimmt ihr schnaufend zu. „Und Kim ist extrem schnell.“
„Jeep das ist sie. Der Junge hat keine Chance ihr zu entkommen.“
„Na hoffentlich lässt sie ihn am Leben.“
„Hallo? Sie ist doch keine Irre!“

Sie gingen bis ans Ende der Straße und überlegten gerade wo sie hin sollten, als Ashleys Handy vibrierte. Kim hatte ihrer Freundin ihren Standort geschickt, so dass sie nun ganz genau wussten, wo sie hin mussten.  Sie gingen noch eine Straße links dann rechts und dann fanden sie das Fahrrad, das auf dem Gehweg lag. Lu war weiter auf eine Baustelle eines Einfamilienhauses gelaufen. Kim hatte ihn in einer Ecke des unfertigen Hauses festgesetzt. Der Junge hatte ein Stahlrohr in der Hand, das er wie ein Schwert vor sich hielt. Manuel war überrascht, dass Kim ihn noch nicht angegriffen hatte. Ashley wohl auch denn sie sagte:

„Wow Kim. Er ist noch bei Sinnen und kann stehen.“
„Ja, aber wenn ihr noch länger gebraucht hättet, wohl nicht mehr. Was habt ihr getrieben? Noch zwischendurch ein Eis gekauft?“
„Nicht jeder kann so rennen wie du.“ sagte Manuel.
„Rennen?“ fragte Ashley lachend. „Wir mussten gehen damit Manuel keinen Herzimpfakt bekommt.“
„Egal.“ sagte Manuel schnell. „Kim? Kannst du ihm die Metallstange abnehmen?“
„Was ich? Wieso? Ich sollte ihn doch nicht angreifen!“ Sie verschränkte sie Arme und grinste breit. „Mach es doch selbst.“
„Ach Kim.“ sagte Ashley, stellte sich dem Jungen entgegen, der tatsächlich mit der Stange zuschlug.  Ashley fing die Stange ohne Probleme auf, entriss sie ihm, packte sie mit beiden Händen und verbog sie zu einem Kreis. Als ob das vollkommen einfach wäre. Danach warf sie die Stange durch das halbfertige Fenster neben sich. Manuel und auch Lu starrte Ashley entgeistert an. Kim knurrte nur ein „Angeberin.“

„Das gibt es nicht.“ stotterte der Junge. „Das Ding war aus Eisen. Das…“ Er verstummte als Ashley ihren Rechten Arm hob und ihren Bizeps anspannte. Die dicke Kokosnussspitze beulte sich sogar sichtbar durch Ashleys warmen Wintermantel. Der Junge starrte sie wortlos an während Manuel es nicht verhindern konnte, als absolut scharf zu werden.

Ashley senkte ihren Arm und streckte die Hand aus. „Seine Brieftasche!“ Der Junge pulte in seiner Jacke und gab Ashley, was sie verlangte. Ashley reichte die Brieftasche an Manuel weiter. Manuel blickte hinein und sah dann wieder zu dem Jungen. „Und das Geld?“ Ashley und Kim machten ein böses Gesicht. Der Junge pulte wieder in seiner Jacke und ließ zwei zehn Euroscheine zu Boden fallen und etwas Kleingeld. „Hier das ist der Rest, kannst du es selber aufheben.“

In diesem Augenblick ries bei Kim der Geduldsfaden. Mit einer Bewegung war sie beim Jungen und boxte ihm in den Magen. Der Junge brach sofort keuchend zusammen. Lange blieb er nicht liegen, denn auch Ashley war wütend. Sie packte Lu hob ihn in die Luft und knallte seinen Körper auf einen Haufen Steinziegeln die auf eine Palette gestapelt waren. Kim griff sich inzwischen eine Holzlatte. Als Ashley zu ihrer Freundin aufsah und die Latte in ihrer Hand wahrnahm, zog sie dem Jungen, denn sie mit einer Hand auf die Steine drückte, mit der anderen die Hose runter.

Kim holte zum Schlag aus und schlug mit dem Brett auf den nackten Hintern des Jungen, welcher gellend aufschrie. Sofort war die schwere Ashley auf seinem Rücken, packte ihn mit einer Hand an den Haaren und hielt ihn mit der anderen den Mund zu. Danach folgten weitere Schläge von Kim die auf dem nackten Hintern nur so knallten und ihn dunkelrot färbten. Bei den ersten Schlägen schrie der Junge noch in Ashley Handfläche, dann wurde er leiser. Und nach dem zwanzigsten gab er keinen Ton von sich. Kim machte eine Pause und Ashley nahm die Hand von dem Mund des Jungen.

„Er ist besinnungslos.“ sagte Ashley knapp, als ob das jeden Tag passierte. „Dann wecke ihn auf.“ sagte Kim und holte schon wieder zum Schlag aus.
„Nein wartet.“ keuchte Manuel. Er hatte es nicht gewollt, aber die Vorstellung hatte ihn sehr erregt. Kim so in Aktion zu sehen war ungemein sexy gewesen. Wie auch das Zusammenspiel dieser Frauen, wie sie mit geröteten Wangen und entschlossenen Gesichtern diesen Jungen dominierten und bearbeiteten.

Kim brach ihre angefangene Schlagbewegung ab, ihre Augen funkelten Manuel an. „Was ist?“ fragte sie und wog das Holzbrett spielerisch in ihrer Hand. „Will du als nächstes?“ Manuel hätte fast ein „Ja!“ gehaucht, biss sich aber auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. „Dann stör uns nicht. Ich bin gerade in Fahrt.“ Sie wollte wieder ausholen, als Ashley den schlaffen Jungen vom Steinstapel warf, der reglos mit heruntergelassener Hose im Dreck liegen blieb.

„Manuel hat Recht Kim. Wir sollten nicht übertreiben.“
Kim machte ein wütendes Gesicht und warf das Brett weg. „Ihr beiden seid solche Spielverderber.“
Ashley rutschte vom Steinhaufen in ging zu ihrer großen Freundin. „Ich dachte du wolltest dich auch zügeln?“
„Ich habe doch das Brett weggeworfen, oder?“ maulte Kim. „Ich muss sowieso zum Training.“

Kim wand sich zum Gehen, wobei sie dem Jungen am Boden noch einen Tritt verpasste, der diesen einen halben Meter über den Boden rutschen ließ. Ashley grinste Manuel an. „Na? Wollen wir noch zusammen abhängen?“
„Meine Eltern warten mit dem Essen. Bin sowieso schon spät dran wegen dieser Sache hier.“
„Oh schade.“ sagte Ashley. Was wirklich traurig klang. Dann rannte sie mit einem lauten „Warte Kim.“ hinter ihrer großen Freundin her.

Manuels Eltern warteten tatsächlich. Und sich jetzt von den Mädchen zu trennen war nicht so schlimm. Den Morgen war das Wochenende nach Halloween. Er war mit Kim verabredet. Sie hatte ihm zwei volle Tage versprochen, auf deren Einlösung er bestehen würde.  Und ob das Kim noch wusste oder vergessen hatte, war ebenfalls egal. Er hatte inzwischen, über andere Mitschüler ihre Adresse in Erfahrung gebracht. Und morgenfrüh um 8:00 Uhr würde er vor ihrer Haustür stehen. Ob sie wollte oder nicht.